Dienstag, 15. Januar 2019
Kann so ein Camper eigentlich umkippen? Die Frage habe ich mir letzte Nacht ungefähr ein Dutzend Mal gestellt. Was hat der Wind da draußen vor sich hingetobt.
Zum Glück hat er zu Tagesbeginn nachgelassen. Wir nutzen das nochmal für ein, zwei Stündchen tiefen Schlaf und sind deshalb heute extrem spät auf. Der Wecker zeigt immerhin schon viertel nach neun, als Dirk duschen geht. Macht aber gar nichts, denn wir wollen heute „nur“ nach Wellington und das sind gerade einmal zwei Stunden Fahrt.
Schade, dass es immer noch so bedeckt ist. Die Strecke ist landschaftlich traumschön, man sieht nur leider kaum etwas, geschweige denn, dass da auch nur ein Hauch von fotogenem Licht vorhanden wäre. Die Suche nach einem Mülleimer gestaltet sich schwierig. Was wirklich faszinierend ist, denn Neuseeland hat eine gigantische Camper-Infrastruktur. Es gibt alles, wirklich alles, was der Camper braucht – bis auf profane Mülleimer. Restmüll produzieren die Kiwis offenbar nicht.
Campsites zu finden, ist gar kein Problem. Dump Stations, um Brauchwasser und Toilette zu leeren, gibt es fast in jedem Ort. Recycling-Container für Flaschen, Dosen & Co. gibt es ausreichend oft. Nur den Küchenabfall, den wird man nur extrem schwer los. Wir fragen uns, ob wir einfach zu doof sind …
Letztlich halten wir auf unserer Mülleimer-Suche in Upper Hut und beschließen, die Frage nach Entsorgungsmöglichkeiten in der i-Site zu stellen. Vorher essen wir aber noch eine Kleinigkeit und trinken einen Cappuccino 🙂 Das Mädel in der i-Site schaut uns völlig verwirrt an. Eigentlich wissen die auf alles eine Antwort – aber dass jemand Haushaltsmüll loswerden will, das überfordert sie.
Wir schließen daraus, dass die vermeintliche Abwesenheit von öffentlichen Mülleimern nicht unbedingt an unserer Blödheit liegt … Dann müssen wir unseren Müll demnächst eben doch auf den Picknick-Sites in die Mülleimer werfen. Auch wenn man das eigentlich nicht tun soll. Aber ihn in die Landschaft zu streuen, wäre wohl die schlechtere Alternative.
In Wellington steuern wir die Edgewater Lodge an, die etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt. Wir sind gespannt, was uns erwartet. Das Haus hat eine Historie, in der einige Filmgrößen auftauchen – darunter Peter Jackson, der angeblich immer noch in der Nachbarschaft wohnt (Randnotiz: Wir würden ihn nicht erkennen, selbst wenn er neben uns stünde … Filmbanausen halt.).
Klingt schon ein bisschen nach Schickimicki. Bekanntermaßen nicht ganz unser Ding. Trotzdem war mir die Unterkunft beim Buchen total sympathisch. Und wir werden in unserer Annahme bestätigt: Kiwis sind nicht Schickimicki. Weder die echten noch die eingeplackten. Jürgen und Stella sind weit weg von Schickimicki. Sie zeigen uns das tolle Haus; wir sind heute die einzigen Gäste. Finden wir auch nicht so schlecht 🙂
Von Jürgen bekommen wir dann noch jede Menge Tipps, was wir alles anschauen sollen. Heute Nachmittag klettern wir über den Berg zu den Weta Caves, den berühmten Studios, wo unter anderem die Herr der Ringe-Filme herkommen. Muss man mal gesehen haben. Auch wenn es uns ehrlich gesagt nicht wirklich interessiert. Allzu traurig sind wir deshalb nicht, dass die geführten Touren bis zum späten Nachmittag ausgebucht sind.
Wir spazieren durch die Straßen und landen irgendwann in Seatoun wieder am Meer vor einem italienisch angehauchten Lokal, das Jürgen uns empfohlen hat. Arcimboldo. Sehr nett und sympathisch, das Essen ist lecker und alles ist mal wieder superunkompliziert. Der Heimweg führt uns eine gute halbe Stunde an der Karaka Bay entlang, wir genießen das Draußen sein, die Luft, so schön …
In der Edgewater Lodge nehmen wir uns noch eine kleine Flasche Wein, setzen uns mit den Sesseln vor die großen Fenster und finden den Ausblick einfach nur toll. Zumal es inzwischen aufgeklart hat und warmes Abendlicht auf die Karaka Bay fällt. Wir überlegen, wie die nächsten Etappen aussehen. Eigentlich wollten wir am Donnerstag von der Fähre direkt nach Kaikoura und dort am Freitag eine Whale Watching-Tour machen.
Aber das Wetter für Freitag klingt bescheiden. Für Samstag schon wieder viel besser … Wir planen ein wenig um: Von der Fähre nur den halben Weg nach Kaikoura und an der Küste stoppen (das war eigentlich für den Rückweg vorgesehen). Und dann freitags nach Kaikoura und samstags auf die Wal-Tour.
Guter Plan, gleich gebucht. Die Wal-Tour für 13:15 Uhr am Samstag und eine Campable-Campsite für Freitag. Hoffentlich veräppelt uns das Wetter nicht.