Samstag, 17. Oktober 2015
Habe ich vor ein paar Tagen von „echten“ 4×4-Strecken erzählt? Ha! Kindergarten. Ach was sag ich, Krabbelgruppe. Warum ich das sage? Nur Geduld, das erzähle ich euch gleich.
Wir sind mal wieder zeitig auf den Beinen. Es fällt uns hier leicht, zum Sonnenaufgang wach zu werden, das klappt inzwischen auch ohne Wecker. Ein angenehmer Rhythmus, den wir zu Hause vermissen werden. Kurz vor sieben sind wir also auf, die Temperaturen sind kühl, aber aushaltbar. Die übliche Morgen-Routine, frühstücken, abwaschen, zusammenpacken. Wir schwätzen noch mit den beiden anderen Camping-Paaren, dann brechen wir auf Richtung Camp Syncro ganz oben im Nordwesten am Kunene.
Die Tagesetappe hat 92 Kilometer, Tracks4Africa gibt als Fahrzeit knapp viereinhalb Stunden aus. Das klingt für uns sehr entspannt und lässt hoffen, dass wir erneut am frühen Nachmittag auf der Campsite sind. Zunächst ist auch alles bestens, der Weg ist steinig, geröllig, aber letztlich gut zu fahren. Es stört uns nicht, dass wir mal wieder nur mit etwas mehr als 20 km/h vor uns hintuckern, die Ausblicke in die Landschaft bieten genug Abwechslung. Dass sich vor uns hohe, schroffe Berge auftun und unser Ziel direkt dahinter liegt, ignorieren wir geflissentlich.
„Lass uns das mal mit der GoPro filmen, das sieht lustig aus.“, sagt Dirk. Vor uns steigt der Weg ziemlich steil an, die Piste hier ist auch steinig und geröllig und als Zugabe noch scharfkantig und mit schönen großen Schlaglöchern. Lustig, aha. Na dann filmen wir das mal, sieht bestimmt spektakulär aus und macht zu Hause Eindruck. Fies ist, dass der Weg auch noch extrem nach links abfällt, so dass sich der Landy in einen für meinen Geschmack ungesunden Winkel zur Piste begibt …
Im ersten Gang und mit Untersetzung wuchtet Dirk den Landy nach oben, unser braves Auto macht das gewohnt zuverlässig mit. Wow, das war mal ein Anstieg. Blöd ist nur, dass man Anstiege auch wieder runter muss. Es geht ein paar Kilometer über eine Piste, die sich letztlich nur dadurch unterscheidet, dass sie eben verläuft, statt anzusteigen. Und dann geht es vor uns plötzlich steil bergab. Neues Spiel, neues Glück, erster Gang und ab durch die Mitte.
Am Ende ist Dirk ein klitzeklein wenig geschwitzt (ich auch …). Aber ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Spätestens heute Abend bei einem kühlen Bier wird Dirk dieses Abenteuer total toll finden. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Vor allem, weil wir denselben Weg übermorgen auch wieder zurück müssen. Aber bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit 😉 Das Paar mit dem Münchener Landy hat denselben Weg und war vor dem Anstieg kurz hinter uns. Wir warten, ob sie auch gut durchgekommen sind, und als wir sie heil auftauchen sehen, fahren wir weiter.
Danach wird der Weg völlig harmlos. Hier und da Wellblech, auch mal etwas sandigere Passagen, aber alles nicht der Rede wert. Nur der allerletzte Teil kurz vor Camp Syncro ist Wellblech-Pest at its best. Aber da hat man es fast schon geschafft, das geht. Das Kaokoveld mit seinen schroffen Bergen und kleinen Bäumen gefällt uns sehr gut. Wir fahren durch das immens breite Marienflusstal, sehen Strauße und Springböcke und sind tatsächlich nach etwas mehr als vier Stunden am Kunene.
Sarah und Ryan, mit denen ich vorher viel gemailt hatte, begrüßen uns sehr lieb und herzlich und weil wir reserviert haben, bekommen wir Campsite No. 1. Die mit dem Hüttchen und dem meisten Schatten 🙂 Hier gefällt es uns auf Anhieb. Das Camp liegt etwas erhöht und von den Campsites hat man tolle Ausblicke auf den Kunene. Hey, da drüben ist Angola! Der Fluss lädt zum Baden ein – wovon Ryan allerdings abrät. Die Krokodile seien zahlreich und in der Regel gute zwei Meter lang. Das Monster-Kroko käme derzeit auf mehr als fünf Meter … Okay, okay, dann eben nicht die Füße ins Wasser halten. Spannend ist, dass trotzdem Kinder im Fluss baden. Ich muss mir jetzt ganz arg einen bitterbösen Kommentar verkneifen. *schweig*
Der Nachmittag vergeht mit Lesen und Nichtstun. Ryan kommt noch vorbei und bringt uns ein paar seiner frisch geernteten Chilis vorbei – das passt super, die können wir heute Abend gleich zum Schafskäse essen, den wir grillen wollen. Das tun wir dann auch, der Abend ist lau und wir sitzen noch recht lang am Feuer. Schön, abends mal nicht gleich nach Sonnenuntergang zu frieren 😉
Über Stock und Stein im Kaokoveld
Die berühmte „Rooi Drom“
Nearly there: letzter Panorama-Stopp vor Syncro