Auf der anderen Seite des Flusses

Mittwoch, 22. Mai 2024

kazbek und dreifaltigkeitskirche bei sonnenaufgang, georgien, mai 2024

Viertel vor fünf. Und Dirk sagt vier Worte, mit fatalen Folgen für meinen Schlaf: „Da ist der Berg!“ Und tatsächlich, entgegen jeder Wettervorhersage grüßt der Kazbek mit seinem verschneiten Gipfel vor strahlend wolkenlosem Himmel.

Was schaut der Kerl auch aus dem Fenster? Zunächst einmal treffen seine Worte aber auch nur ihn, denn heute wird uns der Berg nicht entkommen. Ich treibe meinen Mann erst zur Eile und dann samt Kameraausrüstung barfuß und in Shorts auf den Balkon. Wir haben kuschelige vier Grad …

Es lohnt sich, das Fotomotiv ist kaum zu toppen. Und diesmal scheint auch ein Timelapse eine gute Idee zu sein. Was mich dann doch noch unter meiner kuscheligen Bettdecke hervortreibt, den während Dirk mit dem Zeitraffer beschäftigt ist, wird das Licht der aufgehenden Sonne so gigantisch, dass ich leider auch Fotos machen muss. Hartes Schicksal!

Anders als gestern legen wir uns heute nach der Fotosession aber nochmal hin und pennen zwei Stunden. Alles ganz gemütlich; allerdings auch ohne Trödelei, denn wir wollen nicht zu spät auf der Georgischen Heerstraße sein, um dem Ansturm der LKW zu entgehen.

samtorowo-kloster. mzcheta, georgien mai 2024

Das klappt. Nach dem Frühstück checken wir im Hotel Capra, das uns supergut gefallen hat, aus und machen uns auf den Weg nach Mzcheta. Wir schauen uns erst das Samtorowo-Kloster und dann die Swetizchoweli-Kathedrale an. Während wir bisher mit den Kirchen nicht so viel anfangen konnten, gefällt uns die Kathedrale in Mzcheta richtig gut. Auch wenn wir es etwas schräg finden, dass hier die Grabstelle von Jesus nachgebaut wurde. Andere Länder, andere Sitten.

swetizchoweli-kathedrale, mzcheta, georgien, mai 2024

Wir essen im Check-Inn Garden zu Mittag (klingt schrecklich nach Fast Food-Bude, ist aber ein nettes Lokal, wo man schön im Garten sitzen kann). Das Dschwari-Kloster, das man ein Mzcheta eigentlich auch noch besichtigen muss, schenken wir uns.

Es liegt etwas beschwerlich erreichbar auf der anderen Flussseite, der vermeintlich tolle Ausblick wäre bei dem diesigen Licht heute auch nur bedingt schön. Das lohnt nicht, wir fahren Richtung Ateni.

Unterwegs halten wir noch kurz an der kleinen Samtawissi-Kirche, tappern kurz drumherum und dann fängt das Abenteuer des Tages an. Wir kommen gut bis Ateni, alles bestens. Nur Nika Vacheishvilis Gästehaus … das finden wir irgendwie nicht.

samtawisi-kirche, georgien, mai 2024

Google führt uns zu einem Punkt auf der Landstraße und meint, wir seien da. Also fast da. Wir müssten nur noch zu Fuß über den Fluss. Äh, moment mal. Wir fragen einen alten Mann, der sofort nickt. Nika ja, ja. Er deutet zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Nach Ateni und dann rechts.

Okay, dann haben wir nur die Abzweigung verpasst und Google ist zu doof. Tatsächlich zeigt in dem kleinen Örtchen auch ein kleines, unscheinbares Schild nach rechts. Steil runter nach rechts. Dirk kennt da ja bekanntlich nichts, er bugsiert das Auto die steile Schotterstraße nach unten.

Wo wir als Nächstes vor einem sehr kräftig fließenden Fluss stehen. Hier kommen wir doch auch nicht rüber?! Zwei Autos stehen da schon, wir quetschen uns irgendwie daneben. Und laufen mal dem Schild hinterher, das uns über das kleine, wacklige Brückchen schickt.

Ein paar Minuten später treffen wir auf Diana, die uns herzlich begrüßt. Es stellt sich heraus, dass wir alles richtig gemacht haben. Ja, der Fluss führe zu dieser Jahreszeit ziemlich viel Wasser. Da könne man aktuell nicht durchfahren.

Es dauert einen Moment, bis wir begreifen, was Diana gesagt hat: Also jetzt sind sie nur zu Fuß zu erreichen. Und den Rest des Jahres fährt man halt durch den Fluss. Alles klar. Das könnte man vielleicht auch vorher mal als Info rausgeben …

Anyway, jetzt sind wir ja da. Diana fährt mit Dirk zurück zum kleinen Brückchen, sie holen das Gepäck aus dem Auto und karren es her. Ich bekomme derweil vom Opa einen Espresso. Wir räumen kurz unseren Kram aufs Zimmer und schlendern dann zum „Restaurant“: überdachte Sitzplätze neben den Weinreben, Blick in die Landschaft. Einfach nur schauen und genießen!

abendessen in nika vacheishvilis gästehaus, ateni, georgien, mai 2024

Wir fühlen uns bei Nika unglaublich wohl. Und dieses Gefühl verstärkt sich beim typisch georgischen Abendessen, das zudem gleich eine kleine Wein- und Schnapsprobe wird. Banale Worte für große Gefühle: Es ist so schön hier!

Unsere geplante Reiseroute:

2 thoughts on “Auf der anderen Seite des Flusses

  • 30. Mai 2024 at 19:59
    Permalink

    Geht es euch gut?! 🙂

  • 24. Mai 2024 at 22:03
    Permalink

    Da wäre ich auch aufgestanden. Diese Farbe….! Wunderschön!

Comments are closed.