Haben die etwa Angst vor uns?
Montag, 30.03.2015
Die zwei Tage in Innsbruck haben dafür gesorgt, dass wir uns langsam an den Urlaubsgedanken gewöhnen und dass uns auch die noch einmal recht lange Etappe von sechs Stunden nicht mehr schreckt. Wir tuckern mit Muße auf der Autofahrt Richtung Süden und dank des „Medicus“ als Hörbuch ist das alles in allem auch recht kurzweilig. Die Abfertigung am Brenner per Videomaut funktioniert wie vor einigen Jahren schon problemlos und dann sind wir irgendwann auf der anderen Seite der Alpen – auf der Sonnenseite! Das Wetter ist schlichtweg ein Traum, so darf das weitergehen.
Wir sind sehr gespannt auf unsere erste Unterkunft in Italien: Malvarina, ein Agroturismo gleich bei Assisi. Wir kommen dort gegen vier Uhr an und müssen uns erst einmal durch lautes Rufen bemerkbar machen, weil offenbar niemand unsere Ankunft bemerkt hat. Macht ja nichts, nach ein paar Minuten kommt die Oma auf uns zu und da merken wir es wieder: Wir sprechen kein Italienisch! Was ja nichts Neues ist, aber für Verständigungsprobleme sorgt. Uns irritiert das immer wieder in Italien – denn in anderen Ländern sprechen wir auch nicht unbedingt die Landessprache, aber da geht es irgendwie mit Händen und Füßen. In Italien irgendwie nicht. Vielleicht liegt das auch an uns …
Leider spricht Claudio als einziger drei Brocken Englisch, das macht es etwas schwierig und ist auch irgendwie schade. Wir haben auch den leisen Eindruck, dass irgendwie alle Angst vor uns haben. Ein Gefühl, das sich auf dieser Tour noch häufiger einstellen sollte. Seltsam und irritierend.
Kommen wir zu den positiven Dingen: Die Lage von Malvarina ist tatsächlich sehr schön. Assisi ist in einer guten Stunde zu Fuß zu erreichen, der Weg führt durch Olivenhaine und Wiesen, es ist herrlich entspannend. Wir laufen bis zum Ortsrand von Assisi und genießen einfach nur Sonne, Licht und Landschaft. Das Abendessen auf Malvarina wurde im Internet hochgelobt, deshalb hatte ich Claudio aus Innsbruck angemailt, ob wir dort essen könnten. Ja, war die Antwort (wobei wir später mitbekamen, dass er unsere Anfrage etwas kurzfristig fand und nur zugesagt hatte, weil ihm das seine Gastfreundschaft gebot).
Um viertel nach acht wird in einer kleinen rustikalen „Gaststube“ das Abendessen aufgetischt – und was für ein Essen. Vorneweg Salami und Käse mit drei verschiedenen Brotsorten, dann Bruschetta und Rührei, anschließend eine dicke Kartoffelgemüsesuppe mit Speck, danach Lasagne und zum Hauptgang über dem offenen Feuer gegrilltes Rind, dazu eine Rosmarintunke (Dirk ist selig!) und Kartoffeln, Gemüse und Salat. Schon satt? Von wegen, zum Nachtisch gibt es noch Schokokuchen mit Sahne. So lecker und auch die kleine Gaststube so schön. Nur schade, dass unser Italienisch dann doch ausreichte um mitzubekommen, wie Claudio sich bei seinen Freunden darüber aufregt, dass diese Deutschen viel zu spät das Abendessen gebucht hätten. Warum hat er dann nicht einfach höflich abgelehnt und uns auf einen der nächsten Abende vertröstet?