Samstag, 01. April 2023
Ich könnte mich dumm und dusselig ärgern über meine eigene Unfähigkeit. Ich hasse es, wenn ich mich doof anstelle. Und gleich doppelt, wenn uns das gute Fotos kostet.
Dabei waren die Voraussetzungen bestens. Wir konnten ausschlafen – Frühstück war erst für acht Uhr geplant und somit hatten wir alle Zeit der Welt. Zumal ja auch das Duschen ausgefallen ist, ihr erinnert euch … Kaltes Zimmer, noch kälteres Bad und das Wasser gefühlt aus dem Eisbach.
Also mummeln wir uns morgens noch ein wenig in die warmen Decken und schauen den Kondoren zu. Natürlich hält es uns bei diesem Anblick nicht mehr lange im Bett. Dirk wagt sich mutig in die Kälte und in die kalten Klamotten und geht mit Kamera und großem Tele bewaffnet nach oben, wo ein überdachter Balkon beste Beobachtungsmöglichkeiten bietet.
Auch ich bin viel zu neugierig und folge ihm ein paar Minuten später. Es ist wunderbar, den Kondoren zuzuschauen, wie sie ihre Runden drehen. Für Fotos sind sie aber noch zu weit weg. Dann aber … lässt sich einer am Berghang in Fotoentfernung nieder. „Der fliegt bestimmt gleich los“, meint Dirk.
Wir starren den Vogel an, hypnotisieren ihn geradezu. Und er sitzt da und starrt zurück. Okay, das kann noch dauern. Und dann nimmt das Drama seinen Lauf. Dirk verschwindet kurz zur Morgentoilette. Ich bleibe. Und dann fliegt der Kondor los. Was für ein Anblick!
Ich greife nach der Kamera. Dirks Kamera. Die völlig anders eingestellt ist als meine. To cut a long story short: Bis ich die notwendigen Einstellungen gefunden habe, segelt der Kondor schon wieder weit außerhalb der Objektivreichweite. Ein paar verwackelte Beweisfotos. That’s it. Wir sind beim Frühstück beide leicht brummelig …
Es ist bitterkalt. Wir wollen zur Laguna Mica im Nationalpark Antisana und dort eine kleine Wanderung machen. Und wir ziehen beide so viele Kleidungsschichten übereinander, wie unsere Reisetaschen hergeben. Bei vier ist Schluss. Auch Guillermo ist dick vermummt. Gefühlt friert er noch viel mehr als wir.
Wir fahren von Tambo Condor aus eine gute halbe Stunde bis zur Laguna, die auf gut 3.900 Metern liegt. Die Landschaft wird karger, gefällt uns. Die Wolken werden dichter, gefällt uns nicht. Fürs Erste bleibt es aber trocken und wir können loslaufen. Während Dirk sich pudelwohl fühlt, gehe ich in der Höhe wortwörtlich in die Knie. Jede kleine Steigung macht mich fertig.
Die Landschaft, die Luft um uns herum sind aber trotzdem grandios. Und hin und wieder erwischen wir sogar einen Sonnenstrahl zwischen den Wolken. Zwischendurch fängt es an zu regnen, was uns dazu bringt, den Weg etwas abzukürzen. Mir ist das ganz recht; für Dirk tut es mir leid, der wäre noch Stunden weitergewandert.
So sind wir etwas früher als geplant zurück im Tambor Condor und nutzen die Zeit, die dort herumschwirrenden Kolibris zu fotografieren. Die Kondore wollen sich leider nicht mehr zeigen. Wir essen zu Mittag – drei Gänge, wie immer, sonst würde man ja verhungern. Und die Suppe vorneweg enthält heute ein halbes Hähnchen.
Nachmittags bringt Guillermo uns zum Cuello de Luna, direkt am Eingang zum Cotopaxi Nationalpark. Er selbst übernachtet diesmal nicht in der gleichen Unterkunft, so dass wir zum ersten Mal seit über einer Woche einen Abend ganz für uns haben. Auch mal schön.
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