Freitag, 07. Oktober 2022
Irgendwann müssen wir es einfach zugeben. Wir lieben Strandurlaub. Also ohne den Strand. Und ohne die Menschen, die sich dort normalerweise in Massen tummeln.
Klingt vielleicht erst einmal absurd, aber wir haben gerade auf dieser Tour viel darüber nachgedacht. Eigentlich behaupten wir immer, dass wir Strandurlaub nicht ertragen, weil es uns spätestens am dritten Tag zu langweilig wird. Das ist aber völliger Blödsinn.
Hier in Namibia (und durchaus auch schon in anderen Ländern) sitzen wir tagelang an einem Fleck, starren in die Landschaft und tun ansonsten genau nichts. Okay, ein paar kurze Spaziergänge, aber das zählt nicht. Was wir für diese Ruhe aber brauchen, ist zum einen eine entsprechende Landschaft (oder einen Fluss) und zum anderen die absolute Abwesenheit anderer Menschen. Dann halten wir tagelange Untätigkeit mit größter Freude aus.
So. Genug Einblick ins NikiDirk-Seelenleben. Zurück zu unserem letzten Tag auf Mount d’Urban. Der sich übrigens leider nicht durch die Abwesenheit anderer Menschen auszeichnet. Die Südafrikaner sind angenehme Nachbarn, einzig die Tochter im Grundschulalter hören wir immer mal ein Liedchen trällern. Alles gut.
Dann kommen abends aber erst vier ältere Franzosen und später ein Schweizer Paar mit seinen vier Kindern. Und die sind die Pest. Nee, nicht weil man die beiden kleineren Kiddies hört. Das ist okay, Kinder darf, Kinder muss man hören. Aber die älteren lassen abends eine Drohne fliegen. Und das geht an einem solchen Ort gar nicht! Sage ich ihnen auch sehr deutlich, nachdem ich mir das Gesirre eine halbe Ewigkeit angehört habe. Interessiert sie aber irgendwie nicht. Grummel.
Bis auf dieses etwas unschöne Intermezzo zum Sonnenuntergang verbringen wir aber auch heute wieder einen wunderbar entspannten Tag auf Mount d’Urban. Wir spazieren vormittags den Lindy’s Trail, sind eine gute Stunde unterwegs und machen dann wieder – siehe oben – Strandurlaub ohne Strand.
Wobei wir durchaus noch etwas für unsere Bildung tun, denn Dirk liest in unserem Geologiebuch nach, was es eigentlich mit den Schwarzrandbergen um uns herum auf sich hat. Wir lernen etwas über „Zeugenberge“ und darüber, dass der Boden hier einen so hohen Tongehalt hat, dass er kaum Wasser durchlässt. Das erklärt die wenigen Bäume.
Und das Gestein, das hier überall herumliegt, ist einfach fantastisch schön. Mit etwas mehr künstlerischer Kreativität, als sie uns beiden gegeben ist, könnte man hier nur mit den Steinen die schönsten Skulpturen, Figuren, Kunstwerke schaffen.
Als Boetha uns abends das Grillfleisch bringt, sind wir entzückt. Mir fällt kein besseres Wort ein, denn dieser gestandene namibische Farmer ist einfach ein tappsiger Bär. Und da steht er nun vor uns, einen herrlich altmodischen Emaille-Kochtopf mit (von ihm selbst!) mariniertem Lamm und einer Boerewors in der Hand, und befürchtet, dass es uns zu wenig sein könnte.
Unnötige Befürchtung. Das Lamm ist richtig lecker, wir machen noch ein wenig Feta mit Tomaten dazu und trinken einen Middelvlei Pinotage. Life is good. Auch mit Schweizer Nachbarn.
Unsere Route in MyMaps
Zufriedensein ist einfach schön!