Donnerstag, 30.06.2011: Wer wollte hier eigentlich Radfahren?
Nachdem das mit den Frühstück am Tag zuvor nicht so geklappt hatte, machten wir es uns einfach und holten uns diesmal einfach ein paar süße Teilchen beim Bäcker in Polače, setzten uns am Hafen auf die Mauer und mümmelten so vor uns hin. Die Frau, die da im Ruderboot anlegte, beachteten wir nicht weiter. Und das war ein Fehler: „This is private!!!“ maulte sie uns an. Ups, hoppla, das war uns weder klar noch war es irgendwie offensichtlich. Wir standen auf, wollten gehen. „You can sit and eat, but you can say good morning!!!“ Daher wehte also der Wind. Mit unseren vermeintlich dramatisch schlechten Manieren waren wir wieder einmal unangenehm aufgefallen. Ja, ja, aus uns wird auch nichts mehr …
Wir waren bereits zu erholt, um uns aufzuregen, aßen in Ruhe fertig und gingen. Ohne uns zu verabschieden. Au weia. Da sollten wir uns so schnell nicht mehr blicken lassen. Mljet ist eine Radler-Insel. An jeder Ecke werden Räder vermietet und man hat den Eindruck, dass das Fahrrad die einzig angemessene Form der Fortbewegung ist. Als wir am Tag zu vor an den Seen entlang spaziert waren und die vielen Radler gesehen hatten, hatte ich unsere regelmäßigen Radtouren vermisst und beschlossen: Morgen mieten wir auch ein Rad! Warum auch nicht?
Warum nicht??? Ganz einfach: Weil es drückend schwül war. Weil Mljet verflixt hügelig ist. Weil wir seit einer guten Woche zwar viel gegessen und getrunken, uns aber kaum bewegt hatten. Drei gute Gründe. Und was haben wir getan? Na klar, Räder gemietet. Mit den klapprigen Mountainbikes fuhren wir um den Großen See herum bis zum Ende, legten uns eine Weile ans Ufer und hofften auf eine Wetterbesserung. Aber keine Chance: Die Wolkendecke wurde dichter und dichter.
Auf dem Rückweg fing es dann leicht zu regnen an. Was nun? Eigentlich hatten wir vorgehabt, mit dem Boot auf die kleine Insel überzusetzen und uns Sv. Marija anzuschauen. Aber bei Regen? Andererseits war bei diesem Wetter ohnehin kaum etwas anderes zu tun und es sah nicht danach aus, als hätten wir am Nachmittag mehr Glück. Also nahmen wir das Boot und liefen einmal um das Inselchen. Schön anzuschauen, ja, und bei gutem Wetter sicherlich auch fotogen. Aber grau in grau machte es nicht allzu viel her. Schade, aber nicht zu ändern.
Der Regen wurde stärker, die Lust auf eine Fortsetzung der Radtour hielt sich in Grenzen. Also Plan B: Wir brachten die Fahrräder bereits am frühen Nachmittag zurück und suchten uns in Polače ein Lokal für einen Light Lunch. Gegrillte Sardinen und frisches, selbstgebackenes Brot, dazu ein ausgesprochen lustiger Kellner – unsere Laune stieg trotz stärker werdenden Regens deutlich an.
Ein Abend mit Hindernissen
Wir ruhten uns nachmittags eine Weile in unserem Appartement aus und planten den Tag mit einem ganz bestimmten Ziel: am Abend das Fußballspiel der deutschen Frauen gegen Nigeria zu sehen. Wir hatten die Tage vorher schon immer wieder die Frauen-Fußball-WM verfolgt und auch in Goveđari hatten wir per Satellit deutsches Fernsehen. Also spazierten wir noch einmal ein bisschen am See entlang und fanden uns dann zu einem frühen Abendessen in Babine Kuće ein.
Es gab wieder Mixed Fish, so lecker und auch so reichlich: ein schöner Platz am Wasser, frischer gegrillter Fisch, ein einfacher Rotwein (ja, Rotwein, das ist auch so ein Überbleibsel aus Studententagen: im Süden darf’s gerne mal ein Roter zum Fisch sein). Wir waren so ziemlich die einzigen Gäste und hatten deshalb die volle Aufmerksamkeit der sehr netten Besitzer. Dem einen hausgemachten Kräuterschnaps zum Abschluss folgte dann noch ein zweiter auf Kosten des Hauses. Oh ja, wir gerieten ins Schwärmen, uns ging es einfach nur gut …
Glücklich und zufrieden trotteten wir über den Berg nach Hause, viertel vor acht, perfekt, noch eine Stunde bis zum Anpfiff. Wir setzten uns auf die Terrasse, sahen den Regenwolken zu und machten schon mal die für das Spiel bestimmte Flasche Rotwein auf. Langsam wurde es Zeit, also Fernseher an, in den letzten Tagen hatte das ZDF übertragen, diesmal die ARD – und genau da, wo die ARD sein sollte, stand nur: No Audio-/Video-Data available. Neeeein! Durch den Rotwein entspannt genug, mit einer solchen Misere umzugehen, schauten wir das Spiel dann im Videotext des ZDF und waren froh, dass die Mädels irgendwann das 1:0 schafften. Draußen regnete es inzwischen übrigens in Strömen …