Freitag, 23. September 2016
Die Sonne weckt uns. Und das ist gut so, denn wir wollen möglichst früh loskommen und doch noch in den Richtersveld fahren. Und vorher soll der Landy ja noch ausgehfein gemacht werden; mit einem derart ölverschmierten Motorraum kann man sich schließlich nicht sehen lassen.
Also frühstücken wir recht zügig, packen unseren Kram zusammen und fahren die paar Meter zu Martins Garage. Prima, er würde dann jetzt den Motorraum sauber machen, wir könnten ja in der Zwischenzeit in der Küche eine Tasse Kaffee mit Ina trinken. Das machen wir auch und unterhalten uns prima (auf deutsch!) mit der alten Dame.
Ina ist super nett, erinnert uns beide ein wenig an meine Oma und erzählt uns (unterlegt mit alten Fotos) viele Geschichten von der Farm, auf der sie mit Johann seit über vierzig Jahren lebt. Und wo schon genauso lange an Land Rovern geschraubt wird. Was da alles rumsteht, ist teilweise wirklich museumsreif. Wir fühlen uns, direkt gesagt, sauwohl.
So langsam könnte Martin allerdings auch mal fertig werden, denn wir wollen los. Mittlerweile hat er den Landy über die Grube gefahren und werkelt am Tank herum. Was macht er da eigentlich? Wir bedanken uns bei Ina und schauen uns die Sache aus der Nähe an. Nach fünf Minuten ist klar: Wir werden einen weiteren Tag auf der Steinfeld-Farm verbringen. Urlaub auf dem Bauernhof auf namibisch.
Martin hatte den Landy auf die Rampe gefahren und dabei selbst erlebt, was wir mit „power loss“ gemeint hatten. Nein, damit könne er uns unmöglich fahren lassen, das Auto käme ja keinen Huckel mehr hoch. Sag ich doch. Er hätte da eine Idee (und auch schon mit dem Landy-Guru Gunter Klein in Windhoek telefoniert). Wenn es das allerdings nicht sei, dann, ja dann könnten es nur noch die Einspritzdüsen sein. Aber das würde teuer. Ob er die denn dann tauschen solle?
Was für eine Frage, natürlich soll er, wir wollen mit dem Landy schließlich noch in die Kalahari. Besorgt, wir könnten uns langweilen (oder ihm im Weg rumstehen :)), bietet Martin an, uns zu den Falletjies zu fahren. Steinstufen, über die in der Regenzeit das Wasser kaskadenartig drüberfließt, und wo man sich ansonsten wunderbar im Flussbett in den Schatten der Felsen setzen und lesen kann.
So verbringen wir also einen faulen Nachmittag inmitten wunderbarer Landschaft und sind gespannt, mit welchen News Martin zurückkommt. Nachmittags taucht er dann auch wieder auf, grinst und meint, Dirk solle zu einer Probefahrt mitkommen. Wie es aussieht, zieht der Landy wieder, das Anlassen des Motors ist immer noch schwierig, aber vermeintlich auch wieder besser. Martin hat die Verkabelung unseres Batteriesystems in Verdacht; das würden wir in Windhoek bei Gelegenheit mal prüfen lassen.
Jawollja, der Landy tut wieder und wir überlegen, wie wir unsere Tour nun fortsetzen. Klar, Martin hat einen ganzen Tag gewerkelt und uns auch noch vier neue Einspritzdüsen eingebaut (faszinierend, was der Kerl alles an Ersatzteilen in seinem Lager hat). Genug Bargeld für diese Rechnung haben wir nicht dabei. Und weil wir es jetzt sowieso nicht mehr eilig haben, beschließen wir kurzerhand, noch eine Nacht dranzuhängen, morgen ganz gemütlich in Keetmanshoop Geld zu holen und erst am Sonntag weiterzufahren.
Der Gedanke gefällt uns; auch deshalb, weil wir dann morgen auf der Strecke nach Keetmanshoop und zurück ausgiebig testen können, ob der Landy wirklich so tut, wie er soll. An diesem Abend campen wir direkt an den Falletjies; was für ein genialer Platz! Wir verwöhnen uns selbst mit Rinderfilet-Nudeln, Dirk versucht sich später noch an einem Milchstraßen-Zeitraffer und nachts wundern wir uns über seltsame Geräusche rund um unser Zelt …