Wir hatten ein bisschen Angst vor der Kombination aus sechs Stunden Zeitunterschied und brutalem Klimawechsel. Vor allem, weil für diesen Tag ein kompletter Ausflug zu Fuß durch Bangkok auf dem Programm stand. Umso überraschter waren wir, als um halb acht Ortszeit (will sagen halb zwei Uhr nachts MEZ) der Wecker klingelte und wir beide uns fit und voller Tatendrang fühlten. Wir genossen das Frühstück (ok, Frühstück in einem vegetarischen Hotel ist eine Herausforderung für mich, aber man kann die Tofuwurst und den Pseudospeck ja auch weglassen …) und Punkt neun Uhr trafen wir wie verabredet Ms. Pim.
Wir fuhren mit dem Sky Train bis Saphan Taksin am Ufer des Menam Chao Phraya, nahmen von dort das Express Boat bis zum Tha Thien Pier und liefen dann bis zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Bangkoks, zum Wat Pho mit dem berühmten liegenden Buddha. Ein Fest in bunt und Gold, hätte Ms. Pim uns nicht immer wieder einmal angetrieben, hätten wir allein hier schon den Tag verbringen und Fotoakku um Fotoakku leerschießen können. Der liegende Buddha selbst beeindruckt durch seine Länge von 45 Metern.
Viel besser gefallen hat uns aber die Geschichte, warum überall im Hof größere und kleinere chinesische Steinstatuen stehen. Unter Rama lll. blühte der Handel mit China. Die thailändischen Boote fuhren vollbeladen nach China, verkauften dort ihre Waren und brachten feinstes chinesisches Porzellan mit zurück. Dumm nur, dass das edle Porzellan zu leicht war und den Booten der nötige Tiefgang fehlte. Also wurden kurzerhand Steinstatuen als Ballast mitgenommen.
Zum Großen Palast war es anschließend ein Fußweg von knapp einer Viertelstunde, der uns an Straßenständen mit allerlei Kuriosem vorbeiführte. Die japanische Reisegruppe vor uns bewunderte ausgiebig das Sortiment an Holzphalli, mich faszinierten die Tische mit vermeintlichen Kleinstteilen aus Metall, deren Zweck sich mir nicht erschloss, an denen sich aber Einheimische drängelten um die besten Stücke herauszusuchen. Und dann kam auch noch der Marktteil mit dem Essen. Es roch (meistens jedenfalls) sehr lecker, sah nicht immer ganz so lecker aus – aber vor allem haben wir uns gefragt, warum ausgerechnet dieser Teil überdacht ist. Ja, viele kleine Gaskocher, 36 Grad im Schatten, schön hohe Luftfeuchtigkeit und das dann unter einem Dach von Sonnenschirmen. Prima, das Duschen hatten wir damit dann auch erledigt 🙂
Dann also der Königspalast mit dem Wat Phra Keo und schon wieder so ein rauschartiges Gefühl und ein verräterisches Zucken im rechten Zeigefinger. Ja, die Bauten sind völlig übertrieben und auf ihre Weise auch protzig, aber im Gegensatz zu Monumentalbauten bei uns strahlen sie – zumindest für uns – irgendwie auch eine gewisse Fröhlichkeit aus. Keine Frage also, dass wir auch hier wieder permanent hinter Ms. Pim zurückhingen, weil uns unerwartet doch noch ein Fotomotiv vor die Linse gesprungen war.
Mittagessen! Wir nahmen erneut das Expressboot und fuhren diesmal bis Banglampoo. Unglaubliche Ruhe erwartete uns, nichts mehr zu spüren von der betriebsamen Hektik einer aus allen Nähten platzenden Stadt. Damit hätten wir nicht gerechnet. Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir nach zehn Minuten das Lokal Khinlom Chom Saphan direkt am Flussufer. Ms. Pim bestellte eine Auswahl Thai-Food – nicht ohne sich vorher zu versichern, welchen Schärfegrad sie uns denn zumuten könne. Thom Ka Gung, Chicken mit Cashewkernen, Gemüse in Knobi, sooooo lecker, da hätten wir auch den restlichen Nachmittag essen können.
Taten wir natürlich nicht, stattdessen nahmen wir ein TukTuk zum Wat Bowonniwet, eher klein und unscheinbar, dafür aber auch entsprechend ruhig. Schöner Kontrast zum Vormittag. Den Abschluss des Tages bildete die Khao San Road. Die muss man wohl mal gesehen haben – oder auch nicht. Während die „Rückseite“ noch herrlich ruhig und malerisch ist, drängeln sich auf der Khao San Road ziemlich viele ziemlich seltsame Touristen. Ok, es war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Aber ich muss da trotzdem nicht mehr hin.
Wir nahmen ein Taxi zurück zum Hotel für umgerechnet zwei Euro fünfzig und ließen den Nachmittag bei zwei kühlen Smoothies ausklingen. Bangkok hat uns überrascht. Vieles hatten wir erwartet – den Verkehr, die Menschenmassen, den Smog, das Chaos. Aber vieles hatten wir auch nicht auf der Rechnung – die ruhigen Ecken, die unglaublich unaufdringliche Art der Straßenhändler, die überwiegend leckeren Gerüche, die ruhige Oase unseres Hotels. Sollte es sich irgendwann einmal wieder anbieten, werden wir Bangkok erneut als Zwischenstopp wählen. Und zwar für mehr als einen Tag.
Abends ließen wir uns erneut das leckere Essen im Ariyasom schmecken, nahmen noch einen Whiskey als Schlummertrunk und beendeten so einen Tag voller spannender Eindrücke.