Was bitte ist das Vorgelege?

Montag, 26. Oktober 2015

Taschenlampen-Schrift

Heute Morgen erwischt uns dann doch die Erkenntnis, dass wir das Dachzelt jetzt wieder für ein knappes Jahr zuklappen. Wir haben zwar schon eine ziemlich konkrete Idee für die nächste Tour, aber vor August oder September 2016 werden wir nicht mehr campen (jedenfalls nicht in Namibia 🙂 ). Wir verdrängen diese leise Traurigkeit und sind froh, dass wir hier an diesem tollen Platz unsere Campingsaison 2015 abschließen dürfen.

Gegen kurz nach neun sind wir bereit zum Aufbruch. Wir verabschieden uns von Inge und ihrem Mann Gerald und nehmen die 400 Kilometer Teerstraße nach Windhoek in Angriff. Wir hängen beide unseren Gedanken nach, als ein störendes Geräusch uns beide aufmerksam werden lässt. Irgendwie klingt der Landy seltsam, außerdem scheint er immer mal zu stottern. Wie üblich sagen wir erst einmal beide nichts, um den anderen nicht zu beunruhigen. Aber es lässt sich nicht auf Dauer ignorieren.

Wir halten an, schauen uns das Auto an. Die Reifen sind in Ordnung, auch ansonsten ist nichts zu sehen. Kurze Ratlosigkeit. Wir beschließen, erst einmal weiterzufahren und tatsächlich scheint sich das Störgeräusch und auch das Stottern wieder zu geben. Leider nicht dauerhaft. Zunächst scheint es so, als träte es nur im sechsten Gang bei höherer und vor allem gleichbleibender Geschwindigkeit auf. Beim Beschleunigen verhält sich der Landy irritierenderweise völlig normal. Nach einem Tankstopp in Okahandja wird das Geräusch und auch das Stottern dann aber ganz schlimm und lässt sich auch weder in einem anderen Gang noch durch verminderte Geschwindigkeit beseitigen.

Es sind noch sechzig Kilometer bis Windhoek. Und wir hoffen beide, dass der Landy das noch durchhält. Tut er. Braves Auto. Wir steuern die Casa Piccolo an, laden aus und dann fährt Dirk direkt zu Andreas Minz. Wir wollen eine erste Einschätzung, was das Problem sein könnte, und wie dringend eine Reparatur ist. Wie immer nimmt sich Andreas sofort Zeit. Er dreht eine Runde mit dem Landy, kann das Problem aber nur bedingt nachstellen. Auf der Hebebühne zeigt sich, dass der Landy am Vorgelege, also letztlich an der Untersetzung, ziemlich viel Öl verloren hat. Ansonsten ist auf den ersten Blick nichts zu erkennen.

Nun gut. Ganz offensichtlich ist das irgendein Defekt, der uns nicht sofort lahmlegen wird und den wir auch nicht deutlich verschlimmern, wenn wir das Auto übermorgen nach Hohewarte fahren und dort abstellen. Andreas Minz wird sich die Sache bei der nächsten Inspektion in aller Ruhe anschauen. Und nachdem ein guter dreiviertel Liter Öl nachgefüllt wurde, scheint der Landy auch wieder besser zu laufen.

Wir räumen in der Casa Piccolo noch ein paar Sachen um – die ersten Vorbereitungen für den Rückflug am Mittwoch. Das schmeckt uns gar nicht. Folglich sind wir auch bei der Wahl des Lokals zum Abendessen irgendwie unmotiviert und beschließen tatsächlich, mal wieder in Joe’s Beerhouse zu essen. Meine Oryx-Lasagne ist auch tatsächlich lecker (wenngleich viel zu viel), Dirks Bobotie ist eher mittelprächtig, vor allem wegen fehlender Würze. Der Tag hat uns doch geschlaucht, der Stress mit dem Landy steckt uns in den Knochen. Folglich ist es kein großes Wunder, dass wir nicht mehr lange lesen, sondern ziemlich schnell einschlafen …