Bislang habe ich die Reiseberichte für unsere Website immer neu geschrieben. Da das aber bedeuten würde, dass es noch mindestens bis Weihnachten dauert, bis ich damit für diese Reise fertig bin, mache ich es mir einfach ganz einfach: Der nachfolgende Bericht besteht aus „Fragmenten“ meines Reisetagebuchs!
12. September 2008: ANREISE (AIR NAMIBIA) + WINDHOEK (CASA PICCOLO)
Doch von Anfang an: Als wir am Freitag früh in Windhoek gelandet waren, konnten wir es beide noch gar nicht richtig glauben. Urlaub, endlich Urlaub. Irgendwie hatten wir wohl beide Angst, dass gleich der Wecker klingeln und den schönen Traum zerstören würde. Tat er aber nicht – es war die reine Realität: Wir waren zurück, endlich zurück und vor uns lagen drei lange Wochen in Afrika.
Der Flieger war überpünktlich gewesen, die Autoübernahme bei Budget nervig, aber letztlich problemlos wie immer. Wir hatten diesmal für den An-, sowie den Abreisetag die Casa Piccolo gebucht – eine gute Wahl, wie schon im letzten Jahr.
Beim Mittagessen im Hof der alten Brauerei – Sandwich mit smoked turkey und mozarrella – konnten wir dann auch den ersten Urlaubs-Seufzer ausstoßen: zwei kühle Rock Shandys (denen später zwei weitere in der Kaiserkrone folgten) signalisierten ganz deutlich: Relax!
Auf das Abendessen in Joe’s Beerhouse hatten wir uns schon seit Wochen gefreut. Und wurden nicht enttäuscht: Kudu Fillet und Springbok Kebab – superlecker und viel zu große Portionen. Zumindest für den Urlaubsanfang … Drei Wochen später sollten wir das sogar mit Schnecken zum Vortisch wegputzen. Die Hintergrundmusik war übrigens auch ganz gut. Eine echte Wohltat, nachdem uns Air Namibia mit Scheußlichkeiten wie „Warum ist es am Rhein so schön?“ beschallt hatte. Als das Gedudel bei der Landung in Windhoek wieder losging, fing der ganze Flieger an, schallend zu lachen …
13. September 2008: SWAKOPMUND (INTERMEZZO GUESTHOUSE)
Am Samstag dann ein leckeres Frühstück, ein kurzer Schwatz mit Claudia Horn, ein „Unfall“ mit rostigem Wasser, das aus einem der Campingstühle lief und dann Abfahrt in Richtung Swakop. Ein kleines Stück Teerstraße, dann die Gravelpad – und was für eine. Die erste Hälfte der gut 300 Kilometer war kein Spaß, aber wir sollten belohnt werden. Zum einen natürlich mit der immer wieder öden und doch so genialen Landschaft des Namib-Naukluft-Parks. Zum anderen mit einem Fotomotiv, das uns noch nie so bereitwillig Modell gestanden hat: Erdhörnchen!
Die ganze Straße entlang waren Eingänge zu ihren Bauten zu sehen. Und doch haben wir das Hörnchen, das da frech den Kopf herausstreckte, erst einmal für einen Ast gehalten. Bis wir fast daran vorbeigefahren waren. Camouflage, Camouflage kann ich da nur sagen.
Die Strecke war vor allem im mittleren Teil unerwartet tierreich. Oryx, Springböcke, Zebras, … Wenn nur das Licht zum Fotografieren besser gewesen wäre. Je näher wir Swakop kamen, desto dichter wurden die Wolken. Und am Intermezzo Guesthouse angekommen, war es neblig, feucht und ziemlich kalt. Wirklich warm wurde es uns erst nach einem üppigen Abendessen im „Erich’s“ wieder.
Auch am nächsten Morgen leider kein Lichtblick: immer noch ein grau-verhangener Himmel, Wassertröpfchen in der Luft und empfindlich niedrige Temperaturen. Keine guten Voraussetzungen für die Little Five-Tour mit Chris. Aber er lieferte wieder eine gute Show ab, wie schon im März 2006, als wir die Tour zum ersten Mal mit ihm gemacht hatten. Nichts anderes hatten wir erwartet.
Chris buddelte und wühlte im Sand und förderte einiges zutage, darunter auch meine Favoriten, den Palamatogecko und den Schaufelnasengecko. Die Dancing White Lady hatte sich zu tief eingegraben und den Schlangen war es schlicht zu kalt. Aber mal ehrlich: Darüber war ich gar nicht so unglücklich. Und außerdem sichteten wir einen schwarzen Skorpion, ein ziemlich seltener Anblick. Ergo: Tolle Tour, auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat.
Namibia ist ein Land der Kontraste. Das ist nun wahrhaftig keine neue Erkenntnis. Und doch immer wieder gerade in und um Swakop einfach nur bemerkenswert. Einerseits hat Swakop so wenig Regen wie kaum ein anderer Ort irgendwo auf der Erde. Andererseits sorgt der Atlantik so häufig für Nebel, dass alles klatschnass wird. Und wo sonst könnte man einen Tag in der Wüste verbringen und den nächsten auf dem Meer?
Wir hatten bei Mola Mola eine Bootstour gebucht. Nein, nicht wegen der Robben, die einfach an Bord kommen. Auch nicht, weil es zum Abschluss Austern und Sekt gab. Nein – wir (ich …) wollten Pelikane sehen. Und das haben wir auch. Die (übrigens ziemlich großen) Vögel waren sogar so nett, sich im Flug fotografieren zu lassen. Eindeutig unser Highlight, natürlich zusammen mit den ausgelassen springenden Delfinen. Und okay – die Austern waren auch nicht schlecht.
Der Tag hatte also gut angefangen, ging aber leider nicht ganz so gut weiter. Unser eigentlich geplanter Rundflug über die Namib wurde abgesagt, weil sich keine zwei weiteren Passagiere fanden und uns der volle Preis für so ein Flugzeug dann doch zu hoch war. Wir hatten also Zeit, uns die Kristallgalerie anzuschauen (mein neuer Lieblingsstein: Pietersite). Und wir konnten in aller Ruhe schon mal den ersten Schwung Lebensmittel bei Spar besorgen.
Spätestens nach dem Essen bei „Erich’s“ waren wir dann mit dem Tag versöhnt. Diese Schnecken in Knobiöl, einfach lecker. Rein kulinarisch – 2x „Erich’s“, 1x „Kupferpfanne“ – hatte sich Swakop also schon einmal gelohnt. Und sonst? Swakop ist ein Ort der Gegensätze, an dem uns definitiv nicht langweilig wird. Und im Intermezzo bei Harald und seiner Frau fühlen wir uns einfach gut aufgehoben. Wenn es in Swakop doch nur mehr Cafés und dafür weniger Läden mit Mittagspause gäbe …
16. September 2008: GÄSTEFARM ABABIS
Wir hatten also einen entspannten Urlaubsanfang. Aber so langsam wurde es Zeit, sich aus den Städten zu verabschieden und wieder das echte, das raue – unser! – Namibia zu erfahren. Und was könnte rauer sein als die Schotterpad von Swakop runter ins Sossusvlei? Diese Strecke ist und bleibt für uns die schlechteste Straße in Namibia. Wäre die Landschaft mit dem Kuiseb-Pass und den Dünenausläufern nicht so sagenhaft schön, würden wir uns das sicherlich nicht immer wieder antun.
Und in diesem Jahr nun wirkt die Landschaft durch das viele Gras auch noch ganz anders. Farben von hellgrün über gelb bis fast rosa – Hingucker nennt man das wohl. Genau wie die riesige Oryxherde, die wir am ersten Abend während der Farmrundfahrt auf Ababis gesehen haben. Bisher kannten wir Oryx nur allein, auch mal paarweise. Aber gleich mehrere Dutzend, das war schon beeindruckend.
Weites Land! Die Schotterpisten in den Süden sind einfach furchtbar – so furchtbar, dass es in unserem Kühlschrank sogar eine Dose Tonic zerlegt hat. Aber der Blick in scheinbar unendliche Weiten entschädigt dafür allemal.
Wir verbrachten zwei entspannte Tage bei Kathrin und Uwe auf Ababis. Ein richtig nettes Farmerpaar, die auf eher kuriose Weise an eine Farm in Namibia kamen: Kathrins Vater, Landwirt in Nordrhein-Westfalen, hatte vor gut zwanzig Jahren in einer landwirtschaftlichen Zeitung eine Anzeige gelesen: „Farm in Afrika zu verkaufen.“ Der Rest ist Geschichte, seit sieben Jahren führen Kathrin und Uwe die Farm.
Aufmerksam waren wir auf Ababis geworden, weil sie ein 4×4-Training mit „ADAC-Siegel“ anbieten. Und so kam es, dass Dirk und Uwe sich vormittags aufmachten, um Sandfahrten, Bergfahrten, … zu üben. Ganz offenbar hat es beiden Spaß gemacht, beim Dinner wurden die „Männergespräche“ jedenfalls fortgesetzt. Wie sehr sich das Training auszahlen sollte, konnten wir da noch nicht ahnen …
Auf der Farm kann man sich jedenfalls gut erholen, sich einfach fallenlassen. Und wenn man nicht gerade mit dem 4×4 durch Sand, Flussbetten und auf Berge fährt, dann bietet sich wohl auch der Olive-Trail als Tagesprogramm an. Ababis wird sicherlich in unseren zukünftigen Reiseplanungen eine gern genommene Option sein.
18. September 2008: SESRIEM (CAMPSITE)
Da waren sie also, die Dünen der Namib. Wir waren gegen Mittag in Sesriem angekommen – und heilfroh, dass sich der Reifen hinten links nicht plattgefahren hatte. Morgens auf Ababis hatte er ziemlich wenig Luft, also aufpumpen und hoffen. Bis dato funktionierte das Prinzip Hoffnung …
Dann der nächste Schreck: Der Reifen vorne rechts hatte einen etwa drei Zentimeter langen Riss. Allerdings nur in der äußeren Gummihülle. Zumindest wurde der Riss bislang nicht tiefer und auch der Mechaniker in Sesriem meinte, das sei völlig harmlos. Na dann ist ja alles gut!
Wir wollten diesmal nicht bis ins Sossusvlei, sondern hatten im Internet eine Karte gefunden, auf der das Hidden Vlei und einige „Body Dunes“ als tolle Fotomotive vermerkt waren. Ausnahmsweise – auch wir werden älter und weiser – verbrachten wir den Mittag und damit die größte Hitze in aller Ruhe auf unserer Campsite No. 7, ließen uns nicht von der „los, schnell, ab in die Wüste“-Hektik anstecken, sondern ließen es erst einmal langsam angehen.
Gegen drei Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum 4×4-Parkplatz, wo auch schon das erste Schild stand: „Hidden Vlei – follow the stakes“. Toller Hinweis, der allerdings nur dann hilft, wenn man die Stakes auch sieht … Wir sind also auf den offensichtlichsten – einzigen und falschen – Pfahl ringsum zugelaufen. Entsprechend dankbar sind wir dem Deutschen, der uns lautstark und energisch zurückrief und uns die richtige Richtung zeigte.
Wenn man die Stecken dann erst einmal entdeckt hatte, dann, ja dann war es einfach, ihnen zu folgen. Zumal dann auch offensichtliche Fußspuren den Weg wiesen. Um es vorweg zu nehmen: Das Hidden Vlei hat seinen Namen völlig zu Recht! Andererseits könnte es auch „Sweat Vlei“ heißen. In der Nachmittagssonne der Namib gute zwei Kilometer Luftlinie durch den weichen Sand Düne rauf und Düne runter zurückzulegen, ist nämlich eine schweißtreibende Angelegenheit. Allerdings eine, die sich definitiv lohnt.
Nach einer guten halben Stunde standen wir auf einem Dünenrand und schauten in das etwa 30 Meter tiefer gelegene Hidden Vlei. Einen schnellen Spurt die Düne hinunter, dann kurz ausruhen – und Arbeit für die Kameras. Die Schatten waren inzwischen sehr lang und die toten Bäume in der Lehmsenke, aber auch der über die Dünen pfeifende Wind gaben einfach tolle Motive ab. Und wir waren froh, dass wir dank der verlängerten Gate-Öffnungszeiten erst um viertel vor acht am Gate in Sesriem sein mussten. Das bedeutete dann allerdings auch Grillen im Dunkeln.
Wir hatten also gegrillt, noch eine Weile den gigantischen Sternenhimmel bewundert und waren recht früh in unser Dachzelt gekrabbelt. Denn am nächsten Morgen sollte der Wecker um halb sechs klingeln, damit wir pünktlich um sechs Uhr zur Gateöffnung würden in den Park einfahren können.
Auf zur „Rallye ins Sossusvlei“, die für die meisten erst einmal an der Düne 45 endete. Wir ließen die vermeintlich berühmteste Düne der Welt links liegen, fuhren durch zum Parkplatz und machten uns auf die Suche nach den Body Dunes. Zu denen es keine Wegweiser gibt … Normalerweise der Beginn eines Fiaskos: viel zu früh aufgestanden, kein Frühstück und die Suche nach dem richtigen Weg. Ärger und Gemotze auf beiden Seiten vorprogrammiert.
Diesmal, o Wunder, ging alles glatt. Dank einsetzender Erholung waren wir beide entspannt genug, die Big Daddy Dune war ein brauchbarer Wegweiser – und die Belohnung zeigte sich zunächst in Form eines weidenden Oryx, der uns ziemlich nah herankommen ließ. Die Body Dunes im Morgenlicht waren schlichtweg ein Traum. Wir wussten gar nicht, was wir zuerst bestaunen und fotografieren sollten. Eine Stunde und Dutzende Fotos später wanderten wir gemütlich zum Parkplatz zurück und frühstückten erst einmal. War auch nötig, wir hatten einen Riesenhunger. Wie übrigens auch die Vögel, die uns das Brot am liebsten vom Teller geklaut hätten.
Die Sonne stand gegen halb zehn schon wieder so hoch, dass an Fotografieren kaum noch zu denken war. Was uns den Abschied einfacher machte … In Sesriem wurde noch getankt, dann ging es weiter Richtung Süden. Wir hätten ja auch gerne noch den Luftdruck unseres „Problemreifens“ geprüft, aber das Gerät an der Tankstelle in Sesriem war kaputt. Also musste es „the african way“ und mit Augenmaß gehen. Ein prüfender Blick und die Überzeugung: Der Reifen sieht gut aus! Also konnte es ja weitergehen …
Allerdings nicht ohne ein kurzes Fazit: Auf diesem Campingplatz hat es angefangen mit unseren Camping-Erfahrungen. Inzwischen gibt es neue Ablution Blocks (die alten stehen aber auch noch und die haben wir der Nähe wegen auch genutzt) und die Bäckerei ist deutlich besser – gut! – geworden. Ansonsten hat sich wenig verändert. Was uns nicht stört, denn die Plätze sind schön und das Privileg, morgens schon vor Sonnenaufgang in den Park fahren zu dürfen, ist fast unbezahlbar. Fast – denn der Kritikpunkt ist eindeutig die Preispolitik des NWR: 60 Euro für einen Campingplatz sind frech.
Die Dünen aber, die würden wir uns immer wieder anschauen, da siegt die Faszination über den Preis – und dann ist es letztlich, seien wir mal ehrlich, doch wieder das alte Spiel von Angebot und Nachfrage …
19. September 2008: TIRASBERGE (FARM NAMTIB)
Bei der Campsite der Farm Namtib fällt uns keine Kritik mehr ein, da herrscht nur noch Einigkeit: an der berühmten D707 gelegen, mit traumhaftem Blick auf die roten Dünenausläufer, die granitenen Tirasberge im Hintergrund. Und am ersten Abend waren wir auch komplett alleine dort. Sensationell – und die Gelegenheit, das erste „Star Trail“-Foto zu probieren. Ja, für den ersten Versuch schon gar nicht schlecht. Auch wenn wir nach einer knappen halben Stunde die Belichtung abgebrochen haben, weil wir bitterlich gefroren haben und einfach müde waren.
Es bleibt einfach eine Tatsache, zumindest für uns: Dort unten in Namibia ist Camping schlicht genial! Was dabei allerdings nicht wirklich sein muss, ist ganz eindeutig Wind. Wow, war das ein Sturm in der zweiten Nacht. Das Dachzelt ächzte und quietschte und ich hatte uns schon mit einem Freiflugschein vom Autodach segeln sehen. Aber alles ist gut gegangen, morgens war es dann wieder fast windstill und auch nicht mehr ganz so kalt.
Wir hatten uns am Nachmittag zuvor noch für die Naturrundfahrt mit Walter entschieden – eine wahrhaft gute Entscheidung. Vormittags waren wir zur Farm gelaufen, hatten Boerewors zum Grillen besorgt und mit Walter ausgemacht, dass er uns noch einen Sack Feuerholz vorbeibringt. Irgendwie war er uns sympathisch, der kauzige Farmer. Das änderte sich auch auf der Rundfahrt nicht, wo Walter diverse Geschichten und Weisheiten zum besten gab. Wie zum Beispiel die, dass Krokodile doch ein geradezu perfektes Mittel gegen die Überpopulationen in der Etosha seien. Mal ganz ehrlich – warum denn eigentlich nicht?
Namtib ist ein „Biosphere Reserve“. Will sagen: Dort wird versucht, Mensch und Natur in Einklang zu bringen. Nichts, was dort nicht „natürlich“ wächst, bzw. lebt, wird angebaut oder angesiedelt. Und der Mensch ist Teil des Ganzen, nicht Störfaktor. Ein Konzept, das uns gefällt. Noch besser gefiel uns dann allerdings der Platz für den Sundowner: zwischen zwei Felsen hindurch mit Blick auf die Namib – sagenhaft!
Wir hatten uns auf der Rundfahrt gut unterhalten und waren froh, dass wir für den nächsten Nachmittag zu einer Dünenwanderung zugesagt hatten. Die machte Thorsten, Walters Sohn, und mit ihm lagen wir derart auf einer Wellenlänge, dass wir sogar das Abendessen mit den anderen Farmgästen sehr lustig fanden – obwohl wir in der Regel von „Touristen-Anhäufungen“ eher genervt sind. Die Wanderung war vor allem zu Beginn recht anstrengend, weil wir doch immerhin 200 Höhenmeter bis auf den Dünenrand klettern mussten. Nachmittags um halb vier im Wüstensand eine eher anspruchsvolle Aufgabe. Wie Thorsten es da schaffte, auch noch Geckos und Käfern hinterher zu rennen – keine Ahnung.
Wieder einmal ließen wir uns davon überzeugen, dass die Wüste wirklich lebt. Und waren stolz darauf, dass wir einige der Spuren inzwischen selbst sahen und erkannten. Der große Skarabäus, eigentlich „Dungkäfer“, war besonders witzig, wie er als Supermacho breitbeinig daherkam und Löcher buddelte. Nach einem sensationellen Schauspiel – der Wind hatte mit dem Sand tausend und ein Muster auf die Dünen gemalt – und einem wunderschönen Sonnenuntergang, kam dann meine persönliche Bewährungsprobe: Im Zweilicht tauchte zischend und drohend eine Seitenwinder (Peringuey-Otter) vor uns aus dem Sand auf. Ein faszinierender Anblick, gar keine Frage. Wenn ich dann nicht in der stockfinsteren Nacht die Düne hinunter und durch hohes Gras zurück zum Auto hätte laufen müssen. Die Dünenkonturen waren nicht mehr zu erkennen, Abhänge zeigten sich erst, wenn plötzlich einfach nichts mehr unter den Füßen war. Geschweige denn, dass Schlangen zu sehen gewesen wären … Ich hab’s überlebt!
Schon beim Abschied von Namtib haben wir überlegt, wie wir die Farm wohl das nächste Mal in eine Tour einbauen können. Das sagt eigentlich alles. Namtib war für uns einer dieser seltenen Orte, an denen einfach alles passt: Landschaft, Menschen und vor allem das Gefühl. Auch wenn uns Thorstens Bericht über fünf Grad Celsius und Nebel im namibischen Winter nicht gefallen hat: Uns doch egal – nach Namtib wollen wir auf jeden Fall wieder!
22. September 2008: FISH RIVER CANYON (CANYON ROAD HOUSE)
Nächster Halt Fish River Canyon. Dort waren wir 2003 auf unserer allerersten Namibia-Tour und fanden den Canyon eher unspektakulär. Auch diesmal nahmen wir ihn nur mit, weil es fast perfekt in die Route passte. Und wie das so oft ist, wenn man nicht viel erwartet: Man wird positiv überrascht!
Wir hatten den Canyon also bestenfalls als mäßig spannend in Erinnerung. Das könnte natürlich auch daran gelegen haben, dass wir damals gerade einmal bis zum Main View Point gefahren sind, uns von dort aus geschätzte fünfzig Meter bewegt haben und das war’s
Nun denn: Sagte ich bereits, dass auch wir älter und weiser werden? Und „bewegungsaffiner“? Wir waren nachmittags am Canyon Road House angekommen und wirklich froh, als sich herausstellte, dass wir tatsächlich zwei Nächte auf der Campsite bleiben konnten, statt für die zweite Nacht ins Mountain Camp umziehen zu müssen. Diese beiden Tage auf der Road House Campsite boten übrigens tiefe Einblicke in die verschiedenen Spielarten des Gruppentourismus in Namibia, von der Kleingruppe bis zum Overlander. Letztlich war das klasse zum Lästern und ansonsten harmloser als befürchtet.
Zurück zur Weisheit des Alters und zum Bewegungsdrang: Wir ließen uns morgens – bitterkalt! – viel Zeit mit dem Frühstück und brachen gegen halb neun auf zum Canyon. Genau richtig, denn so lagen im Canyon keine tiefen Schatten mehr, es war aber auch noch nicht zu warm, um eine Weile lang den Canyon entlang zu wandern. Und siehe da: Inzwischen können wir doch sagen, dass der Fish River Canyon durchaus sehenswert ist. Vorausgesetzt man ist willens, sich ein paar Meter (oder auch ein paar mehr) zu bewegen.
Beide Abende haben wir uns das Dinner im Restaurant des Canyon Road House gegönnt. Und warum auch nicht: Das Essen war richtig lecker, der Delheim Pinotage passte dazu und hinterher gab’s Jägermeister.
Was bleibt also zum Fish River Canyon zu sagen? Zunächst einmal: Mann, was haben wir gefroren! Mit den Temperaturen und dem kühlen Wind hatten wir so nicht gerechnet – gesegnet seien die Fleecejacken. Der Canyon bleibt für uns zwar neben Lüderitz weiterhin die „Streichreserve“ bei der Tourplanung, aber inzwischen denken wir, dass er sich, ausreichend Zeit vorausgesetzt, doch auch lohnend in die eine oder andere Route einbauen lässt.
24. September 2008: AUGRABIES FALLS (CAMPSITE)
Unsere Geschichte zu den Augrabies Falls beginnt gleich mit dem Verlust einer Bierflasche: Bei doch recht dichter Bewölkung waren wir am Fish River Canyon aufgebrochen und hatten zügig den Grenzübergang in Vellorsdrif erreicht. Ausreiseformular, Stempel im Pass, so weit, so gut. Die „Zollkontrolle“ des Autos, oder besser gesagt unseres Kühlschranks, endete mit einem eindringlich geflüsterten „Give me a beer, give me a beer!“
Und so kam es, dass wir ein Windhoek Lager loswurden. Ansonsten war der Grenzübergang unspektakulär, ebenso wie auf südafrikanischer Seite in Onseepkans. Zwischen den beiden Grenzposten fließt der Oranje – und die Landschaft entlang des Flusses sah traumhaft aus. Vielleicht auch noch eine Idee für eine der nächsten Reisen?
Nach 50 Kilometern Gerumpel auf fürchterlichster Schotterstraße erreichten wir die Teerstraße und damit dann auch schnell die Augrabies Falls. Das Einchecken ging schnell, SANParks ist wirklich professionell, und ich konnte mir endlich die langersehnte „Wildcard“ besorgen, mit der in allen SANParks freier Eintritt gewährt wird.
Dann kam sie, die schicksalhafte Frage: Welche Campsite nehmen und wohin stellen wir das Auto? Um es kurz zu machen: Die Beantwortung dieser Frage endete mit einem angekratzten Baum und einer fiesen Beule im Auto. Dirk hatte den Baum im Rückspiegel nicht gesehen und der Baum passte dummerweise genau zwischen Stoßstange und Ladeklappe. Was soll’s, so geht es eben manchmal – und bis auf die Delle (im Auto und auch kurzzeitig in unserer Laune) war ja nichts weiter passiert.
Der Shop an den Augrabies Falls ist gut sortiert, so dass wir uns zum Grillen abends Lammkoteletts besorgen konnten. Der Himmel war leider immer noch bedeckt, das Licht entsprechend flau, Fotos lohnten sich also nicht. Wir machten es uns auf der Campsite gemütlich und beobachteten, wie drei südafrikanische Familien die Campsite gegenüber in Beschlag nahmen.
Ein echtes Schauspiel: Zuerst kamen die drei Männer, jeweils bewaffnet mit einer Flasche Bier, schritten die ausgewählte Campsite ab und planten, wer seinen Trailer und sein Zelt wo genau abstellen sollte. Dann wurden die Autos samt Frauen und Kindern geholt. Nur blöd, dass das Bier offenbar das ansonsten sicher absolut exakte Augenmaß getrübt hatte. Jedenfalls passten die Zelte und Trailer nicht zur Planung. Es wurde diskutiert, rangiert, geschoben, bis alle ihren Platz hatten und die Wagenburg – Festung, Bastion – fertig war.
Die Frage, die uns bis heute beschäftigt: Warum hatten sie sich eine Campsite ausgesucht, die auf zwei Seiten schon „Nachbarn“ hatte, obwohl der Platz bestenfalls zur Hälfte gefüllt war? Allerdings haben wir in den drei Wochen gemerkt, dass Südafrikaner in der Regel Nähe suchen. Zumindest diejenigen, die wir getroffen haben. Für uns als Europäer, die froh sind, mal keine anderen Menschen um sich zu haben, nicht nachvollziehbar.
Wir waren ein wenig beunruhigt über das Wetter, aber die Sorge war – natürlich – unbegründet. Am nächsten Morgen erwartete uns ein strahlend blauer Himmel und wir konnten gut gelaunt auf den Dassie Trail gehen. Der Weg bietet immer wieder tolle Ausblicke und ist landschaftlich sehr reizvoll. Zwischendurch jedoch auch immer mal mit Kletter- und Balanciereinlagen versehen, die nicht ganz mein Ding waren. Trotzdem: toller Weg, nur die lästigen Fliegen braucht wirklich kein Mensch …
Nachmittags konnten wir dann auch noch ein paar „sonnige“ Fotos von den Fällen machen. Die Plattformen, die entlang der Schlucht aufgebaut wurden, sind dabei durchaus hilfreich. Einen richtig guten, fotografisch spannenden Blick auf die Fälle haben wir allerdings nicht gefunden. Und dann war die Zeit an den Augrabies auch fast schon wieder um. Ein gemütliches Grillen noch, dann zum Einkaufen nach Upington (Metzgerei Skaapland und der Pick’n’Pay) und weiter zum Kgalagadi.
Unser Fazit zu den Augrabies Falls: Die Fälle selbst sind nett, aber – zumindest in der Trockenzeit – eher unspektakulär. Was uns richtig viel Spaß gemacht hat, war der Dassie Trail. Der Campingplatz hingegen war uns zu eng, gemessen an dem, was wir sonst im südlichen Afrika kennen und so sehr lieben. Wir hatten die Augrabies Falls „mitgenommen“, weil sie sich perfekt in unsere Route eingefügt hatten. Das war auch gut so, das können wir empfehlen. Einen eigenen Umweg lohnen die Fälle unserer Meinung nach nicht.
26. September 2008: KGALAGADI TRANSFRONTIER PARK
Stellen wir das Resümee für den Kgalagadi Transfrontier Park (KTP) mal an den Anfang: Es ist ein Park, den wir gerne wieder besuchen möchten. Und das hat nicht nur mit den sensationellen Sichtungen zu tun, die wir hatten. Der KTP erschließt sich nicht so einfach wie Etosha oder auch teilweise der Chobe. Dazu sind die Straßen zu schlecht (Wellblech ist ein zu harmloses Wort) und die Strecken ohne jede Tiersichtung zu lang. Aber der KTP punktet mit seinen Raubtieren und seinem Reichtum an wirklich großen und richtig schönen kleinen Vögeln. Irgendwie reizt es uns jetzt doch, den Park mal von der Botswana-Seite aus zu durchfahren.
Die Camps sind, und das ist durchaus positiv gemeint, genau das, was man für den Preis erwartet. Ob Zeltplatz oder Cottage in Twee Rivieren oder Nossob, alles ist sehr akzeptabel. Uns sind die Main Camps grundsätzlich etwas zu trubelig. Aber wir sind ja auch bekennende Einsiedler … Gharagab hingegen, das einzige Wilderness Camp, in dem wir waren, ist ein echter Traum. Es gibt gerade einmal vier Zelte, alle mit Küche und Dusche und – ganz wichtig! – eigener Terrasse mit freiem Blick auf ein Wasserloch. Und ich hatte zuletzt noch verzweifelt versucht, die zweite Nacht in Gharagab gegen Nossob zu tauschen. So ein Blödsinn!
Aber fangen wir doch vorne an: Wir hatten die erste Nacht auf dem Campingplatz in Twee Rivieren verbracht und uns dann auf den Weg nach Nossob gemacht. Und dieser Weg war ziemlich ereignislos gewesen. Springböcke, Oryx, Gnus und ein paar Raubvögel. Ja, nicht schlecht, aber auch nicht gerade umwerfend.
Ob die Entscheidung für den KTP richtig gewesen war? Egal, wen wir auf unserem Weg getroffen hatten, alle meinten: „You will love it!“ Na ja, also so richtig prickelnd war das bislang nun noch nicht gewesen, zumal wir dabei auch einen der schlechtesten Straßenabschnitte im KTP hinter uns gebracht hatten. Und dann bogen wir auf dem Weg von Nossob nach Gharagab beim Wasserloch von Cubitje Quap um die Ecke – und blickten einer Löwin tief in die Augen.
Sie räkelte sich zusammen mit einer weiteren Löwin und einem jungen Löwen mitten auf der Straße in der Morgensonne. Wow! Auch das ist der KTP: Völlig unerwartet passiert etwas Atemberaubendes. Damit hatten wir nicht gerechnet und waren im ersten Augenblick fast geschockt. Weil Schockstarre aber beim Fotografieren hinderlich ist, haben wir das schnell wieder gelassen. Und Dirk, der auf der besseren Seite saß, fing an zu knipsen.
Ich schaute mir das ein paar Minuten an, drehte dann den Kopf zur Seite – und bekam den zweiten Schreck an diesem frühen Morgen: Eine weitere Löwin war aufgetaucht und schaute mich aus einem guten Meter Entfernung an. Letztlich waren wir den vier Löwen dann irgendwann lästig; leicht genervt trollten sie sich in Richtung der nächsten Düne.
Das war doch mal ein Erlebnis und für uns die Gewissheit, dass wir diesmal nicht aus einem Park rausfahren würden, ohne Löwen gesehen zu haben. Wir waren zufrieden, denn diese Sichtung war fast schon mehr, als wir uns ausgerechnet hatten. Wenn wir da gewusst hätten, was noch kommen sollte …
Zunächst einmal aber nahm alles seinen für uns klassischen Verlauf: Um Nossob herum gab es Löwen – wir hatten sie nicht gesehen. Auf dem Weg nach Gharagab hatten andere Touristen am Morgen Geparden gesehen – wir nicht. Typisch Schaubes also. Aber egal, wir hatten ja unsere Löwensichtung gehabt, und die sogar ganz für uns alleine. Auf dem Weg nach Gharagab waren die Höhepunkte Sekretärvögel und Erdmännchen, die einen allerdings im Gegenlicht, die anderen zu schnell verschwunden für die Kamera.
Gharagab selbst war in puncto Tiersichtung nicht allzu ergiebig. Der heiße Wüstenwind mit Sandsturm-Anklängen sorgte für Flaute am Wasserloch. Wir haben einen perfekten Faulenzer-Tag dort verbracht. Und wir haben uns rückblickend gefragt, ob der Wind wohl die Randerscheinung der verheerenden Buschbrände war, die in der Kalahari gewütet haben. Gut ausgeruht nahmen wir also morgens die Exit-Route in Angriff. Für Gharagab ist ein 4×4 zwingend vorgeschrieben; Zu- und Ausfahrt führen über die Dünen und sind jeweils Einbahnstraßen. Nach langem Zögern hatte Dirk sich bei der Abfahrt in Nossob dann doch noch entschlossen, den Reifendruck wie empfohlen deutlich zu senken. Was auf der Entrance Route nicht unbedingt nötig war. Auch der Allrad war hilfreich, aber nicht zwingend. Klar, dass Dirk darüber lästerte. Das sollte ihm auf der Exit-Route gründlich vergehen …
Die Dünen waren hoch, die Dünen waren tiefsandig und die Dünen hatten fiesestes Wellblech. Wir waren beide froh, dass Dirk den Offroad-Kurs bei Uwe gemacht hatte. Nach einigen Fehlversuchen nahm er die Dünen richtig gekonnt: erster Gang, Anlauf und Vollgas. Ich weiß jetzt, wie sich so ein Schüttel-Shake fühlen muss. So geht’s – und nach dem ersten Schreck über das Gerüttel meinte Dirk dann auch prompt: Das würde er gerne öfter machen!
Vor dem Weg von Gharagab nach Twee Rivieren hatte es uns gegraut, denn gute 300 Kilometer sind im KTP kein echter Spaß. Da sich aber den ganzen Weg – mit Ausnahme zweier Hyänen an einem Riss – keine einzige spannende Sichtung ergab, waren wir gegen drei Uhr schon in Twee Rivieren. Prima, dachten wir uns: Dann können wir uns ja heute schon unseren Ausreisestempel holen und morgen ganz früh nach Mata Mata und damit zurück nach Namibia aufbrechen. Von wegen, der südafrikanische Grenzbeamte stellte sich stur. Nach etwas Gegrummel und einem kühlen Windhoek Lager waren wir uns einig: Aufregen lohnt nicht, einfach entspannen!
Die letzte entscheidende Frage an diesem Tag war dann: Welches Wasserloch sollten wir für den Nachmittags-Drive auswählen? Auf der Tafel an der Rezeption waren Löwensichtungen für Leeuwdril und Rooiputs eingetragen gewesen. Mich reizte das ja, aber Dirk hatte genug von der Fahrerei und schlug Samevloeiing vor, das nächstgelegene Wasserloch. Dort hatten wir am ersten Tag im KTP eine riesige Herde Springböcke gesehen. Auch gut, dann also ganz entspannt ein paar Fotos von springenden Springböcken.
Was dann passierte, hätte ein Drehbuchschreiber nicht besser arrangieren können: Um das Wasserloch herum standen vereinzelt Springböcke und insgesamt vier Oryx. Einer davon ganz fotogen in der Abendsonne, nur leider zu weit weg für das normale Objektiv. Also das Tele samt Extender auf die Kamera. Eine gute Entscheidung – vielleicht nicht unbedingt wegen des Oryx … Mit langer Brennweite war der Gemsbok dann wieder etwas zu groß und Dirk angelte auf dem Rücksitz nach der anderen Kamera mit dem angesetzten kleinen Tele. Plötzlich suchten ein paar Springböcke in einem Affenzahn das Weite und auch die Oryx gewannen schnell einen gewissen Abstand zum Wasserloch. Sichtliche Nervosität machte sich breit und alle Tiere schauten gebannt in eine Richtung. Was war denn da?
Im Rückspiegel sah Dirk einen Schatten. Ein Schakal! Ich sah gar nichts, toter Winkel. Die Neugier siegte, ich lehnte mich aus dem Fenster. Quatsch, Schakal, ein Gepard! Ein Gepard? Moment mal, irgendwie … Es war ein Leopard! Mit einer fast schon arroganten Selbstsicherheit kam er ans Wasserloch, trank – und lief dann direkt auf uns zu, bevor er wieder zwischen den Dünen verschwand.
Ein irrer Anblick; Leoparden sind für uns die schönsten und elegantesten Raubkatzen überhaupt. Und dieser Blick, der einfach nur sagt: „Ich bin stark. Und du?“ Sensationell! Nicht weniger beeindruckend war übrigens das Verhalten der anderen Tiere. Die Oryx hielten gebührenden Abstand und waren wie erstarrt, fast als wollten sie sich unsichtbar machen. Bloß nicht auffallen! Die Springböcke hatten Reißaus genommen. Bis auf einen – den Wachtposten? – der durch fast schon hysterisches Fiepen seine Artgenossen warnte. Kaum war der Leopard dann weg, verschwanden auch Oryx und Springböcke und das Wasserloch lag völlig verlassen da.
Ziemlich überflüssig zu erwähnen, dass wir noch eine ganze Weile sprachlos und völlig überwältigt im Auto saßen und auch abends bei Gin Tonic und Windhoek kein anderes Gesprächsthema als unseren Leoparden hatten. Dass ausgerechnet wir so eine Sichtung hatten – right time, right place und eine gewaltige Portion Glück braucht es für solche Erlebnisse. Was konnte da noch kommen? Also wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, hätten wir uns für den nächsten Tag Erdmännchen gewünscht, so richtig schön fotogen.
Morgens war endlich wieder mal ein ordentliches Frühstück angesagt, Dirk machte uns sogar ein paar Rühreier. Um halb acht gab es dann endlich den Ausreisestempel und los ging es Richtung Mata Mata. Wir hatten gelesen, dass kurz vor Monroe Erdmännchen gesichtet worden waren. Vielleicht doch der Auftakt zu einem Wunschkonzert? Ja! Eifrig buddelnde Erdmännchen, die ausgesprochen höflich für uns posierten. Klasse, wir waren begeistert, der KTP hatte uns für sich gewonnen.
Bei der folgenden Rast auf dem Picknickplatz stellte Dirk dann fest, dass wir ja noch gar keine Bienenfresser fotografiert hatten, obwohl es die im Park doch angeblich gab. Was kam uns also als Nächstes vor die Linse? Na klar, Bienenfresser! Das Wünsch-dir-was ging munter weiter, Dirk wünschte sich Geparden und prompt lagen da unter dem Baum zwei Geparden mit einem augenscheinlich ganz frisch gerissenen Springbock. Auch die ersehnte Giraffe wanderte wunschgemäß noch den Dünenkamm entlang und wären wir nicht fast schon in Mata Mata gewesen, hätte es bestimmt auch noch mit den braunen Hyänen geklappt.
So aber hieß es volltanken, Reifendruck wieder auf Normalmaß erhöhen und die Grenzformalitäten hinter sich bringen. Alles problemlos, Red Dune Campsite, wir kommen!
01. Oktober 2008: GOCHAS (Red Dune Campsite)
Die Schotterstraßen in Namibia sind deutlich besser als in Südafrika. Es war eine echte Wohltat: endlich kein Geschüttel, kein Geklapper, kein Gequietsche mehr. Folglich kamen wir recht entspannt am frühen Nachmittag auf der Farm Tranendal an, wo wir noch 500 Gramm Oryx-Steak zum Abendessen mitnahmen und dann Pieter zur Red Dune Campsite folgten. Wir hatten vor der Zufahrt schon ein wenig Respekt, denn sie sollte sehr tiefsandig sein. War sie auch. Aber mit entsprechend niedrigem Druck in den Reifen und diesmal ohne Wellblech war die kurze Strecke die Düne rauf für Dirk großer Spaß statt Herausforderung.
Da waren wir also, oben auf einer Düne mitten in der Kalahari, nur Dünen und Bäume (ja, Bäume, die gute Regenzeit hatte auch hier deutliche Spuren hinterlassen), so weit wir schauen konnten. Und die Campsite erst: mit Sundowner-Deck, riesiger windgeschützter Feuerstelle, Bar, sogar einer Dusche, … Das war nun wirklich ein würdiger Platz für unsere (vorerst) letzte wilde Nacht in Namibia. Wir machten uns einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer, ließen den nächsten – tatsächlich wolkigen – Tag langsam anfangen und traten dann die letzte Etappe an. Ziel: die Casa Piccolo in Windhoek.
02. Oktober 2008: WINDHOEK (Casa Piccolo) + HEIMREISE
Die Fahrt nach Windhoek war zwar lang, aber völlig unproblematisch, da wir größtenteils die B1 und damit die Teerstraße nahmen. Und der Empfang in der Casa Piccolo war herzlich wie immer. Alles gut also. Bis auf die Tatsache, dass sich der Urlaub nach drei Wochen dem Ende zuneigte.
Leise Traurigkeit machte sich vor allem bei mir breit, als wir zum Abendessen in Joe’s Beerhouse einliefen und später das Gute-Nacht-Bier in der Casa Piccolo tranken. Aber die Reiseideen für die nächste Tour spukten ja schon in meinem Kopf herum und wir sollten sogar noch weitere bekommen!
Der nächste Tag stand ganz unter dem Einkaufsstern. Wobei uns, ich traue es mich kaum zu sagen, das Craft Center diesmal fast ein wenig enttäuscht hat. Unsere am ersten Tag bereits bestellte Anin-Bettwäsche holten wir ab und in einem sehr netten Gespräch mit der Geschäftsführerin bekamen wir noch eine tolle Anregung fürs nächste Mal: einsame Buchten rund um das bislang von uns vernachlässigte Lüderitz.
Irgendwann war es dann unwiderruflich Zeit für den Weg zum Flughafen. Auto zurückgeben, einchecken, ein letztes Windhoek Lager. Am Flughafen erschreckte uns doch, wie viele große Reisegruppen – Hammelhorden in Viehtransportern – derzeit nach Namibia reisen. Das kann auf Dauer nicht gut für das Land sein. Was übrigens auch viele Einheimische, mit denen wir gesprochen haben, so sehen. Bleibt abzuwarten, wie sich derToursimus entwickelt und zu hoffen, dass diese durchs Land hetzenden Reisegruppen schnell merken, dass sie im falschen Land sind.
Der Flug selbst war im positiven Sinne ereignislos. Und glücklich, wer Freunde hat, die schon morgens um halb sieben Flughafen-Taxi spielen, und dann auch noch ein Frühstück servieren. Danke, Anke!
Und das Urlaubs-Fazit? Wir haben viel gesehen, viel erlebt und sind einmal mehr der Faszination des südlichen Afrikas erlegen. Wir haben auch wieder einiges dazugelernt: In den Nationalparks in Südafrika ziehen wir die festen Unterkünfte den Campingplätzen vor. Camping zwischen den Wagenburgen der Südafrikaner entspricht einfach nicht unseren Vorstellungen von Weite und Ruhe. In Namibia hingegen ist unsere Begeisterung für die oftmals traumhaften und einsamen Campsites nur noch gewachsen.
Nein, auch diese Reise hat nicht dazu geführt, dass wir uns zukünftig ein anderes Urlaubsziel suchen. Das südliche Afrika schafft es trotz oder gerade wegen Schotterstraßen, wilder Tiere, einsamer Landschaften einfach immer wieder, eine Seite in uns anzusprechen, die völlige Freiheit, Gelassenheit und innere Zufriedenheit bringt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Punkt.
Mehr Urlaubsbilder aus Namibia und Südafrika findet ihr unter Fotografie > Afrika > Namibia & Südafrika 09/2008.