Montag, 14. Oktober 2019
Wir sind schon ein wenig angespannt. Wird der Landy nach der Aktion vom Samstag wirklich wieder zuverlässig laufen? Einfach so?
Nach einem spärlichen Frühstück brechen wir in Third Bridge auf – nicht, ohne uns von David, Selelo und den drei Jungs zu verabschieden, die uns alles Gute wünchen und per WhatsApp regelmäßig nach Updates fragen. Das rührt uns tatsächlich. Unsere Konzentration gilt jetzt aber der Strecke nach Maun.
Eigentlich bieten sich die 40 Kilometer bis zum South Gate wunderbar für einen Game Drive mit ein paar Abstechern an, aber darauf verzichten wir heute. Fahren eher zügig (was in einem Nationalpark eben zügig ist) durch. Und sind happy, als wir ohne Zwischenfälle das Gate erreichen. Hmm. Scheint alles gut zu sein.
Wir checken aus und schöpfen leise Hoffnung, dass wir doch noch zwei Tage in der Nxai Pan verbringen können. Final entscheiden wollen wir das aber erst, wenn wir in Maun sind. Und bis dahin liegen noch etwa hundert Kilometer vor uns. Die Straße ist fürchterlich; entweder tiefsandig oder fieses Wellblech, das nervt. Aber was soll’s, gut vierzig Kilometer vor Maun fängt ja die Teerstraße an.
Wir atmen beide auf, als das Geruckel und Gejuckel endlich aufhört. Die Erleichterung hält aber nicht lange an. Irgendetwas riecht hier seltsam. Und der Motor verliert plötzlich jede Leistung. Wir rollen mit Mühe in den Schatten des einzigen Baumes weit und breit.
Ein Blick unter die Motorhaube offenbart das Desaser: Der Keilriemen ist gerissen, das Kühlwasser kocht. Och nö. Wir zücken also wieder einmal unser Satellitentelefon und rufen die Nummer von Maun Tow In and Road Assistance an. Die Dame ist nett, wehrt aber gleich ab. Nein, Land Rover machen sie nicht. Wir sollen in ein paar Minuten zurückrufen, sie würde uns eine andere Nummer organisieren.
Gesagt, getan, am Ende bekommen wir die Nummer von einem Gabriel, der auch verspricht, jemanden zu schicken. Wir holen unsere Campingstühle aus dem Auto, setzen uns in den Schatten und warten. Tatsächlich schauen wir dann anderthalb Stunden später zu, wie der Landy auf einen Abschlepptruck gezogen wird.
Wir werden zu einer Autowerkstatt in Maun gebracht. Wobei – Autowerkstatt?! Das Ganze hat eher die Anmutung einer Mischung aus Schrottplatz und Müllhalde. Au weia. Und der Chef ist ein ganz Wichtiger. Weiß alles. Kann alles. Kauft, während wir warten, am Telefon mal kurz drei Schafe und vier Ziegen. Erklärt uns, Land Rover seien „a piece of rubbish“. Okaaaaay …
Das kann ja heiter werden. Zum Glück ist der Mechaniker ganz anders drauf. Ein junger Typ, sympathisch und bemüht. Das Problem ist auch schnell gefunden; der „belt tensioner“ (zu deutsch Keilriemenspanner) hatte sich festgefressen. Und Schrottplatz sei Dank steht hinten im Hof noch ein Landy, aus dem er das Ersatzteil aus- und bei uns einbauen kann.
Über die Gründe für den Defekt können wir nur spekulieren. Das müssen wir in Windhoek mal mit Gunter besprechen. Wir halten es aber für recht wahrscheinlich, dass sich bei der Aktion „Schwimmkurs für Land Rover“ zu viel von diesem ganz feinen Schlamm abgesetzt und den Spanner langsam blockiert hat.
Bleibt noch die Herausforderung, den neuen Keilriemen über die sieben Rollen zu bekommen. Unser Mechaniker weiß sich auch hier zu helfen, schaut sich das bei einem anderen Landy an und malt es sich auf. Ich habe die Zeichnung nicht gesehen … Aber Dirk ist fasziniert von dem Picasso und davon, dass es damit am Ende wirklich klappt.
Schreckmoment zwischendurch: Die Zündung tut nicht mehr. Als der Mechaniker den Landy in die Halle fahren will und den Schlüssel dreht, tut sich schlichtweg gar nichts. Och nööööö. Sowohl Dirks als auch meine Nerven sind langsam über ihre Belastbarkeitsgrenze hinaus. Ist der Motor jetzt doch im … Bobbes?
Zum Glück stellt sich der vermeintliche Schaden recht schnell als Sicherheitsfeature heraus. Der Mechaniker hatte die Fahrertür mit dem Schlüssel aufgeschlossen, statt die Zentralverriegelung über die Fernbedienung zu lösen. Und dann lässt sich der Motor nicht starten. Alles gut. Bis auf den Schock, der uns in den Gliedern sitzt.
Nach gut drei Stunden in dieser „Werkstatt“ läuft der Landy wieder. Wir fahren mit dem Mechaniker zu einem Geldautomaten, bezahlen ihn und machen uns dann auf den Weg ins Maun Rest Camp. Wo wir zum Glück auch ohne Reservierung (denn die war für gestern) eine Campsite bekommen.
Dieser Tag war das finale Aus für unsere Pläne, in die Nxai Pan zu fahren. Es ist schlichtweg nicht abzusehen, ob weitere Spätschäden folgen. Und die Nxai Pan liegt hinter vierzig Kilometer Tiefsand. Das tun wir weder uns noch dem Landy an. Wir grillen uns noch ein paar Lammchops und fallen dann todmüde in die Betten. Wir sind echt platt.
Hmmm… Das klingt nach einem nervenaufreibenden und traurigen Tag… Aber wenn man dem etwas Positives abgewinnen will… Das, was jetzt nicht ging, weil die Sicherheit Vorrang hatte, müsst Ihr dann ganz bald einmal nachholen und Euch mit viel Schönem belohnen lassen!