Donnerstag, 23.06.2011: Europa oder nicht Europa – das ist hier die Frage
Der Wecker klingelte um viertel vor fünf. Ganz unsere Zeit. Dafür kamen wir recht gut aus den Federn, packten zusammen und waren happy, dass das versprochene Lunchpaket tatsächlich vor der Tür lag. Also zum Flughafen, wir hatten im Parkhaus 4 einen Platz gemietet. Das Parkhaus war zwar recht groß und ziemlich chaotisch, weil es keine Anzeige gab, wo denn nun freie Plätze zu finden sind. Aber wir hatten Glück, fanden schnell eine Lücke, parkten den Mini und machten uns auf die Wanderung zum Terminal.
Einchecken, und zwar am besten an einem der Automaten, die überall herumstanden. Buchungsnummer eingeben, bestätigen – es konnten keine Daten gefunden werden. Suuuper, mein Blutdruck war trotz der frühen Stunde schon ziemlich weit oben. Also am Schalter anstellen, auf der Anzeige stand „Alle Flüge / all flights“. Da standen wir also gute zehn Minuten, als ein Püppchen im Germanwings-Kostüm fragte: „Fliegt hier jemand nach Split?“ Ja!!! Na dann müssten wir uns an einem anderen Schalter anstellen, der sei aber ganz leer. Aha. Über dem Schalter – an dem wirklich nur eine Handvoll Leute warteten – stand dann: „Non-EU-Flüge“.
Wie man darauf kommen sollte, dass „Alle“ nicht die „Non-EU-Flüge“ meint, weiß ich nicht, aber nun gut, immerhin kamen wir schnell dran. Und es hätte noch schneller gehen können, wenn die Dame vor uns nicht nach Zürich – also nach außerhalb der EU – hätte einchecken wollen. Denn sie hätte doch wissen müssen, dass „Non-EU“ gar nicht Non-EU, sondern eigentlich Non-Schengen meint. Das, so die Tante am Schalter, würde aber doch kein Passagier verstehen. Deshalb würden sie Non-EU schreiben. In diesem Moment war uns klar: Wir sind zu blöd für Germanwings und werden mit dieser Gesellschaft genau zweimal fliegen. Ein erstes und ein letztes Mal.
Einen kurzen Flug von eineinhalb Stunden später landeten wir in Split. Und waren froh, dass sowohl unsere Halswirbel als auch das Fahrwerk die stümperhafte und knallharte Landung ausgehalten hatten. Wir beschlossen, das Kapitel TUIfly und Germanwings abzuhaken und den Urlaub zu genießen. Den Mietwagen bei Sixt bekamen wir recht fix und um kurz nach zehn waren wir startklar: Rakovica, wir kommen!
Auf der knapp dreistündigen Fahrt nach Rakovica an den Plitvicer Seen macht sich so langsam die Müdigkeit bemerkbar, dankbar vertilgten wir die Reste des Lunchpakets und waren froh, als wir endlich bei Marija und ihrem Mann ankamen. Die saßen gerade mit ihrer Familie bei einem späten Mittagessen und begrüßten uns herzlich; Marija sogar in bestem Deutsch. Wir erledigten die bürokratischen Formalitäten, lehnten schweren Herzens den Begrüßungsschnaps ab, der uns komplett aus den Schuhen gehauen hätte, und hielten erst einmal Siesta.
Also Dirk hielt Siesta. Ich war mal wieder, typisch, viel zu zappelig, um wirklich zu schlafen. Draußen schien die Sonne, ich wollte endlich zu den Seen. Wie konnten man denn da schlafen? Kompromiss. Eine Stunde schlafen, in aller Ruhe aufwachen – und dann aber endlich zu den Seen. Wir fuhren zum oberen Parkplatz, besorgten uns ein Ticket für zwei Tage (das deutlich günstiger war als je zwei Einzeltickets) und dann waren wir drin im Nationalpark Plitvicer Seen. Und wir waren begeistert. Die Seen hatten Farben von tiefblau bis leuchtend türkis, die Bäume spiegelten sich im Wasser, einfach ein Traum.
Wir drehten eine kleine Runde an den oberen Seen und machten die ersten Fotos. Allerdings stand die Sonne meist nicht optimal, zudem war es heiß und die Touristenmassen doch ziemlich anstrengend. Nach gut zwei Stunden verließen wir den Park also wieder – müde, aber glücklich und vor allem voller Vorfreude auf den nächsten Tag, den wir komplett an den Seen verbringen wollten. Ein bodenständiges Abendessen bei Marko, einem Lokal in Laufnähe, einfach perfekt. Und da wurde ich auch süchtig, süchtig nach Palačinke mit Nussfüllung. Allein wenn ich daran denke …