Dienstag, 28. & Mittwoch, 29. Mai 2024
Allzu große Lust haben wir beide nicht auf den geführten Stadtrundgang haben, der heute Vormittag noch auf dem Plan steht. Wir sitzen ziemlich stumm beim Frühstück, traurig, dass die Tour zu Ende geht, und auch das Wetter passt dazu. Trübe.
Aber Eka, die uns um 10 Uhr abholt, ist so sympathisch, so voller Elan, dass wir schon nach wenigen Minuten fröhlich schwatzend neben ihr herlaufen. Und die Idee, den Stadtrundgang durch Tbilissi erst am Ende der Reise zu machen, erweist sich als sehr gut. Wir können Eka mit all den Fragen löchern, die uns in den vergangenen knapp zwei Wochen durch den Kopf gingen. Zum Beispiel: Warum treffen wir am Wochenende immer wieder Schulklassen? Weil Schulausflüge in Georgien nur am Wochenende stattfinden.
Wir fahren mit der Seilbahn zur Kartlis Deda, zur Statue der Mutter Georgiens, schauen von dort über die Stadt und spazieren dann gemütlich nach unten. Eka fragt, was wir von Tiflis bereits gesehen haben, und passt den Spaziergang so an, dass wir – neben den “Klassikern” – auch Ecken kennenlernen, in den wir noch nicht waren. Wir lernen, warum einige der Balkone auch heute noch vergittert sind (weil früher Diebesbanden über die Balkone kamen), staunen einmal mehr über die heute leider verfallende Pracht der Stadthäuser und schlendern an der alten Stadtmauer entlang.
Wir laufen und laufen und unterhalten uns dabei so gut, dass wir gar nicht merken, wie die Zeit vergeht. Nach knapp drei Stunden sitzen wir zu dritt beim Mittagessen und reden mit Eka im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt. Wir verabschieden uns danach von ihr, als würden wir uns schon ewig kennen. Was für ein anregender und schöner Vormittag! Und wir hatten darauf eigentlich keine Lust … 🙄
Uns steht der Sinn danach, die georgische Hauptstadt noch weiter zu erkunden und so folgen wir den Tipps, die Eka uns noch mit auf den Weg gegeben hat: Wir tappern zum Dry Bridge Market (netter Trödel), von dort nach Fabrika (tolle Mischung aus Verfall, schön restauriert und Kreativszene), wo wir eine kurze Pause einlegen, und dann folgt das Abenteuer des Tages: Wir fahren Metro!
Klingt wenig aufregend? Hätte ich vorher auch gesagt! Aber allein die alte, klapprige und vor allem ewig lange Rolltreppe ist ein Erlebnis. Die Metro stammt aus russischer Zeit und die Russen haben wohl, warum auch immer, ihre Metros immer sehr, wirklich sehr tief in der Erde verbuddelt. Der Metrozug kam uns ebenfalls vor wie aus der Sowjetzeit – und die Georgier lieben Geschwindigkeit nicht nur im Auto, sondern auch in der Metro. Ich frag mich die ganze Zeit, wann die Metro aus den Schienen springt. Ganz ehrlich (ja, klingt blöd und man darf darüber gerne lachen): Ich bin froh, als wir heil wieder draußen sind.
Ganz gemütlich und vielleicht noch ein bisschen langsamer als sonst machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Wir müssen noch die Taschen packen, morgen geht es heim. Vom Mittagessen sind wir so satt, dass wir aufs Abendessen verzichten; mit der zweiten Flasche Wein, die wir gestern gekauft haben, machen wir es uns auf dem Balkon unseres Zimmer im Sole Palace gemütlich und ziehen ein kurzes, dafür umso eindeutigeres Fazit dieser Tour.
Georgien ist toll! Land, Leute, Landschaft, Kultur … Aber das Wesentliche: Wir haben uns hier in jedem Moment einfach nur wohlgefühlt. Wir sind schon viel gereist, haben viel gesehen. Georgien schafft es auf Anhieb nach sehr weit vorne in unserer Liste von Lieblingsländern.
Die Heimreise ist, abgesehen von der unchristlichen Uhrzeit, absolut unspektakulär. Ein Fahrer holt uns pünktlich um zwei Uhr morgens am Sole Palace ab und bringt uns zum Flughafen. Vorbei am Kaukasus und über die Alpen geht es nach Hause. Wir wären gerne noch in Georgien geblieben und wir hoffen sehr, dass die politische Lage es auch in Zukunft zulässt, dass wir dieses absolut wunderbare Land noch einmal bereisen können!!!
Unsere geplante Reiseroute: