Mittwoch, 16. Januar 2019
Für einen kurzen Moment fragen wir uns, ob wir gestern etwas falsch verstanden haben und da gleich noch eine Reisegruppe zum Frühstück kommt. Nee, kommt nicht. Der gedeckte Tisch ist für uns ganz allein.
Müsli – trocken oder Bircher Art, Obstsalat, eine Schüssel mit Blaubeeren, Quark, Brötchen, Toast und Marmelade … und dann noch eine Portion Rührei mit Speck. Und das alles garniert mit einem sensationellen Blick über die Karaka Bay. Wir sind begeistert (woran auch die dämlichen Briten mit ihrem Brexit-Votum nichts ändern, das gerade live im Fernsehen zu sehen ist).
Also gestärkt sind wir dann schon mal. Stella hat uns sogar schon die Wäsche gewaschen, die wir ihr gestern hingestellt hatten. Die sortieren wir jetzt noch kurz, räumen sie in den Camper und machen uns dann auf den Weg in die City. Jürgen hatte uns gestern noch einen kompletten Stadtrundgang auf den Plan gemalt – und genau den arbeiten wir jetzt ab.
Also zuerst in die City und zum Te Papa, dem berühmtesten Museum in Neuseeland. Und das völlig zurecht. Wir sind nun beide wirklich keine Museumsgänger. Aber die Ausstellungen im Te Papa sind prima aufbereitet und widmen sich im Wesentlichen der neuseeländischen Geschichte mit all ihren Facetten: natürlich den Maori, außerdem der gewollten und ungewollten Einwanderung von Menschen, Tieren und Pflanzen und auch der neuseeländischen Beteiligung am Ersten Weltkrieg.
Die Ausstellung über die Schlacht von Gallipoli ist so eindrucksvoll, dass man selbst als zutiefst pazifistisch veranlagter, mit der neuseeländischen Geschichte so gar nicht verbandelter Mensch mit den Kiwi-Soldaten mitfühlt. Stark. Anke hätte an einer solchen Ausstellung ihre helle Freude. Und würde sämtliche ihrer Schüler dort durchschleifen 🙂
Eintritt kostet das Te Papa übrigens keinen. Wie (fast) alle neuseeländischen Museen. Jürgen meinte dazu nur lapidar, wenn es Eintritt kosten würde, dann gingen die Kiwis da ja nicht hin. Die seien nämlich Sparbrötchen. Also subventioniert der Staat die Museen. Interessante Argumentation. Wir lassen das mal so stehen.
Nach dem Te Papa steuern wir das Cable Car an. Und landen mitten in gefühlt hunderten von Kreuzfahrt-Touristen. Einen kurzen Moment überlegen wir, ob wir umdrehen sollen, aber da ist es schon zu spät, wir werden mit der Meute weitergetrieben. Das Cable Car … Hmm, ja, ganz nett. Ohne Kreuzfahrer vermutlich auch netter. Aber letztlich entbehrlich.
Schön ist allerdings der Blick über Wellington und vor allem der anschließende, dreiviertelstündige Spaziergang durch den Botanischen Garten zurück in die City. Hier kommen wir dann auch am Parlamentsgebäude vorbei. Es ist das mit weitem Abstand hässlichste Parlament, das wir jemals gesehen haben. Liebe Kiwis – das geht gar nicht!
Es bestätigt aber auch unsere schon länger gehegte Vermutung, die langsam zum Vorurteil wird, dass die Kiwis für Schönheit nur dann einen Sinn haben, wenn sie mit Natur verbunden wird. Bei allem anderen … regiert purer Pragmatismus. Und der ist selten schön. Sei’s drum, kann uns ja egal sein. Ein Foto dieses Betondings sparen wir uns allerdings.
Zeit zum Mittagessen! Wir finden eine nette Kneipe am Hafen, essen wieder leckeren Seafood und spazieren dann langsam Richtung Parkplatz zurück. Auf dem Rückweg zur Edgewater Lodge machen wir einen Schlenker um die Halbinsel. Jürgen hatte einen schönen Scenic Drive mit Blick auf Wellington City versprochen und den genießen wir bei inzwischen schönstem Wetter.
Wir machen es uns abends einfach: Erneut ein netter Spaziergang am Meer entlang, im Arcimboldo werden wir lachend mit einem „Back again?“ begrüßt und diesmal gibt es nach den Calamari eine Meeresfrüchtepizza mit Salat …
Kurzes Fazit zu Wellington: langweilig. Das ist jetzt vielleicht nicht ganz fair, aber Wellington konnte uns nicht überzeugen. Es liegt toll, gar keine Frage. Aber ansonsten … Wir jedenfalls finden das oft geschmähte Auckland viel charmanter.
Und Wellington ist soooo klein. Also wirklich klein. Auf die Frage, ob wir am nächsten Tag auf dem Weg zur Fähre Probleme mit dem Berufsverkehr bekommen könnten, meinte Jürgen nur: „Nee, Berufsverkehr ist nur zwischen acht und neun und auch nur auf dem Stück hier.“ Er zeigt auf den Stadtplan und fährt mit dem Finger zwei Zentimeter die Karte entlang … Süß, oder?
Schade, jetzt kommen wir nicht in den Genuss des häßlichsten Parlamentsgebäudes… naja, wahrscheinlich hattet ihr Angst um eure Fotoausrüstung… hätte ja Schaden nehmen können. 🙂
Vermutlich wachsen euch auch schon langsam Kiemen…viel Regen und dann dieses tägliche Seafood…. ach ..ich bin ja auch nur neidisch (auf das Seafood).
Und könnten wir den Berufsverkehr hier bitte auch einführen?!
😉
Uuuuund?!?? Habt ihr die Welwitscha für mich gefunden?!?!….
Meine Schüler mögen mich! (Gut, vielleicht nicht, weil ich sie schleife…. Aber Schleifen ist nicht so schlecht, wenn man an der richtigen Stelle ansetzt…. :-D…)