Montag, 05. September 2011: 14-jähriges Elfenbein

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

TokTokkie-Trail! Heute! Es hatte sich in der Tourplanung so ergeben, dass Anfang und Ende des TokTokkie-Trails auf unsere Hochzeitstage fielen. Und das passte doch irgendwie perfekt, denn zwei Tage unter freiem Himmel im NamibRand-Gebiet, das ist für uns eine Aussicht, die nur schwer zu toppen ist. Außer vielleicht von der Central Kalahari oder wildem Campen im Damaraland (wobei wir diese Erfahrung erst noch machen würden). Nach einem gemütlichen Frühstück brachen wir in Koiimasis auf und waren kurz nach ein Uhr am TokTokkie-Basislager, wo bereits vier weitere Tourteilnehmer gerade von Hilke, unserer Führerin für die nächsten beiden Tage, begrüßt wurden.

Wir bekamen einen Light Lunch, beschnupperten uns schon mal gegenseitig – Uschi und Jens aus der Nähe von Hamburg und Flemming mit seinem Sohn Tim aus dem Schwäbischen. Und warteten. Und warteten. Zwei Personen fehlten noch, offiziell sollte der Trail um 14 Uhr starten. Nun ja, es wurde viertel vor drei, bis Christophe und Nhu – frisch vermählt auf Hochzeitsreise – endlich ankamen. Ja, wir waren in Afrika, da gehen die Uhren sowieso anders und wir hatten ja keine Eile. Aber trotzdem … Meine Vorurteile gegenüber Belgiern konnten die beiden jedenfalls leider nicht ausräumen.

Es war eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die sich da auf den Weg machte. Wir fuhren mit dem Landy ein paar Kilometer in die Dünen und dann, endlich, endlich begann der Trail und wir stapften wacker durch den roten Sand. Es war heiß, der Sand war weich, wir hatten den ganzen Tag nur rumgesessen – und nach nicht einmal einer Stunde war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich den TokTokkie-Trail niemals überleben würde! Wir liefen noch eine gute weitere Stunde bis zu unserem ersten Camp. Und da war meine Erschöpfung schlagartig einfach weg. Ja, wir lieben das NamibRand-Gebiet. Aber der Ausblick vom Camp aus verschlug uns mit seiner Schönheit die Sprache.

Ein Blick in die Weite der Namib, ein liebevoll gedeckter Tisch unter freiem Himmel und unser „Zimmer“: zwei Betten, zwei Hocker, eine Waschschüssel und eine Öllampe. Um uns herum die Wüste, über uns später der Sternenhimmel. Nicht übel für einen Hochzeitstag. Wir duschten – natürlich auch Open Air -, genossen den Sundowner und ließen uns das Abendessen schmecken (dem allerdings leider etwas Salz fehlte). Und dann, ja dann kuschelten wir uns in die erstaunlich warmen und bequemen Bed Rolls und schließen unter Abermillionen leuchtender Sterne ein.

Klingt kitschig, war kitschig – und einfach nur schön.

Von Regina erfuhren wir übrigens später, dass unser Hochzeitstag der elfenbeinerne war – ganz passend für Afrika und wie gemacht als Überschrift für diesen Tag 🙂

Sonntag, 04. September 2011: Wir machen einfach nix!

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Wie schön und liebevoll die vier Campsites auf Koiimasis angelegt sind, bemerkten wir erst, als wir kurz nach Sonnenaufgang aus unserem Dachzelt krabbelten. Am Abend vorher hatten wir dafür keinen Blick mehr gehabt. Wir hatten den gestrigen Tag – zumindest den nervigen Teil davon – inzwischen abgehakt und freuten uns auf einen gemütlichen Faulenzer-Tag.

Den bekamen wir mit Lesen, Rätseln und einfach Nichtstun auch ziemlich gut hin. Am Nachmittag spazierten wir dann noch den etwa sieben Kilometer langen Rundweg um die Farm entlang und viel mehr lässt sich von diesem Tag auch gar nicht mehr berichten. Das Abendessen war als Ausgleich zum Vortag fürstlich, es gab das leckere Oryx, dazu Kartoffeln und Knobibrot – hach ja, so ließ es sich dann doch ganz gut aushalten.

Koiimasis ist neben Namtib die zweite Farm im NamibRand-Gebiet, die wir kennengelernt haben und es fällt uns nicht leicht, uns zwischen Koiimasis und Namtib zu entscheiden. Die Campsites auf Koiimasis sind liebevoller angelegt, haben mehr schöne Details und teilweise fast schon Luxus (das Duschhäuschen mit dem innenliegenden Blumenbeet!) zu bieten. Namtib hat den schöneren Blick auf diese Landschaft, die für uns eine der schönsten in ganz Namibia ist. Und irgendwie finden wir Namtib ehrlicher, authentischer. Aber Fakt ist, dass es sich auf beiden Campsites sehr, sehr gut aushalten lässt.

Samstag, 03. September 2011: Morgens Löwen, abends Stress

Unser letzter Morgen im Kgalagadi Transfrontier Park. Und was für einer. Es war noch einmal kälter geworden und wir wollten eigentlich gar nicht aus dem kuscheligen River Front Chalet in Mata Mata raus. Aber da waren ja noch die Löwen, die ganz sicher auf uns warteten und wenn die Pflicht ruft … Also auf nach Dalkeith.

An der weithin sichtbaren Staubwolke war deutlich zu erkennen, dass wir nicht die Einzigen waren, die nach den Katzen suchten. Und dann sahen wir auch schon den Stau, der sich bereits gebildet hatte. Zwei junge Löwen direkt neben der Straße. Im Gegenlicht … Mist. Die beiden liefen ein Stück die Straße entlang in unsere Richtung, was uns die Chance bot, gar nicht mitten ins Autogetümmel einzusteigen, sondern ihnen direkt zu folgen. Einer der beiden versuchte immer mal zu brüllen, aber offenbar waren seine Stimmbänder noch eingefroren – es wurde nicht mehr als ein Krächzen, begleitet von weißen Atemwölkchen. Ein herrliches Bild, witzig anzuschauen. Irgendwann ließen die beiden Löwen sich ins Gras fallen. Die würden sich so schnell nicht mehr bewegen.

Also schauten wir uns an, was denn eigentlich der Großteil der anderen Touristen in den Autos so gespannt beobachtete: ein siebenköpfiges Löwenrudel mit eindrucksvollem Pascha direkt neben der Straße. Und diesmal auf der anderen Seite, also mit der Sonne im Rücken. Der Pascha hatte deutlich sichtbare Blutreste in der Mähne, sah aber alles andere als vollgefressen aus. Und einer der beiden Löwen auf der anderen Straßenseite hatte blutige Verletzungen. Ob es da wohl einen Kampf um die Vorherrschaft im Rudel gegeben hatte oder ob einfach nur das Beutetier der letzten Nacht zu klein gewesen war, um die Mägen vollzufüllen? Wir konnten nur spekulieren – aber das macht ja bekanntlich oft am meisten Spaß. Mit dieser Sichtung hatte der Kgalagadi TP uns mal wieder versöhnt und entsprechend fröhlich machten wir uns auf den Weg zurück nach Namibia.

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Die üblichen Grenzformalitäten und ein gut gelaunter Beamter, der mich angrinste: „I know your face. You have been here before.“ Stimmt, schon mehrfach und hoffentlich auch immer wieder 🙂 Wir hatten fast 600 Kilometer bis Koiimasis vor uns, waren aber fest entschlossen, uns nicht hetzen zu lassen. Und das klappte auch ganz gut, wir nahmen uns Zeit und fotografierten die Straße über die Kalahari-Dünen, kauften in Keetmanshoop bei Spar ein (ein echt afrikanischer Spar übrigens, der uns mehr an den in Kasane als an den in Windhoek erinnerte) und hielten nachmittags noch einmal an um gemütlich eine Tasse Kaffee zu trinken. Die Thermoskanne hatten wir vorsorglich schon morgens in Mata Mata mit heißem Wasser gefüllt.

Hätten wir gewusst, wie der Tag weitergehen würde, wir wären wohl nicht so entspannt gewesen. Aber so ist das eben, wenn man sich auf die moderne Technik verlässt – und ihr dann nicht über den Weg traut. Hätten wir die Strecke für diesen Tag ganz klassisch mit der altmodischen Landkarte geplant, dann hätten wir von Keetmanshoop die Teerstraße bis Aus genommen und wären von Süden her kommend über die D707 nach Koiimasis gefahren. Aber diesmal hatten wir mit den Tracks4Africa-Karten und unserem normalen Navi geplant. Und das schickte uns über Helmeringhausen – und dann 80 Kilometer vor dem Ziel auf eine Farmpad. Dummerweise auf eine Farmpad, der nicht anzusehen war, ob sie denn auch zu Koiimasis gehört oder nicht. Angeschlagen war Farm Landsberg. Nein, das machten wir dann doch nicht mit. Was dummerweise noch einmal gute 80 Kilometer mehr bedeutete. Dirk war sauer, ich war sauer. Dirk raste, ich schwieg.

Das wunderschöne Licht des späten Nachmittags würdigten wir keines Blickes. Wir können nämlich manchmal ganz schön dämlich sein. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir dann endlich Koiimasis, kauften noch mariniertes Oryx – superlecker! – und fuhren dann hoch zu unserer Campsite Nr. 3. Oben angekommen stellten wir dann fest, dass wir das Holz unten vergessen hatten. Na super, das passte. Dirk fuhr noch einmal zum Farmhaus und holte das Bündel Holz. Irgendwann hatten wir dann unser Camp fertig aufgeschlagen, vertagten das Oryx auf den nächsten Tag, begnügten uns mit einem schnellen Fertiggericht und gingen völlig erledigt schlafen.

Anmerkung am Rande: Navi und Tracks4Africa hatten völlig Recht mit diesem Weg. Die Farm Landsberg und Koiimasis machen gemeinsame Sache, wir hätten wohl tatsächlich durchfahren können. Was uns rückblickend ärgert, ist die Tatsache, dass dort kein entsprechendes Schild angebracht war. Und dass wir mal wieder viel zu deutsch waren, um einfach reinzufahren …

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Freitag, 02. September 2011: Dirk kocht, ich genieße

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Es war einfach nur erbärmlich kalt! Unsere südafrikanischen Nachbarn vermeldeten zwei Grad über Null, als wir uns von ihnen verabschiedeten. Eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang wohlgemerkt. Allerdings kein Grund für die Schaubes, nicht stilecht in kurzen Hosen herumzulaufen … Trotzdem waren wir froh, dass wir für die folgende Nacht wieder ein River Front Chalet in Mata Mata und damit einen warmen Schlafplatz gebucht hatten.Wir verabschiedeten uns also herzlich von den Südafrikanern, winkten Rooiputs zum Abschied und entschieden uns für die Lower Dune Road auf unserem Weg nach Mata Mata.

Der Mangel an Tieren hatte auch einen positiven Effekt: Er lenkte unseren Blick auf die Landschaft, die sich in der Morgensonne wunderschön präsentierte. Tiere blieben weiterhin Mangelware. Wenigstens auf die Hyänen bei Urikaruus war Verlass, die zeigten sich. Kurz zwar und meist schlafend, aber sie zeigten sich. Sollte uns der Kgalagadi zum ersten Mal ansatzweise enttäuschen? Der Blick auf das Sightings Board in Mata Mata gab Anlass zur Hoffnung: Löwen, Leoparden, Geparden waren in der Gegend gesichtet worden.

Wir waren auf dem letzten Nachmittags-Drive der Tour also guter Dingen. Und tatsächlich: Kurz vor Dalkeith sahen wir ein Löwenrudel. Zwar nur weit weg und löwenfaul unter einem Baum, aber wir wussten aus Erfahrung: Das war ein sehr, sehr gutes Vorzeichen für den nächsten Morgen. Mein ganz persönliches Highlight des Tages waren die Löwen jedoch nicht. Mein Highlight waren Dirks Nudeln mit Champignon-Sahne-Soße, Beef Sirloin und Cashewnüssen, dazu ein Delheim Pinotage. Was will man mehr?

Donnerstag, 01. September 2011: Einmal Landschaft, bitte

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Ein Sonnenaufgang in Kitschrot! Den ich kaum fotografieren konnte mit meinen eiskalten Fingern. Es war in den vergangenen Tagen immer kühler geworden und in der Nacht hatten wir im Zelt trotz der Schlafsäcke gefroren. Von wegen in Afrika ist es heiß. Aber das wissen wir ja spätestens seit Matopi.

Unsere Sichtungen bis hierher waren nicht schlecht, trotzdem hatten wir das Gefühl, dass da dauernd einer die Tiere vor uns wegräumte. Nicht mit uns! Wir zogen die Landschaftskarte: In Twee Rivieren besorgten wir uns ein Permit für den Leeuwdril 4×4-Loop. Eine wunderschöne einsame Strecke durch die Dünen, die selbst für ungeübte 4×4-Fahrer zu meistern sein dürfte und die sich wirklich lohnt. Auf der Strecke wurden die Folgen der immensen Regenfälle im ersten Halbjahr 2011 so richtig deutlich: Von den roten Kalahari-Dünen, die normalerweise das Bild dominieren, war kaum etwas zu sehen. Sie verschwanden unter weiten Flächen mit hohem gelbem Gras. Auch schön, aber irgendwie anders.

Wir frühstückten in Auchterlonie, verbrachten den Mittag wieder auf Rooiputs und zitterten im Wind unter der kalten Dusche. Erneut blieb der Nachmittags-Drive ereignislos – so langsam begann uns das doch ein wenig zu frustrieren.