Die Diva langweilt sich

Donnerstag, 16. September 2021

dunstiger sonnenaufgang ueber dem kunene, camp cornie, namibia

Der Plan für heute ist simpel: dem Fluss beim Fließen zuschauen. Und bis kurz nach dem Frühstück geht dieser Plan auch bestens auf.

Wir lassen es gemütlich angehen und stehen gegen halb acht auf. Die Sonne arbeitet sich langsam nach oben und lugt strahlend hinter den Palmen auf angolanischer Seite hervor. Während Dirk sich um Eier, Speck und Kaffee kümmert, versuche ich, mit der Kamera die leicht diesige und damit spannende Morgenstimmung einzufangen.

Frühstück mit Blick auf den Fluss. Siehe oben. Wir wollen dem Kunene heute den ganzen Tag zuschauen, wie er vor sich hin fließt. Irgendwann, das ist unvermeidlich, müssen wir dann auch mal abwaschen. Und wir sehen (innerlich frohlockend) unseren Campnachbarn beim Zusammenpacken zu. Wie schöööön, dass die verschwinden, die fanden wir doof (und unmöglich und unhöflich und überhaupt!).

wasserkessel, camp cornie, namibia

dirk macht fruehstueck im camp cornie, namibia

sonnenaufgang ueber dem kunene, camp cornie, namibia

Soweit liegen wir also voll im Plan. Der Kühlschrank gibt bei der Hitze alles – vor allem wenn man ihn abends aus Versehen auf null Grad einstellt. Der wird heute nicht mehr den ganzen Tag durchhalten, wenn wir nicht ein wenig nachhelfen. Ist ja kein Problem, lassen wir einfach den Motor eine halbe Stunde laufen und laden die Batterie. Camp Cornie ist sowieso gerade leer, stören wir also noch nicht einmal jemanden.

Und dann meldet sich die Diva aka Lieblings-Landy. Dieses dauernde Nichts tun wird unserer Diva offenbar zu langweilig. Und so lässt sie einfach mal bei laufendem Motor die Alarmanlage aufheulen. Botschaft: Ich brauche mehr Beachtung! Bitte was? Du spinnst wohl, kauf dir ’n Snickers. Aber moment mal: So einen Effekt hatten wir doch 2015 schon mal mitten im Hoanib, als während der Fahrt der Alarm losging. Damals verstummte der allerdings nach ein paar Minuten – und die Alarmanalage war (so dachten wir) tot. Bis heute.

To cut a long story short: Mit Türen verriegeln und wieder entriegeln, Zündung an, Zündung aus lässt sich der Alarm immer mal abstellen. Jedoch ohne Muster. Und irgendwann heult er dann auch wieder los. Ohne erkennbaren Grund. Mal beim Entriegeln der Türen. Mal einfach so. Wir haben keinen blassen Dunst, wo das Problem ist, und ziehen den Telefonjoker.

Dirk telefoniert mit Gunther. Der ist zwar ähnlich ratlos wie wir und kann sich vor allem das Phänomen des Alarms bei laufendem Motor nicht erklären, beruhigt Dirk aber insoweit, dass das eher nichts Dramatisches ist. Im Zweifel, so meint er, solle Dirk doch im Motorraum den Stecker für das Soundmodul suchen und ziehen. Dann sei Ruhe 😲

Ganz so weit gehen wir dann doch nicht. Stattdessen beschließen wir, unserer Diva ein solches Verhalten nicht durchgehen zu lassen und sie mit Missachtung zu strafen. Nehmen uns unsere Stühle und starren ganz planmäßig und meditativ auf den Fluss. Das Ganze immer mal musikalisch unterlegt von einer wildgewordenen Alarmanlage.

Irgendwann werden wir dann doch nochmal unfassbar aktiv. Tappern zum „Strand“, besorgen uns zwei kühle Bier und nutzen das WiFi, um kurz mit den Ostmännern zu WhatsAppen. Es wird Zeit für den Sundowner (mit Blick auf den fließenden Fluss, versteht sich) und dabei fragen wir uns, was die bessere Entscheidung ist: zu hoffen, dass der Kühlschrank bis morgen durchhält, oder den Motor laufen zu lassen und damit die Alarmanlage herauszufordern …

No risk, no fun gewinnt. Ich warne vorsorglich unsere neuen Campnachbarn vor, dass es laut werden könnte. Die beiden sind völlig relaxt. Alles gut. Und damit nehmen sie der Diva jeden Spaß am Krach machen. Der Alarm bleibt aus. Die Kühlschrankbatterie lädt jedoch erst beim zweiten Versuch. Hmmm. Das sollten wir wohl mal beobachten …

Wir haben allerdings Wichtigers zu tun, als über Landys und ihr gespanntes Verhältnis zu Elektrik zu sinnieren. Das Abendessen ruft: Gegrillt wird die zweite Portion Lammchops, dazu Feta mit Tomaten aus der Alufolie und weil es auch heute Abend wieder weit über 30 Grad sind, trinken wir dazu einen gut gekühlten Kanonkop Pinotage Rosé. Die Kühlschrankbatterie hat ja jetzt wieder Saft 😊

Randnotiz: Inzwischen haben wir auch geklärt, warum unser Navi so verwirrt war. Es hat noch eine alte Karte (warum auch immer, Dirk war sicher, sie aktualisiert zu haben) und da ist ein kleiner Abschnitt offenbar als „unfahrbar“ markiert. Deshalb wollte es uns immer wieder über Opuwo schicken. Google macht das übrigens ähnlich, weshalb die angegebene Route nicht ganz stimmt.

Unsere Route in MyMaps

One thought on “Die Diva langweilt sich

  • 21. September 2021 at 8:10
    Permalink

    Vermutlich seid ihr beiden nach dem Tag schon kurz vor dem Zen-Zustand und das hat eure Diva so beruhigt. So isses such irgenwie schöner als eine Nacht mit Alarmuntermalung.
    Ich vermute mal, dass es das kühle Bier nur deswegen am Strand gab, weil ihr euers im Fluss gekühlt habt, oder war da tatsächlich ne Strandbar? Oder war es das Ergebnis eures verlässlichen Kühlschranks?

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