Swakopmund. Finally.

Mittwoch, 22. September 2021

mit dem landy unterwegs an der skelettkueste, namibia

Wir schwanken heute Morgen zwischen Zuversicht und Skepsis. Einerseits hat der Schlauch gestern vermeintlich gut dicht gehalten. Andererseits hatte Dirk nachmittags auf der Campsite ordentlich Kühlwasser nachfüllen müssen.

Unter dem Landy ist morgens jedenfalls nur ein klitzekleiner Wasserfleck zu sehen. 1:0 für die Zuversicht. Bevor wir uns weiter mit dem Thema beschäftigen, frühstücken wir aber erst einmal. Wir wollen zwar zügig loskommen, aber so ganz ohne Frühstück ist das einfach kein Patent. Und in Palmwag ist es ja schön warm 😎

Um viertel vor neun sind wir auf der Piste, der erste Stopp ist die ein paar hundert Meter entfernte Tankstelle. Die glücklicherweise auch Diesel für uns hat. Stopp Nr. 2 folgt ebenfalls nur wenige hundert Meter weiter: das Vet Gate. Rohes Fleisch darf hier von Nord nach Süd nicht durch, das wird – mehr oder weniger effizient – kontrolliert.

Die Kontrolle dauert nur ein paar Minuten. Die reichen aber blöderweise aus, damit sich ein etwa handtellergroßer Wasserfleck unter dem Landy bildet. Nicht gut. Die Skepsis gleicht aus, es steht 1:1. Wir fahren erst einmal noch gute zwanzig Kilometer, halten dann am Straßenrand und schauen uns das Desaster an. Das Wasser drückt an zwei Stellen unter dem Reparaturband raus. Und jetzt?

Wir füllen Wasser nach (immerhin hatten wir in der Palmwag Lodge unseren Wassertank aufgefüllt, wir haben also 40 Liter dabei 😉) und gehen aufs Ganze: Wir wickeln alles an Reparaturband, was wir haben, um den Schlauch und verkleben das alles noch einmal mit einer dicken Schicht Duck Tape. Mehr Reparaturband haben wir nicht mehr und das Duck Tape alleine wird auf Dauer vom Wasser aufgeweicht werden. Es kommt also darauf, ob wir schnell genug in Swakop sind. Die Zeit arbeitet heute definitiv gegen uns.

Es gibt von Palmwag aus zwei Möglichkeiten, nach Swakopmund zu fahren: durchs Landesinnere oder an der Küste entlang. Wir hatten eigentlich die Küstenroute geplant, jetzt zögern wir. Entlang der Skelettküste ist über 100 Kilometer lang nichts. Kein Ort, keine Siedlung. Dafür lässt sich die Salzpad sehr gut fahren. Durchs Landesinnere sind die Straßen deutlich schlechter, dafür gibt es zumindest ein paar größere Ortschaften, sprich die Chancen auf Hilfe im Fall der Fälle wären größer.

An der Abzweigung, an der wir uns entscheiden müssen, schauen wir noch einmal unter die Motorhaube. Sieht eigentlich ganz gut aus. Ein bisschen Wasser ist zu sehen, aber das hält sich in Grenzen. Wir füllen sicherheitshalber bei der Gelegenheit gleich noch einmal Wasser nach und nehmen dann – ihr ahnt es sicher schon, no risk, no fun – die Küstenstraße.

Fürs Erste scheint auch alles in Ordnung, zumindest bildet sich auf dem Riffelblech neben der Motorhaube diesmal keine Pfütze. In Springbokwasser passieren wir das Gate zum Skeleton National Park. Kurzer Blick unters Auto. Kein Wasser. Gut. Wir mögen diese unfassbar karge Landschaft einfach. Die Straße fällt schnurgerade zur Küste hin ab, ein schier unendlich weiter Blick.

Als wir nach Süden abbiegen, stoppen wir noch einmal und kontrollieren das Wasser. Ganz dicht ist der Schlauch nicht, wir haben aber den Eindruck, dass er nicht viel Wasser durchlässt. Wir füllen wieder nach und fahren dann weiter. Die Landschaft bleibt karg und faszinierend, immer wieder geben die Dünen rechts von uns auch den Blick auf den Atlantik frei. So schön!

schotterstrasse zur skelettkueste, namibia

Die Straße von Springbokwasser zur Küste. Einfach schön. Einfach grenzenlos.

skeleton coast gate in ugabmond, namibia

In Ugabmond verlassen wir den Skeleton Coast National Park.

Wir zählen die verbleibenden Kilometer bis Swakopmund runter. Noch 200, noch 150, noch 100, alles gut. Ein weiterer Punkt für die Zuversicht, 2:1 kurz vor Spielende, das muss doch gehen. Wir halten noch einmal etwa 60 Kilometer vor Swakop und schauen unter die Motorhaube. Für uns sieht alles halbwegs in Ordnung aus – und es ist ja nicht mehr weit. Wir füllen noch einmal Wasser nach. 380 Kilometer haben wir heute schon geschafft, dann schaffen wir auch die letzten sechzig.

Denkste. Dreißig Kilometer vor dem Ziel geht die Temperatur schlagartig hoch, wir müssen stoppen. Das Duck Tape ist völlig durchgeweicht; offenbar konnte das Reparaturband dem Wasser nicht mehr standhalten. Weitere Reparaturversuche wären zwecklos, uns bleibt nur eine Taktik: bis Swakopmund so oft Wasser aufzufüllen, bis wir da sind.

Das müssen wir zum Glück nur einmal, dann rollen wir endlich bei Nico auf den Hof und sind gerettet. Was mich hier unten immer wieder fasziniert: Kaum haben wir unser Problem geschildert, kommt ein Mechaniker, schaut sich das Dilemma an und kümmert sich drum. Ohne großes Getue, ohne Lamentieren, es gibt ein Problem und darum wird sich gekümmert.

Ein Ersatzschlauch ist leider nicht im Lager, aber es findet sich ein anderer, der passt, und der auch gleich verbaut wird. Wasser nachfüllen, Luft aus dem Kühlkreislauf rausbekommen, nach einer dreiviertel Stunde sind wir auf dem Weg zu Meike’s Guesthouse. Kostenpunkt der ganzen Aktion: 70 N$ + 30 N$ Trinkgeld für den Mechaniker. Umrechungskurs Euro <> Nam-Dollar ca. 1:17 … noch Fragen?

Bei Meike werden wir supernett empfangen, hier fühlen wir uns direkt wohl. Und sind happy, es endlich einmal hierher geschafft zu haben, nachdem wir im letzten Jahr stornieren mussten. Wenn es nach uns geht, sind wir hier auch definitiv nicht zum letzten Mal. Zum Abendessen hatte ich uns online einen Tisch im The Tug reserviert. Wir mögen das Restaurant direkt am Meer, die Atmosphäre ist einfach entspannt, das Essen lecker, so soll das sein.

Unsere Route in MyMaps

3 thoughts on “Swakopmund. Finally.

  • 25. September 2021 at 20:13
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    Nachtrag:
    Heute gab es einderbar zart-saftiges Iberico-Carrée. Dazu einen Doppio Passo Reserva von 2016.
    Grillen ist was feines!

  • 25. September 2021 at 9:52
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    Das war ein prima Spannungsbogen! Als Leser. Als eigentliche Urlauber braucht’s diese Nervenbelastung nicht. Das ist einfach ätzend, dieses unterschwellige Gefühl: oh, ist es wieder soweit? Wieviel ist jetzt rausgelaufen? Wieviele km sind es noch?
    Ein ständiges auf der Hut sein. Und am Ende hat es der Wagen noch mal spannend gemacht. Die Reparatur sowie deren Kosten und prompte Erledigung…ein Traum! Bestimmt hat euch der Abend im entspannten Küstenlokal wieder in den Urlaubsmodus zurückversetzt.
    Eine Frage bleibt: hattet ihr noch rohes Fleisch am Kontrollpunkt dabei und wurde es entdeckt?

  • 24. September 2021 at 14:30
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    Es ist ein spannender Tripp gewesen! Gut, dass ihr die Genussstrecke gewählt habe und noch besser, dass es gelungen ist. Ich war richtig nervös beim Lesen, obwohl ich ja schon wusste, dass ihr angekommen wart ;-)…
    Auch wenn mir die Straße (das Bild) eigentlich zu karg wäre – ein tolles Bild – absolute Weiter, absolutes Nichts…

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