Schlauch kaputt … und jetzt?

Montag, 20. September 2021

im hoanib, namibia

Heute geht es endlich mal wieder auf eine echte Offroad-Strecke. Das hatten wir so lange nicht mehr. Wir freuen uns drauf – und sind (ich zumindest) tatsächlich ein bisschen aufgeregt.

Beim Frühstück genießen wir noch einmal die Stille um uns herum. Einfach mal alles still. ——- Na, habt ihr auch nix gehört? 😋 Die Farmzufahrt, die wir heute nehmen, ist deutlich unspektakulärer als die gestern. Lässt sich dafür aber auch zügiger fahren. Landschaftlich ist die Strecke erneut wunderschön, das Wellblech hält sich in Grenzen und so kommen wir gut durch bis Sesfontein.

Das war schon mal wichtig, denn Tracks4Africa gibt die Strecke mit gut fünf Stunden Fahrtzeit an und wir sind meist etwas langsamer … In Sesfontein wollen wir tanken, hören aber die immer wieder lieblichen Worte: “Sorry, no diesel.” Na dann eben nicht. Im Normalfall sollte der Tank bis Palmwag reichen. Ab Sesfontein beginnt die Offroad-Strecke, die uns zunächst durchs sandige Flussbett des Hoanib führt.

Die “Einfahrt” ist gar nicht so leicht zu finden, es führen diverse Spuren durch den Sand – am Ende kann man sich für eine entscheiden, hauptsache, die grobe Richtung stimmt. Wir können uns an der Landschaft gar nicht sattsehen. Wie schön. Warum waren wir hier eigentlich so lange nicht mehr? Irgendwann kommen wir ans Gate zur Palmwag Concession, zahlen das Permit und weiter geht’s.

Ab hier wird das Flussbett eng, dicht bewachsen – und in den Büschen verstecken sich gerne mal Elefanten. Die lassen sich zum Glück nicht blicken. Das enge Flussbett ist ausgewaschen, Steine, hohe Tritte und der Landy gerät teilweise in eine ganz schöne Schieflage. Dirk findet das klasse. Ich bin etwas aus der Offroad-Übung und bekomme vor allem bei den Schieflagen ziemliche Schnappatmung …

Auch wenn ich mich wiederhole: Es ist so schön, endlich wieder auf diese Art unterwegs zu sein! Findet auch unsere Alarmanlage und meldet sich zu Wort. Das Ding war tagelang still. Jetzt jault es durch die Landschaft. Und ich frage mich, was wohl passiert, wenn wir mit dem hupenden Ding auf einen jungen Elefantenbullen treffen 🤔

Ok, weiterhin keine Elefanten. Finde ich nicht schlimm. Die Landschaft wird felsiger. Wir sehen immer wieder Giraffen, die sich fragen, was für ein jodelndes Ding da herbeizockelt. Irgendwann hat Dirk ein Einsehen, stellt den Motor ab – Alarmanlage aus. In der Folge gibt sie nur noch einzelne Quietscher von sich, wenn wir (bevorzugt mit dem rechten Vorderrad) einen besonders harten Huckel erwischen. Da ist irgendwo ein Wackler, so viel steht fest. Beunruhigen kann uns das nicht mehr.

Gegen halb drei sind wir in Blackridge. Eine von zwei Möglichkeite zum Campen für heute. Blackridge kennen wir, da haben wir schon zweimal gecampt. Auf einem Plateau gelegen, gigantische Fernsicht, keinerlei Schatten und immer Wind. Klingt vielleicht nicht prickelnd, wir mögen es. Und wir haben eigentlich langsam genug vom Gejuckel über die teilweise extrem schlechten Wege.

Andererseits könnten wir bequem noch bis zur nächsten Campsite fahren (26 Kilometer, anderthalb Stunden), dann hätten wir die Strecke morgen nicht mehr, denn bis Palmwag ist es sowieso recht weit. Gesagt, getan, nach einer kühlen Cola mit Aussicht zockeln wir weiter. Während ich mir noch überlege, was das für ein seltsamer Geruch ist, den ich seit ein paar Minuten in der Nase habe, stoppt Dirk abrupt den Motor …

Das Kühlwasser kocht. Unter der Motorhaube brodelt es. Alles ist nass. Grünlich. Kühlflüssigkeit. Die hatte ich gerochen. Wir können nur nicht identifizieren, wo das Leck ist. Bis Theun’s Camp sind es noch knapp acht Kilometer. Dorthin wollen wir es schaffen – auch wenn “Campsite” in der Palmwag Concession nicht mehr als ein Paar Koordinaten ist und die Erlaubnis, genau dort zu campen.

Also lassen wir alles abkühlen, füllen Wasser nach und fahren weiter. Tatsächlich schaffen wir es bis Theun’s Campsite. Schon beim Aussteigen hören wir ein fieses Zischen unter der Motorhaube. Schnell wird klar: Der Schlauch für das Kühlwasser hat einen Riss. Na prima, und jetzt? Dirk zaubert, woher auch immer, ein Reparaturband für Schläuche hervor, mit dem wir versuchen, den Riss abzudichten. Das scheint halbwegs zu funktionieren.

Wäre auch besser, denn in der Palmwag Concession ist man wirklich weit weg vom nächsten Ort und ich habe ehrlich gesagt wenig Phantasie, wie man aus diesem Gelände ein liegengebliebenes Auto herausholen will. Für den Moment scheint aber alles wieder halbwegs ok. Also widmen wir uns dem Abendprogramm. Die Sonne geht als glutroter Ball unter – das sieht in dieser unfassbar kargen Landschaft beeindruckend aus. Wobei. So karg ist die Landschaft gar nicht. Es gibt nämlich jede Menge Anke-Pflanzen. Also Welwitschias.

welwitschia in der palmwag concession, namibia

Trotz der Sorge über den kaputten Schlauch genießen wir es, endlich wieder völlig allein mitten in der Natur zu sein. Der nächste Mensch ist Luftlinie 30 bis 40 Kilometer entfernt. Es bläst ein durchaus eisiger Wind, aber wir sitzen recht geschützt und schauen noch eine Weile ins Feuer, bevor wir in die Schlafsäcke krabbeln und diesmal im Zelt tatsächlich alle Schotten dicht machen. Mal sehen, ob wir es morgen nach Palmwag schaffen …

landy auf theun's campsite in der palmwag concession, namibia

sonnenuntergang auf theun's campsite in der palmwag concession, namibia

@Tilo: Nur um Missverständnisse zu vermeiden: Das “zweite Zelt”, das du da in Camp Aussicht gesehen hast – das war unser “loo with a view”, will sagen das Plumpsklo mit Aussicht 🤣

Unsere Route in MyMaps

3 thoughts on “Schlauch kaputt … und jetzt?

  • 24. September 2021 at 7:49
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    Jau. Also doch Abenteuerfeeling (auf das ihr sicherlich in dieser Form verzichten könnt).
    Beim Opel hatte ich auch mal einen zerbissenen Kühlschlauch. Das 08/15 low quality Gewebeband hat immer für eine Tour den Schlauch zu 80% abgedichtet. Aner das lag zum einen an der Bissstelle, die natürlich schlecht zu erreichen und somit schlecht zu verbinden war, zum anderen hätte es ein besseres Band besser gedichtet. Also ich drück alle Daumen!
    So eine Offroadstrecke ist schon was tolles…also ohne Defekt gibts da bestimmt ne Menge Fahrspaß. Dirk ist und bleibt ein Allroundtalent!

  • 22. September 2021 at 19:04
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    Und was macht der Schlauch?! Das wäre mir ja wirklich zu viel Abenteuer ;-)!

  • 22. September 2021 at 19:03
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    Wie ihr die Welwitschia so ganz still und heimlich aus diesem Autotag zaubert…. Die pure Frechheit!!! Und das Licht auf diesem hübschen Herren ist auch ein Traum! – Also ja, ich schmelze dahin!

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