Dienstag, 30. August 2011: Hannes Lochner in echt

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Es war ja ganz klar, was wir uns für diesen Morgen vorgenommen hatten: Wir wollten die Löwen vom Tag zuvor wiederfinden. Und das war so einfach wie selten, denn Hannes Lochner stand bereits am Straßenrand und fotografierte. Ja, genau, der Hannes Lochner dessen Blog wir in den Wochen vor dem Urlaub schon so intensiv verfolgt hatten. Ein guter Start also: Löwen in der Morgensonne, wenn auch recht weit weg. Und leider verzogen die drei sich recht schnell hinter die Dünen.

Wir fuhren den Nossob entlang nach Norden, mussten aber feststellen, dass kaum Tiere zu sehen waren. Der KTP schien immer noch wie leergefegt. Oder waren wir von der Januar-Tour einfach zu verwöhnt? Wir kehrten jedenfalls nach etwa 20 Kilometern um und steuerten Melkvlei an. Hunger machte sich breit, Frühstückszeit! Und dank unserer neuen Outdoor-Filter-Kaffeekanne auch noch mit richtig echtem Kaffee. Hach ja. Die Aussicht auf weitere Sichtungen an diesem Vormittag war eher gering, deshalb beschlossen wir, den Mittag einfach faul in unseren Hängematten auf Rooiputs zu verbringen. Natürlich mit der leisen Hoffnung, dass der Honigdachs vom Vortag sich noch einmal würde blicken lassen. Ließ er aber nicht.

Also hieß das Programm: lesen, dösen, eiskalt duschen. Warmes Wasser gibt’s auf Rooiputs nicht … Der Nachmittags-Drive blieb erneut ziemlich erfolglos. Dafür bekamen wir zum Sundowner eine Einladung unserer südafrikanischen Campnachbarn, der wir gerne folgten. Die fünf hatten sich über Hannes Lochner – den wir bei der Gelegenheit auch gleich persönlich kennenlernten – für vier Nächte auf Rooiputs unterbringen lassen. Sie waren auch am Tag zuvor angekommen und würden also genauso lange bleiben wie wir. Hannes war noch einmal rausgefahren, um die frische Leopardenspur zu verfolgen, die sich seit dem Mittag über die Campsite zog. Alle waren gespannt, ob er Erfolg vermelden würde – nein, leider nicht.

Wir grillten wieder, schauten in den gigantischen Sternenhimmel und gingen schlafen. Begleitet von einem Geräusch, das wir so unglaublich gerne hören und zu Hause immer so unglaublich vermissen: dem nahen Brüllen eines Löwen.

Montag, 29. August 2011: Alles leer …

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Ohne es wirklich darauf angelegt zu haben, waren wir wieder einmal „first out of the gate“. Überhaupt schien uns Mata Mata eher leer. Und das, obwohl die Verfügbarkeitsanzeige auf der Sanparks-Website doch ausgebucht angezeigt hatte. Wie auch immer, der Vormittag ließ sich mit einem Wort zusammenfassen: Leere! Kaum Touristen, noch weniger Tiere.

Wir checkten in Twee Rivieren für Rooiputs ein, stockten im Shop unsere Vorräte auf und fuhren zur Campsite. Dort richteten wir uns häuslich ein und lehnten uns gemütlich in den Campingstühlen zurück und dösten als plötzlich … Da lief doch irgendwas. Seltsame Größe hatte das. Langsam sammelten sich meine sieben Sinne und ich rief: „Honey Badger!!!“ Da lief doch tatsächlich in aller Seelenruhe ein Honigdachs quer über die Campsite. Eigentlich nachtaktiv. Und auf meiner Wunschliste der zu sehenden Tiere ganz weit oben. Ich war völlig perplex, Dirk wusste gar nicht, wie ihm geschieht – und bis wir eine Kamera griffbereit hatten, war das blöde Vieh im hohen Gras verschwunden. Unfair!

Wir brachen gegen vier zu einem Nachmittags-Drive auf, der ziemlich unspektakulär verlief, bis wir ein Stück nördlich von Kij Kij dann Erfolg hatten: drei Löwen. Ziemlich faul, wie Löwen halt so sind, aber immerhin die erste richtig gute Sichtung. Den Honigdachs weigerte ich mich als Sichtung zu zählen, schließlich hatten wir von ihm kein Foto machen können. Löwen gesehen, alles gut. Zurück in Rooiputs grillten wir das leckere Fleisch von Hartlief und ließen uns dazu einen südafrikanischen Rotwein schmecken.
Das Leben kann so schön sein …

Sonntag, 28. August 2011: Fotoshooting mit Köcherbäumen

Sonnenaufgang, Zeit zum Aufstehen. Wobei die Sonne eigentlich schon aufgegangen war. Wir hatten beide zum Sonnenaufgang mal kurz aus dem Zelt gelinst, dann aber beschlossen, dass wir ausschlafen. Es war sieben Uhr, als wir aufstanden. Die Köcherbäume lockten als Fotomotive in der Morgensonne. Wir kletterten und kraxelten eine gute Stunde in dem steinigen Gelände herum, schossen Fotos und konnten kaum genug bekommen.

So viel Arbeit noch vor dem Frühstück machte natürlich ganz schön hungrig und mit entsprechendem Appetit genossen wir unser erstes Campingfrühstück der Tour. Ganz allein – wenn man mal von den aufgeregten Siedelwebern absah, die an ihrem Nest bauten. In grandioser Natur. Herrlich! Wir hatten noch jede Menge Zeit, denn vor 14 Uhr würden wir in Mata Mata sowieso nicht einchecken können. Also machten wir noch den ausgeschilderten 4×4-Trail. Allerdings als 2×2 per pedes. Sehr, sehr schön – an diesem Platz hätten wir es auch durchaus noch einen Tag länger ausgehalten.

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Gegen elf Uhr brachen wir dann auf, zahlten – diesmal beim sehr netten Besitzer, der mir mein Wechselgeld extra in Rand gab, weil wir die im Kgalagadi TP brauchen würden – und dann hieß unser Ziel Mata Mata. Ein wie immer problemloser Grenzübertritt, einchecken, River Front Chalet beziehen, zurücklehnen: ein kühles Nachmittags-Windhoek mit Blick auf das – wie leider meistens – recht verwaiste Wasserloch. Der kurze Nachmittags-Drive blieb ergebnis- und auch weitgehend fotolos. Schade. Aber egal. Wir waren wieder im Kgalagadi Transfrontier Park und allein das zählte.

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Samstag, 27. August 2011: Afrikanische Entscheidungshilfe

Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Im Urlaub passiert häufig etwas, was zu Hause schlichtweg undenkbar ist: Ich bin vor Dirk wach! So auch an diesem Tag, an dem ich um kurz vor sechs beschloss, Dirk noch zehn Minuten Schlaf zu gönnen und ihn dann aber endlich zu wecken. Wir wollten gleich um sieben beim Frühstück sein in der Hoffnung, so den beiden Reisegrüppchen aus dem Weg zu gehen. Das mit sieben Uhr klappte, das mit dem aus dem Weg gehen leider nicht. Fairerweise müssen wir aber zugeben, dass das nicht weiter störte. Im Gegenteil: Wir bekamen einiges an Lästerstoff. Wie zum Beispiel Miss Perlenkette – welch unglaublich passendes Accessoire auf einer Reise durch Namibia …

Also Frühstück und dann die restlichen Einkäufe im Getränkeladen, bei Cymot und bei Hartlief. Am späten Vormittag holten wir unser Gepäck in der Casa Piccolo ab und machten uns auf den Weg zur Mesosaurus Fossil Site weit unten im Süden auf der Höhe von Keetmanshoop. Gute 500 Kilometer Teer auf der B1. Stinklangweilig, aber dank Hörbuch gut zu ertragen. Gegen halb fünf kamen wir an und sahen uns einem Typen gegenüber, der irgendwie bekifft wirkte und von unserer Buchung auch nichts zu wissen schien. Was völlig egal war, denn wir waren die einzigen Gäste. Ja, also es gäbe eine Campsite direkt an der Rezeption. Oder eine andere, das Bush Camp, etwa drei Kilometer weiter. Wir könnten es uns aussuchen.

Aha. Müde und geschlaucht, wie wir von der Fahrerei waren, entschieden wir uns für die Campsite an der Rezeption. Wir wollten einfach nur noch das Zelt aufschlagen und den ersten Sundowner trinken. Ein verwirrtes Gesicht schaute uns an. Aber warum wir denn dort bleiben wollten? Ja warum denn nicht? Na das Bush Camp sei doch viel schöner. Danke für die Auskunft, warum hatte er das nicht gleich gesagt? Wir ließen uns umstimmen und fuhren zum Bush Camp. Und waren froh, dass wir das getan hatten: einsam gelegen, inmitten von Felsen und Köcherbäumen, ja, das war ein Platz für uns. Und dann genossen wir wirklich den ersten Sundowner des Urlaubs, machten Fotos von den Köcherbäumen bei Sonnenuntergang, grillten und freuten uns einfach, an einem so wunderschönen Ort sein zu dürfen.

Fotos & Route

BerichtReiseroute
Reisebericht unserer Namibia-Tour 2011

Natürlich gibt es auch zu dieser Reise wieder jede Menge Fotos.

Freitag, 26. August 2011: Tag der Helden

Es sind diese drei magischen Worte, die mir immer wieder Gänsehaut verursachen: „Welcome to Namibia!“ Unser Flieger hatte pünktlichst in Windhoek aufgesetzt, um uns herum war noch pechschwarze Nacht – und ich wusste: Wir sind wieder da. Endlich! Vor uns lagen drei Wochen in diesem wunderschönen Land. Glücksgefühle.

Zunächst sah es allerdings so aus, als sollten wir diese drei Wochen an der Passkontrolle verbringen. Wir hatten die falsche Warteschlange erwischt: Während die Beamten an den anderen Schaltern zwei Touristen zum Visum verhalfen, schaffte die Trulla an unserem Schalter vielleicht einen halben. Seufz. Welcome back in Africa. Wobei das selbst für Afrika einfach nur schnarchlangsam war. Irgendwann stand nur noch ein gutes Dutzend Touristen an den Schaltern an. Ich wechselte zur Beamtin am Schalter links von uns. Fehler! Sie war zwar fix mit dem Visum, fand dann aber meinen Pass so spannend, dass sie noch zehn Minuten mit mir über die vielen Stempel reden wollte …

Unser Gepäck war dank Vielfliegerstatus Priority gereist und drehte schon seine Runden auf dem Gepäckband. Immerhin, das lief gut. Also Gepäck einsammeln und endlich raus. Wo ist der Mann von KEA? Wir fanden ihn nicht. Am Schalter erfuhren wir dann, dass er wohl erst um halb acht seinen Dienst antreten würde. Prima. Dank Sommerzeit bei uns und Winterzeit in Namibia waren wir um fünf Uhr Ortszeit gelandet. Nun zeigte die Uhr kurz nach sechs. Laune am Gefrierpunkt, ähnlich wie übrigens auch die Temperaturen in Windhoek. Ich fror trotz Fleece- und Windstopperjacke und war stinksauer.

Nun denn, eine Wahl hatten wir nicht. Also eine Tasse Kaffee und warten.Immerhin kam Christian, der KEA-Mann, dann doch schon um sieben und war ein netter Kerl. Der Papierkram war recht schnell erledigt – und dann ging die Sache mit dem Kreditkartenlimit wieder los. Och nö, das hatten wir doch erst letzten Herbst in Johannesburg. Dirk hatte diesmal extra sein Limit erhöhen lassen, daran konnte es also nicht liegen. Ein Anruf bei VISA brachte Klarheit: Ja, das Limit war hoch genug. Aber jede Transaktion darf das Limit maximal bis zur Hälfte ausschöpfen. Vielen Dank. So ein Unsinn. Aber VISA macht in der letzten Zeit ja gerne Unsinn, siehe „Verified by VISA“. Das gibt es auch nur, damit man regelmäßig sein Passwort vergisst und dann dumm aus der Wäsche schaut.

Zum Glück war KEA flexibel genug, dann eben zwei Transaktionen draus zu machen. Und irgendwann tuckerten wir dann auch endlich mit dem Wagen Richtung Windhoek. Claudia begrüßte uns in der Casa Piccolo herzlich wie immer – und zeigte uns auch gleich das neue Familienzimmer. Also vor allem zeigte sie uns die beiden Fotos im Kinderzimmer. Die hatten wir nämlich gemacht und entsprechend begeistert waren wir, wie gut sich das Chamäleon und die Erdmännchen dort an der Wand machten.

Für einen Ankunftstag waren wir erstaunlich fit – wir hatten im Flieger gut geschlafen und waren einfach nur glücklich, wieder in Namibia zu sein. Wir erledigten also schon mal die Einkäufe bei Spar. Zu Cymot und Hartlief kamen wir nicht mehr, denn es war Feiertag, Heroes Day. Auch gut, dann konnten wir uns auch nicht gleich am ersten Urlaubstag stressen. Wir verbummelten den restlichen Tag in der Casa Piccolo, amüsierten uns über die kleine Reisegruppe, die mittags angekommen war und gegen halb sieben war es dann auch endlich Zeit für das Abendessen in Joe’s Beerhouse. Zebra für Dirk, Beef Sirloin für mich. Zum Abschluss des Tages ein Windhoek Draught in der Casa Piccolo. Und dann gingen die Lichter aus.

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