Wir hatten in unserer Tourplanung ein Problem namens Ávila: Es konnte ja nicht sein, dass wir in Kastillien herumfahren, aber nicht nach Ávila kommen. Nur wann? Die Stadt passte nie so recht, also konnten wir sie auch nach Toledo „einschieben“. Beschlossene Sache, auf dem Weg in die Sierra de Gredos besichtigen wir Ávila.
Und dazu gibt es nur wenig zu sagen: Schönes Städtchen, aber atmosphärisch bei Weitem nicht so dicht wie Toledo, mit einer beeindruckenden Kirche (in der man offiziell natürlich nicht fotografieren darf – das störte aber niemanden) und den fast schon obligatorischen Störchen auf jedem größeren Turm. Ende. Das war Ávila und wir waren froh, dass wir dort entgegen unserer ersten Planung keine Übernachtung gebucht hatten, denn ein halber Tag reicht völlig aus. Also volle Kraft voraus, die Sierra de Gredos wartet.
Ich hatte immer von einer „kleinen“ Sierra bei Ávila gesprochen, wenn ich von unserer zweiten Etappe erzählt habe. Ein klein wenig untertrieben vielleicht, wenn man bedenkt, dass die höchsten Gipfel der Sierra de Gredos doch immerhin fast 2.600 Meter erreichen … Korrigiere also: Die zweite Etappe führte uns in die Sierra de Gredos – eine Sierra mit ziemlich hohen Bergen!
Und wer uns kennt, der ahnt auch schon, was nun kommt: Natürlich sind wir da hochgelaufen! Zumindest ein Stück weit bis auf 2.200 Meter, das hat völlig gereicht, denn als Bergziegen machen wir uns einfach nicht so gut. Und die Wanderung hatte auch immerhin 600 Höhenmeter auf 14 Kilometern zu bieten. Eine Anstrengung, die sich lohnt, denn der Blick auf die (selbst Anfang Juni noch verschneiten) Berge des „Circo de Gredos“ ist einfach nur gigantisch und die Laguna Grande, Scheitelpunkt der Wanderung, liegt schlichtweg postkartenartig kitschig unterhalb der zackigen Gipfel.
Doch, ja, der Abstecher in die Sierra de Gredos und damit in die Natur hatte sich absolut gelohnt. Auch weil wir gleich mehrfach einem Gredos-Steinbock Auge in Auge gegenüberstanden. Für (Wild-)Tierfans wie uns genau der richtige Anreiz, auf einen Berg zu klettern! Nicht ganz so einfach fällt uns das Fazit unserer Unterkunft, der Casa de Arriba in Navarredonda de Gredos.
Das Haus stammt von 1791 und ist wunderschön restauriert und renoviert, der Blick aus dem Garten ist ein Traum und das Essen lecker. Allerdings waren wir die einzigen Gäste und Teresa sprach kein Englisch (bemühte sich auch nicht, stattdessen bekamen wir eine Kostprobe in „Turbospanisch“). Unser Spanisch reicht zwar für die nötigste Verständigung, aber nicht für längere Unterhaltungen – das war schade und gab uns irgendwie das Gefühl, am falschen Platz zu sein …
Hotel: La Casa de Arriba (tolles altes Haus, leider mit einer Besitzerin, die nur Spanisch spricht und auch kaum Interesse zeigt, sich mit ihren Gästen zu unterhalten – wir würden uns wohl eher eine andere Unterkunft suchen)
Sierra de Gredos: schöne Landschaft mit sehr guten Wandermöglichkeiten – für uns eine angenehme Abwechslung zum Städtemarathon