Markttag der Tsemay

Samstag, 19.12.2009

Nächstes Ziel: Turmi. Wir waren auf dem Weg in die Südregion und damit am eigentlichen Beginn unserer Tour zu den verschiedenen Völkern und Ethnien. Dass die Natur sich permanent ändert, hatten wir in den vergangenen Tagen bereits erlebt. Nun sollten wir lernen, dass auch die Völker der Landschaft deutliche Stempel aufdrücken: Waren wir eben noch im Land der fast ausschließlich von der Viehzucht lebenden, kriegerischen Borena unterwegs, so reichte das Überqueren einer kleinen Brücke und wir waren von den terrassierten Hängen der rein landwirtschaftlich geprägten Konso umgeben.

Inzwischen zeigte das GPS nur noch 600 Höhenmeter an und die Temperaturen überschritten deutlich die 30 Grad-Marke. Wir fuhren stetig tiefer ins Rift Valley, den afrikanischen Grabenbruch hinein. Entlang der Strecke begegneten wir immer wieder Fußgängern, eindeutig als Vertreter der einzelnen Völker erkennbar, und Haile verschaffte uns regelmäßig die Gelegenheit, Fotos zu machen. Zwei Birr pro Foto, das war der Marktpreis entlang der Strecke … Uns war das auf diese Weise deutlich lieber als in einem Dorf – das Dorf der Arbore hatte uns genervt, denn wir wurden permanent belagert und aufgefordert, endlich zu fotografieren. Und natürlich zu bezahlen. Wir sollten später allerdings lernen, dass die Arbore, abgesehen von den Mursi, in dieser Beziehung auch die deutlich anstrengendsten sind. Das jedenfalls war unser Eindruck, ganz subjektiv und ohne jeden Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Seit Beginn der Reise hatten wir kaum andere Touristen gesehen. Das änderte sich, als wir zum Mittagessen in Weyto anhielten: ein Ort wie aus Star Wars, staubig, irgendwie unwirklich (davon sollten wir später weitere sehen – sind wir durchs Kino eigentlich verdorben?). Und mit leckerer Injera. In Weyto also mischten sich Einheimische mit Touristen und zum ersten Mal auf dieser Tour sahen wir etwa zwei Dutzend anderer Touristen auf einmal. Der Grund für diese Anhäufung von Touristen war der stattfindende Markttag der Tsemay – als wir ein paar Tage später nach Weyto zurückkamen, waren dort nur noch ein paar Einheimische zu sehen. Und das war uns auch viel lieber so …

Tagesausklang in der Buska Lodge in Turmi – mehrfach waren wir darauf hingewiesen worden, dass sie „sehr einfach“ sei. Also uns hat sie richtig gut gefallen, eine der besten, auf jeden Fall die insgesamt stimmigste Unterkunft der Reise: sauber, gutes Essen und ein äußerst rühriger Besitzer. Wir haben uns dort drei Tage lang sehr wohl gefühlt.