Mittwoch, 14. Oktober 2015
„Plonk!“, sagt die Tasse. Und es ist eindeutig ein Protest-Plonk. Wir hatten wie immer erst einmal eine Tasse kalte Milch getrunken, bevor wir uns unserem heißen Kaffee widmeten. Und als Dirk den dann eingießt, gibt der Thermobecher deutlich zu verstehen, dass er diesen Temperaturunterschied nicht witzig findet. Dabei hätten wir die Milch auch aus normalen Tassen trinken könne. Bei nicht einmal elf Grad Außentemperatur wäre sie garantiert nicht warm geworden …
Ja, es ist schon wieder kalt. Eigentlich hatten wir es in Palmwag wärmer erwartet, aber es ist hart an der Bibbergrenze. Frühstück mit Fleecejacke ist angesagt, zumindest so lange, bis die Sonne endlich auf die Campsite scheint. So schlimm ist das nicht, wir wollen heute Morgen sowieso nicht trödeln, sondern zusehen, dass wir loskommen. Wir besorgen uns für 200 Nam-Dollar an der Rezeption ein Permit für die Palmwag Concession inklusive einer Camping-Nacht und machen uns auf den Weg.
Die Strecken, die wir heute und morgen fahren, kennen wir schon von der Tour vor zwei Jahren. Wir sind gespannt, ob und wenn ja wie sich die Landschaft verändert hat. Gerade der erste Teil in der Palmwag Concession ist auch fahrerisch durchaus anspruchsvoll, von der wunderschönen Aussicht mal ganz abgesehen. Wir kraxeln mit dem Landy steinige Anstiege hoch und runter, durchfahren sandige Passagen und sehen immer wieder Oryx und Springböcke, auch viele Zebras und einige Giraffen. Das sind definitiv deutlich mehr Tiere, als wir 2013 gesehen haben. Soll uns recht sein.
Unser Ziel ist wie bereits vor zwei Jahren die Blackridge Campsite (C6). Damit haben wir uns natürlich auch mal wieder eine ziemlich weite Strecke ins Buch geschrieben; 114 Kilometer sind auf diesen Pisten kein Pappenstiel. Wir lassen uns trotzdem Zeit, genießen die Aussicht und machen zum Mittag auf einer Anhöhe mit gigantischem Rundumblick einen „Erfrischungsstopp“. (Cola! Nur, damit da keine falschen Vermutungen aufkommen.)
Kurz vor dem Ziel müssen wir mehrfach ein paar Trockenflüsse queren – und das bedeutet Geruckel und Gejuckel bei Geschwindigkeiten von 12 km/h in der Spitze … Nein, keine Beschwerde. Wir wussten das vorher, siehe oben – die Strecke sind wir bereits gefahren. Trotzdem sind wir froh, als wir irgendwann endlich auf der Campsite ankommen. Wobei „Campsite“ hier ähnlich zu verstehen ist wie im Desolation Valley: einfach ein Platz im Nichts, dessen Koordinaten ihn als Campsite ausweisen.
Der Ausblick ist immer noch genauso atemberaubend schön, wie wir ihn in Erinnerung haben. Nur an den Wind, an den können (oder wollen?) wir uns nicht erinnern. Aber der wird ja sicherlich zum Sonnenuntergang aufhören … Wir wollen heute früh grillen, um nach Sonnenuntergang dann gleich die eigentlich vorgestern schon geplanten Sternenfotos machen zu können. Wir parken das Auto als Windschutz und das scheint auch zu funktionieren. Bis wir mit dem Grillen anfangen wollen. Da dreht dieser Dreckswind nämlich einfach mal ein paar Grad. Ein Phänomen, unter dem wir in Afrika (leider) öfter mal leiden.
Mist! Das Dachzelt ist schon aufgebaut, das Auto können wir also nicht mehr umstellen (oder nur mit einem Aufwand, den wir uns nicht antun wollen). Und so wie der Wind jetzt steht, können wir die alte Feuerstelle, die mal jemand gebaut hat, auch nicht nutzen. Also fangen wir an, Steine zu suchen und bauen eine eigene Feuerstelle. Das klappt ganz gut und nach einigen geheimen Beschwörungsformeln fängt das Holz auch an zu brennen. Das Abendessen ist also gerettet, auch wenn Dirk bei dem Wind das Sirloin ein klein wenig totgrillt.
Zum Sonnenuntergang sind wir fertig, schauen der Sonne beim Untergehen zu und warten darauf, dass sich auch der Wind in seine Rolle fügt und aufhört. Dazu hat der aber gar keine Lust. Er bläst unvermindert weiter und lässt die Temperaturen in gefühlt eisige Dimensionen fallen. Wir kapitulieren. Mit den E-Books verziehen wir uns ins Zelt, alle Schotten dicht, gute Nacht.
Campsite in der Palmwag Lodge
Unterwegs in der Palmwag Concession
Der Landy krabbelt brav überall hoch
Endlich angekommen an der Blackridge Campsite
Alles super 😉
Farbenspiel zum Sonnenuntergang