14. April 2010: Löwengebrüll – endlich!

Kaum waren wir abends ins Zelt gekrabbelt, da fing ganz in der Nähe ein Löwe an zu brüllen. Endlich! Wir hatten diesen Sound nämlich wirklich vermisst. Die beiden Deutschen auf der Campsite nebenan hatten das natürlich auch gehört, ebenso wie die Tatsache, dass sich der Löwe im Lauf der Nacht brüllenderweise Richtung Norden entfernte.

Es war klar: Die beiden wollten den Löwen sehen und waren vom Jagdfieber so gepackt, dass sie schon um kurz nach halb sieben von der Campsite rollten. Dummerweise sehen die Parkregeln vor, dass das Gate (das auf botswanischer Seite nur imaginär vorhanden ist) im April erst um sieben Uhr geöffnet wird. Es kam, wie es kommen musste, die beiden wurden prompt unten im Flussbett von einem Ranger gestellt und dazu verdonnert, bis um sieben Uhr dort stehen zu bleiben.

Also tranken sie eine Tasse Kaffee – beim letzten Schluck trafen wir sie dann und ließen uns die Story erzählen. Ob wir nicht mitkommen wollten auf die Löwensuche, acht Augen sähen schließlich mehr als vier. Kurzes Zögern und dann die Stimme der Vernunft vom Fahrersitz: Nein, wir mussten erst einmal nach Twee Rivieren und offiziell aus Botswana ausreisen. Danach ginge es für uns dann Richtung Mata Mata. Ich hoffe, die beiden haben „ihren“ Löwen gefunden.

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: Tiere im KTP

Was sitzt denn da im Baum?

Letztlich hatte Dirk ja Recht. Und manchmal ist es sogar gut, wenn er Recht hat, auch wenn ich es hasse, das zuzugeben. Also Bürokratie statt Löwengebrüll. Stempel im Pass, alles problemlos wie immer. Auf nach Mata Mata und unterwegs vielleicht doch noch ein paar Tiere sehen. Wir litten langsam an Mangelerscheinungen. Es war schon später Vormittag, unsere Erwartungen waren nicht allzu groß, die geheimen Hoffnungen natürlich schon.

Und dann entdeckten wir sie, gleich drei auf einmal: Eulen! Das war eine geniale Sichtung, Eulen hatten wir im KTP schon lange gesucht. Dirk hatte mal wieder die Spuren gesehen. Also die der Reifen, nicht die der Eulen. Chaotische Reifenspuren sind immer ein Zeichen, dass man sich mal genauer umschauen sollte. Und während Dirk die Büsche absuchte, schaute ich rein zufällig in den Kameldornbaum …

Prima, mit dieser Sichtung waren wir mehr als zufrieden. Es waren zwar keine Löwen oder Geparden, aber drei Eulen in einem Baum, das war durchaus beachtlich. Dann allerdings winkte uns ein Mann, wir sollten doch mal kurz anhalten: Auf dem Weg nach Mata Mata gäbe es Geparden und Löwen, letztere am 14. Bohrloch. Konnte das wahr sein? KTP-Effekt, sage ich da nur.

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: unterwegs nach Mata Mata

Neun auf einen Streich

Um es kurz zu machen: Die Geparden haben wir leider nicht mehr gefunden, aber die Gruppe aus neun Löwen fanden wir schlafend unter einem Baum. Faul, wie Löwen nun mal so sind. Wir beschlossen, am Nachmittag noch einmal vorbeizukommen, hoffend, dass die Katzen dann etwas aktiver sein würden.

In Mata Mata erlebten wir eine weitere ausgesprochen positive Überraschung: Wir hatten eines der neuen River Front Chalets gebucht und waren begeistert. Groß, hell, sehr schön eingerichtet und mit einer großen Terrasse, von der aus man fast hautnah den durchs Flussbett ziehenden Tieren zuschauen konnte. Wirklich tolle Unterkünfte und kein Vergleich zu den dunklen, abgewohnten, irgendwie immer leicht siffigen Hütten in Nossob und in Twee Rivieren.

Wir verbummelten den Nachmittag und machten uns gegen 16 Uhr wieder auf den Weg zum 14. Bohrloch. Sie waren noch da – nur die Sonne war weg. So ein Mist. Dieses Wetter im KTP fing schon wieder an wie im letzten Jahr. Immer dichtere Bewölkung, die das ganze Fotolicht schluckte. Allzu dramatisch war das allerdings nicht, denn die Löwenbande machte erst Anstalten sich zu bewegen, als wir langsam aufbrechen mussten, um die „gate closing time“ um halb sieben zu schaffen.

Wir waren trotzdem mehr als zufrieden mit diesem Tag und ließen den Abend bei einem Delheim Pinotage und Sahne-Cashew-Nudeln mit Kudu Sirloin ausklingen. Menschenskinder, was ging es uns schon wieder schlecht …

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: Löwen am 14. Bohrloch

13. April 2010: For residents only

Der Wecker klingelte um viertel nach sechs, vor uns lag ein ziemlich fieser Tag. Bei der Buchung der Campsites hatte ich für Polentswa keinen Platz mehr bekommen, nach Nossob wollten wir nicht, am Ende wurde es dann Rooiputs. Und das bedeutete einen Fahrt zurück zum Kaa Gate und dann einmal der Länge nach durch den kompletten Park. Ehrlich gesagt ziemlicher Irrsinn und auch nur zu schaffen, wenn wir wirklich den kompletten Tag durchfahren würden. Größere Stopps waren da nicht mehr drin.

Deshalb also nur ein kurzer Blick auf den traumhaften Sonnenaufgang und um viertel vor sieben waren wir unterwegs – 15 Minuten früher, als die Parkregeln eigentlich gestatten. Pfui! Die Strecke bis Nossob ist sandig und ziemlich wellig, lässt sich aber recht gut befahren. Und der Tiermangel kam unseren Plänen entgegen: Ein Stopp wegen Tiersichtungen war nicht nötig. Wir kamen gut voran und waren gegen ein Uhr in Nossob. Noch passte der Zeitplan.

Was im Übrigen auch daran lag, dass wir diesmal nicht hinter Straußenfamilien herzockeln mussten, wie es uns auf dem Weg von Zutshwa zum Kaa Gate gleich zweimal passiert war. Diese blöden Vögel samt ihrer Kükenherde waren einfach nicht dazu zu bewegen, kurz die Straße zu verlassen. Stattdessen rennen sie panisch vor dem Auto her und es bleibt keine Chance, als stehenzubleiben, damit sie sich beruhigen und nicht mit Herzkasper umkippen. Ausweichen ist wegen der Dornenhecke auch nicht möglich. Hatte ich eigentlich erwähnt, dass ich Strauße noch nie gemocht habe?

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: Kgalagadi Transfrontier Park

Pad gesluit oder auch nicht …

Wir tankten also in Nossob und nahmen das letzte Teilstück in Angriff. Ob wir es bis Sonnenuntergang nach Rooiputs schaffen würden, hing jetzt vor allem von einer Frage ab: Würden wir wegen der gesperrten Straße zwischen Kij Kij und Twee Rivieren einen ca. 150 Kilometer langen Umweg über die Dune Road fahren müssen oder war Rooiputs weiterhin aus Norden kommend direkt anfahrbar?

Wir machten unterwegs dann doch kurz Rast, um endlich etwas zu essen – und um den Kühlschrank auszuwischen. Bei der ganzen Ruckelei hatte es eine Fleischtüte zerfetzt und der Fleischsaft war ausgelaufen. Lecker! Das hätten wir echt nicht gebraucht. Zum Glück war es aber das einzige Ärgernis des Tages: An der Straße nach Rooiputs stand zwar „Pad gesluit. Road closed.“ Aber wir konnten Rooiputs trotzdem direkt anfahren, das Schild „For residents only“ entlockte uns tatsächlich einen Freudenschrei.

Da ist er wieder, der KTP-Effekt

Rooiputs ist ein netter Campingplatz und uns auf jeden Fall deutlich lieber als Twee Rivieren. Für botswanische Verhältnisse ist er zwar recht eng, verglichen mit der südafrikanischen Seite aber immer noch Platz pur. Dem gut gelaunten Sundowner stand also nichts mehr im Wege. Wir unterhielten uns dann noch mit einem Deutschen, der mit seiner Frau gleich zwei Wochen im KTP verbrachte, um Großkatzen zu sehen. Nach den ersten beiden Tagen waren beide schon leicht verzweifelt, weil sie keinerlei Sichtungen hatten. Wir konnten dazu nur sagen: „Das ist der KTP-Effekt. Erst, wenn du denkst, da kommt nichts mehr, stellt sich endlich das Sichtungsglück ein.“ Und wir sollten vermutlich nicht zu viel versprochen haben …

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: Rooiputs

12. April 2010: Tiere? We don’t have.

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: Gnus Gnus

Schon auf dem Weg vom Gate nach Thupapedi hatten wir kaum Tiere gesehen. Als sich nachts noch nicht einmal die obligatorischen Schakale hören ließen, war uns klar: Die Kaa Section würde uns „tierisch“ enttäuschen. Die Laune wollten wir uns davon nicht verderben lassen, so viel war klar.

Weil Tierbeobachtung also mangels Masse – und übrigens auch mangels geeigneter Wege – ausfallen musste, war das ein klarer Fall für: Relax! Frühstück in aller Ruhe, gemütlich zur nächsten Campsite an der Gnus Gnus Pan tuckern und dort einfach nichts tun. Abgesehen von Lesen, versteht sich. Und Duschen – mit richtig heißem Wasser, weil wir den Kanister ja den ganzen Tag in der Sonne hatten aufwärmen können. Herrlich.

Auf dem Weg zur Campsite hatten wir vereinzelte Oryx und einige Kuhantilopen gesehen, das war’s. Die Entscheidung gegen einen ausgiebigen Game Drive war also richtig gewesen. Und sie kam uns nicht ganz ungelegen, denn am nächsten Tag lag die Mörderstrecke des Urlaubs vor uns: einmal von Nord nach Süd durch den KTP.

Da konnte es nicht schaden, vorher einen Tag auszuruhen und es sich bei Avocados und Kudu Sirloin gut gehen zu lassen. Gin Tonic und Windhoek Draught nicht zu vergessen – die aber, darauf lege ich Wert, nicht daran schuld waren, dass ich beim ersten Versuch eines Star Trail-Fotos mal wieder den Deckel auf dem Objektiv vergessen hatte …

11. April 2010: Sag mir, wo die Schilder steh’n

Frühes Frühstück war angesagt, denn bis zur Kaa Section des Kgalagadi Transfrontier Park lagen einige hundert Kilometer vor uns. Wieder ein full english breakfast mit Boerewors und allem, was dazu gehört, wieder einfach nur lecker. Am Tag zuvor hatten wir im Farm Stall schon Eland-Würstchen gekauft, Grillfleisch gäbe es direkt im Camp. Wir fragten also bei Chris nach – und folgten ihm dann einmal quer über das Farmgelände zum Kühlhaus. Wo er uns 1,6 Kilogramm Kudu Sirloin für gerade einmal 100 Pula verkaufte. Sagenhaft!

Und dann auf direktem Weg nach Kang. Die Strecke kannten wir schon aus dem letzten Jahr: langweilig, ziemlich eintönig, aber bestens zu fahren. Genau das, was wir brauchten, um zügig voranzukommen. Wir waren vor der geplanten Zeit in Kang, tankten (problemlos!) und fuhren weiter nach Hukuntsi. Dort waren wir im letzten Jahr dann in Richtung Mabuasehube Gate abgebogen, nachdem wir verzweifelt Hinweisschilder gesucht hatten. Geschichte wiederholt sich: Wir wollten diesmal zum Kaa Gate und zunächst schien die Beschilderung auch noch ganz ordentlich. Aber irgendwann hatte ich das dumpfe Gefühl, dass etwas nicht stimmte …

Ein kurzer Disput mit Dirk, umdrehen, nochmal von vorne – da könnte es rechts zum KTP gehen. Ja, ging es tatsächlich; dank Karte, GPS und Wegbeschreibung waren wir uns sicher. Und an der nächsten Abzweigung stand dann auch wieder ein Schild. Wir ruckelten also so vor uns hin, staunten immer wieder über die grünen Grasflächen und die kräftig gelb und rot blühenden Blumen, die es in der Trockenzeit nicht gibt. Und trauten plötzlich unseren Augen nicht: Eine riesige – und ich meine wirklich „riesige“ – Springbockherde verstopfte die Straße. Ein einfach nur gigantischer Anblick.

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: endlose Straße

Ein Konzert nur für uns zwei

Wir schoben uns langsam durch die Tiere hindurch, fanden auch in Zutshwa dank GPS und Wegbeschreibung den richtigen Track und folgten der fahrerisch problemlosen, aber durch ihre permanenten Wellen durchaus Seekrankheit gefährdenden Strecke bis zum Kaa Gate. Dort kamen wir am Nachmittag an, und trafen auf einen ausgesprochen netten Ranger.

Das war uns in den botswanischen Camps und auch an der Grenze bereits mehrfach aufgefallen: Das Personal erschien uns in diesem Jahr sehr viel netter, freundlicher, hilfsbereiter als in den Jahren zuvor. Formalitäten erledigen, dann waren es noch gute 30 Kilometer bis zu unserer Campsite an der Thupapedi Pan. Eineinhalb Stunden später war auch das geschafft und wir ließen uns mit einem Sundowner in die Stühle fallen, genossen die Aussicht, das Konzert der Barking Geckos und das Gefühl der absoluten, von uns so unendlich geliebten Einsamkeit.

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: Thupapedi

10. April 2010: Wo sind denn die Pfützen hin?

Büsche, Büsche, immer wieder Büsche. Aber die Elefanten hatten wir trotzdem noch einmal gefunden. Nach dem Frühstück hatten wir zusammengepackt und uns aufgrund der unerwartet großen Wolkenlücken entscheiden, noch einmal nach den Dickhäutern zu suchen. Mit Erfolg!

Entsprechend gut gelaunt fuhren wir vormittags zum Gate, konnten sogar noch einige Kudus im Sonnenlicht fotografieren und verabschiedeten uns mit dem obligatorischen Eintrag ins Exit Register aus dem Makgadikgadi Nationalpark. Ja, es hat uns auch dort gut gefallen, aber beim nächsten Mal würden wir ihn wohl zugunsten eines längeren Aufenthalts an der Nxai Pan auslassen. Zu viele Büsche, zu wenige spannende Sichtungen.

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: Geier und Elefanten

Mit Bier löst man Probleme

Also auf nach Maun, Vorräte im Spar aufstocken. Wir kauften auch abgepackten Schinken, unsicher, ob wir den wohl durch die Veterinärkontrolle bekommen würden. Bekamen wir. Die Beamten waren bestens gelaunt, wir nahmen ein Desinfektions-Fußbad und antwortet auf die Frage, was wir den im Kühlschrank hätten: „Beer. Lots of beer.“ Lachen bei den Kontrolleuren. Bier, ja klar, das ist wichtig für das bevorstehende Wochenende. Und mit einem lässigen Winken wurden wir weiter geschickt. Schinken gerettet, und das eher unabsichtlich.

Wir kamen irgendwann am Nachmittag in Ghanzi an, konnten tatsächlich an der Shell tanken – und saßen dann abends wieder genau dort, wo wir eine Woche zu vor schon gesessen hatten: im Thakadu Bush Camp, Gin Tonic vor uns, in freudiger Erwartung des leckeren Abendessens. Einziger Unterschied: Die riesigen Seen auf der Zufahrt waren spurlos verschwunden …

Reisebericht Namibia & Botswana 2010: Thakadu Bush Camp