Montag, 21.12.2009
Ausschlafen! Wir hatten ein entspanntes Tagesprogramm vor uns und konnten bis halb acht schlafen. Einziges Ziel für heute: der Stamm der Karo, ein den Hamer ähnliches Volk, das ursprünglich halbnomadisch lebte, inzwischen aber weitgehend sesshaft ist und sich die Körper weiß bemalt. Während der knapp zweistündigen Fahrt zu den Karo immer wieder der prüfende und dann kritische Blick: Es wurde von Minute zu Minute diesiger, fast erwarteten wir, gleich in dichten Nebel einzutauchen.
Bei den Karo angekommen, riss die Wolkendecke dann aber doch noch auf, der Dunst verzog sich und gab einen klassisch afrikanischen Blick frei, wie ihn kein Klischee besser zeichnen könnte: ein paar hundert Meter weiter unten der Omo-Fluss mit seinem braunen Wasser, der Blick über Hügel und Berge immer wieder unterbrochen von Schirmakazien. Das Dorf der Karo war eines der größten, das wir bislang besichtigt hatten, und machte auch den „organisiertesten“ Eindruck – westlich verzerrter Blickwinkel oder Realität, ich weiß es nicht.
Auf jeden Fall hatte uns der Besuch bei den Karo recht gut gefallen und auch die Aussicht auf einen völlig unverplanten Nachmittag gefiel uns gut. Wir wollten einfach all die Eindrücke der letzten Tage sacken lassen. Im Zimmer erwartete uns eine Flasche äthiopischen Rotweins mit „best wishes for Christmas“. Eine sehr nette Geste die uns gerade recht kam für den freien Nachmittag. Der Wein allerdings … Auf dem Etikett noch eine Preismünze aus den Zeiten der DDR, mehr sage ich dazu jetzt nicht. Wir holten uns jedenfalls an der Bar zwei Bier.
Äthiopien macht nachdenklich, uns jedenfalls. Und diese Gedanken musste ich irgendwann zu Papier bringen – daraus ist der Exkurs im nächsten Beitrag geworden. Wer keine Lust auf Nachdenkliches hat, der sollte besser gleich zum Dienstag, 22.12., springen.