Wir können ja nicht dauernd nach Afrika fliegen … So fing damals die Diskussion über das nächste Urlaubsziel an. Aber wohin denn sonst? Nach ein wenig Stöbern im Internet konnten wir uns recht schnell auf Sizilien einigen: vor dem Winter nochmal kräftig Sonne tanken, ausgiebiges Kulturprogramm und massenweise lohnende Fotomotive.
Klang gut, da wollten wir hin. Ausnahmsweise haben wir nicht alles selbst organisiert, sondern über Umfulana gebucht. Eine gute Entscheidung! Die Flüge mit Alitalia waren auch schnell gefunden – aber dazu schon vorab: Es war der erste und sicherlich der letzte Urlaub, in den wir mit Alitalia geflogen sind …
Ankunft auf Umwegen …
01.+02. Oktober 2005
Ein Direktflug nach Sizilien war nicht zu bekommen, also hatten wir mit Umsteigen gebucht: Frankfurt – Mailand – Catania. Mit reichlich Verspätung hob der zweite Flieger dann auch irgednwann in Mailand ab, nahm Kurs Richtung Catania, ein traumhaft sonniger Tag mit einem sensationellen Ausblick auf den Ätna. Der Flieger ging in den Landeanflug, yippie, gleich konnte der Urlaub beginnen – wenn, ja wenn der Pilot nicht in diesem Moment beschlossen hätte, doch lieber nicht zu landen, sondern durchzustarten. Kein schönes Gefühl …
Es war ihm zu windig in Catania, deshalb flogen wir nach Palermo, wo Busse bereitstanden. Statt also den Tag emütlich mit einem Bummel durch Syrakus, unsere erste Station, zu beginnen, verbrachten wir vier Stunden im Bus und kamen irgendwann am Abend endlich in Syrakus an. Ein schnelles Abendessen, todmüde ins Bett fallen und den nicht ganz idealen Urlaubsauftakt einfach abhaken.
Der nächste Tag war dann schon freundlicher, wir konnten inzwischen auch über die ganze Geschichte lachen und machten uns einen gemütlichen Tag in Syrakus, aßen abends unter einem riesigen Olivenbaum und waren gespannt, was die nächsten zwei Wochen so bringen würden.
Balkone, Säulen, Mosaike
03.+04. Oktober 2005
Wir wollten die Insel gegen den Uhrzeigersinn „erfahren“ und machten uns auf den Weg Richtung Agrigent. Auf dem Weg lag Noto, die Barockstadt mit den bekannten Balkonen, die wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Sehenswert sind die Häuser dort allemal und gerade, wenn man denkt, man hätte den einen Balkon jetzt aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln fotografiert, entdeckt man doch noch eine neue Möglichkeit. Und dann sind da ja auch noch die anderen Balkone .. man hat’s nicht leicht, schon gar nicht im Urlaub …
Alle hatten uns von der Villa Romana del Casale vorgeschwärmt, die Mosaike seien so toll. Mosaike?! Eigentlich ja nicht gerade unser Interessengebiet … Aber wir hatten noch Zeit, das Wetter war schön und zumindest der Weg zur Villa sah landschaftlich vielversprechend aus. Warum also nicht? Um es kurz zu machen: Wir waren tief beeindruckt! Und werden nie wieder behaupten, dass Mosaike langweilig sind.
Am nächsten Tag dann, endlich: das Valle dei Templi! Eine Vielzahl an Tempeln auf einer ziemlich überschaubaren Fläche, einige davon mit Kapitellen von mehreren Metern Durchmesser. Das muss man gesehen haben – und bei Regen darauf achten, dass die Schuhe rutschfeste Sohlen haben. Wir hatten einen fiesen Regenguss abbekommen, der Himmel war grau in grau und wir wollten gerade den Rückweg antreten, als sich am Horizont doch ein kleiner blauer Fleck zeigte. Sollten wir warten? Na klar! Es hat sich gelohnt, am Ende hatten wir jeden Tempel einmal mit grauem und einmal mit blauem Himmel fotografiert …
Und nach all der Kultur durfte es dann auch wieder ein bisschen Natur sein: Bei inzwischen strahlendem Sonnenschein kletterten wir auf der „Scala dei Turchi“ herum und schauten uns am späten Nachmittag auch noch die witzig blubbernden Vulcanelli di Macalubbe an.
Noch mehr Tempel in der Landschaft
05.+06. Oktober 2005
Das Tal der Tempel war durchaus sehenswert, hatte uns atmosphärisch aber nicht wirklich fesseln können. Deshalb waren wir, was die weiteren Tempelbesichtigungen anging, durchaus skeptisch. Und sollten unsere Meinung ändern: Schon die Anlagen in Selinunt ließen uns staunen und das nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der traumhaften Lage und der gesamten Wirkung der Anlage.
Nachhaltig beeindruckt hat uns dann Segesta: Der Tempel wurde nie fertiggestellt (man vermutet da, was sonst, Geldmangel!) und liegt – eher untypisch – in einer Senke. Trotzdem oder gerade deswegen strahlt der Tempel eine unglaubliche Ruhe aus. Für uns der schönste und „stimmigste“ Tempel, den wir auf Sizilien gesehen haben.
Eines haben wir auf Sizilien gelernt: Haben wir früher die Natur gerne zugunsten des Kulturprogramms zurückgestellt, so hat sich das inzwischen umgekehrt. Es zieht uns raus, wir wollen laufen, Ruhe und Einsamkeit genießen – und dafür eignet sich der Naturpark Lo Zingaro im Nordwesten recht gut. Auch wenn es da Schlangen gibt …
Ein Kloster und Wanderungen im Hinterland
07.-09. Oktober 2005
Man darf es kaum zugeben, aber wir haben Palermo einfach links liegen gelassen. Die Stadt reizte uns nicht, wir hatten die Schwerpunkte anders gesetzt – und das auch nicht bereut, wenngleich viele Freunde uns immer weider von Palermo vorgeschwärmt hatten. Eines wollten wir uns aber auf dem Weg nach Cefalu nicht entgehen lassen: das Kloster Monreale. Wer sich für Kreuzgänge begeistern kann, ist dort auf keinen Fall fehl am Platze, die sehr üppige Klosterkirche ist Geschmackssache, aber auf jeden Fall auch einen (oder zwei oder drei) Blick(e) wert.
In Cefalu erlebten wir – durchaus unerwartet – den heftigsten Hagelschauer, an den wir uns bislang erinnern können. Entsprechend schnell waren die Straßen überflutet, die Kanalisation schaffte es nicht mehr das ganze Wasser aufzunehmen und bergauf fahren wurde zum Abenteuer. Entsprechend froh waren wir, dass unser Ziel im Hinterland, in der Madonie, lag. Dort haben wir uns in der Casa Migliaca schnell heimisch gefühlt und die nächsten Tage mit Wanderungen (okay, Dirk würde sagen Spaziergängen) verbracht. Einfach herrlich entspannend!
Eine Insel mit zwei Bergen …
10.+11. Oktober 2005
Die eolischen Inseln, zu denen auch Stromboli gehört, liegen nördlich von Sizilien. Unser Ziel hieß Salina, wo wir die nächsten zwei Tage vor allem mit Fischessen, großen Eisbechern und der „Besteigung“ der beiden Berge, na ja, Hügel, verbrachten. Regengüsse verfolgten uns hier auch, dumm, wenn das auf einer Wanderung passiert und man – warum denn auch? – keinerlei Regenschutz dabei hat. Wir lernen es halt einfach nicht, also werden wir eben immer wieder nass. Solange wir drüber lachen können …
Salina ist auf jeden Fall ein wunderschöner Ort, übrigens mit ziemlich vielen Schlangen, in der Ferne der rauchende Stromboli, dort hätten wir es auch noch ein paar Tage länger ausgehalten.
Vulkan in den Wolken
12.-15. Oktober 2005
Der Urlaub ging seinem Ende entgegen, der Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes sollte der Ätna werden – der darauf aber wenig Lust hatte und sich lieber in dichten grauen, vor allem nassen, Wolken verhüllte. Schade, denn wir hätten den Vulkan natürlich gerne in seiner ganzen Pracht bewundert, letztlich war die Lichtstimmung mit vereinzelt durchbrechenden Sonnenstrahlen in den Lavafeldern aber durchaus Entschädigung genug.
Die letzten Tage verbrachten wir in Taormina, einem sehr quirligen, liebenswerten Städtchen. Und mit Telefonaten mit Alitalia, weil unser Rückflug leider gestrichen worden war und wir deshalb den Umweg über Rom nehmen mussten …
Fazit: Sizilien ist eine Reise wert, gar keine Frage. Ob es jedoch mehr als eine Reise für uns wird? Falls ja, dann auf jeden Fall mit einem Schwerpunkt im Hinterland, in der Madonie oder auch der Nebrodi und dann sicherlich auch eher im Frühsommer als im Herbst, denn die Insel war doch schon wieder sehr karg.
Mehr Fotos dieser Reise finden sich unter Foto-Galerie > Touren in Europa > Sizilien 10/2005