Degustazione? Aber gerne. Nur wo?!
Freitag, 03. April 2015
Schinken, Salami, Käse, selbstgebackener Kuchen … Da hilft alles nichts, da muss man schon morgens viel zu viel essen. Ein Schicksal, das wir immer wieder heroisch tragen. Weniger heroisch gehen wir mit schlechten Wettervorhersagen um. Für Samstag klingt das Wetter scheußlich, was uns vor Probleme stellt – denn für Samstag war eigentlich Florenz geplant. Aber bei Dauerregen? Sollen wir den Plan umdrehen und die für heute geplante Weintour auf den verregneten Samstag verschieben? Einen kurzen Moment zögern wir, aber dann sind die Präferenzen klar.
Landschaft geht vor Kultur, Kulinarisches geht vor Feingeistiges, so sind wir eben. Wir bleiben also beim ursprünglichen Plan und starten direkt nach dem Frühstück nach San Gimignano, das wir um diese Uhrzeit nur mit einigen wenigen Touristen teilen müssen. In diesem Moment gefällt es uns ganz gut, dass die Touristen fehlen 🙂 Und für die Fotos mit dem dunkelblauen Himmel wird Regina uns hassen, so viel steht fest. Als es langsam voller wird, verziehen wir uns und fahren nach Volterra. Die aufziehende Bewölkung kritisch beobachtend. Unser Reiseführer beschreibt Volterra als sehr sehenswert. Hmm. Das können wir nicht ganz nachvollziehen. Es ist ganz ansehnlich, aber wirklich lohnenswert finden wir den Abstecher nicht.
Egal, das Besichtigungsprogramm ist damit beendet, jetzt wird Wein probiert! Dirk hatte einige Weingüter herausgesucht, die Fattoria San Donato liegt als erste auf unserem Weg, da halten wir an. Die Weinprobe selbst ist ehrlich gesagt etwas seltsam, weil die Tochter des Hauses nicht ganz bei der Sache ist. Der Wein schmeckt aber lecker, der Grappa auch, von beidem nehmen wir gerne etwas mit.
Fein, das geht ja nett los. Nur leider erst einmal nicht ganz so weiter. Wir fahren durch die toskanischen Hügel, wunderschön, irgendwo hier müsste gemäß GPS-Daten das nächste Weingut sein. Ist es aber nicht. Hoppla. Was soll’s, dann steuern wir eben den Verkaufsstand von Teruzzi & Puthod an, der traumhaft gelegen sein soll. Ist er auch, hat aber noch eine Stunde Mittagspause. Dummerweise geht es uns mit dem folgenden Weingut auf Dirks Liste ähnlich. Das finden wir zwar, stehen dann aber vor einem riesigen geschlossenen Eisentor, keine Klingel, kein Hinweisschild weit und breit. Uns irritiert die ganze Zeit schon, dass in einer so renommierten Weingegend wie dem Chianti fast keine Schilder zu Weingütern oder Weinproben zu finden sind. Die verstecken sich alle. Die haben bestimmt auch wieder Angst.
Es fängt an uns zu nerven. Wäre Florenz bei Sonnenschein doch die bessere Wahl gewesen? Der Zufall ist wie so häufig der beste Ratgeber, wir stoßen auf das Castello della Paneretta. Das ist geöffnet, wir können Wein probieren und sind happy, dass der auch noch so richtig lecker schmeckt. Klar, dass auch hier wieder einige Flaschen in unseren (übrigens viel zu kleinen) Kofferraum wandern. Zum Abschluss versuchen wir unser Glück nochmal bei Teruzzi & Puthod und siehe da, wir können ganz allein in der Sonne sitzend den Blick hinüber nach San Gimignano genießen, dazu wieder einmal Käse, Salami und Oliven und eine kleine Weinprobe. Wohlige Seufzer sind zu hören, da haben wir an diesem Tag ja doch noch alles richtig gemacht. Und zum Abschluss schauen wir uns auch noch das pittoreske Monteriggioni an, essen ein Eis und finden Italien irgendwie gerade sehr, sehr schön.
Das Wetter ist so herrlich, dass wir im Casolare di Bucciano bei einer Flasche Wein draußen sitzen bleiben, bis die Sonne fast untergegangen und es langsam zu kalt ist. Abends machen wir es uns einfach und essen noch einmal bei Da Nisio.