Wo die Kondore fliegen

Freitag, 31. März 2023

lupinen in antisana, tambo condor lodge, ecuador im märz 2023

Der Tag ist schnell erzählt. Eigentlich lässt er sich sogar mit nur drei Worten zusammenfassen. Lang. Nass. Kalt. Okay, wir geben ein viertes dazu: Kondore!

Wir frühstücken wie üblich um fünf. Die Stimmung heute ist etwas gedämpfter; Aline, Ian und wir zwei reisen ab. Den anderen beiden fällt das noch schwerer als uns. Aber was hilft es, wir haben ja schließlich noch ein spannendes Tourprogramm vor uns 😁

Um halb sechs steigen wir zusammen mit einer anderen kleinen Gruppe ins Kanu und machen uns auf den Weg nach Coca. Wie gut, dass wir die Regenponchos noch behalten durften. Schon auf halbem Weg zum Schnellboot fängt es an zu regnen. Und das hört bis Coca auch nur noch einmal kurz auf.

Wir sind klatschnass (also zumindest das von uns, was aus den Ponchos rausschaut). Und vor allem ich bin auch durchgefroren. Was sich in den nächsten Tagen in einer Erkältung manifestieren wird. Leicht nervös werden wir, als der Bootsmotor auf dem Weg nach Coca kurz streikt. Die Transferzeit bis zu unserem Flug ist ohnehin nicht üppig bemessen – und wir sind da immer etwas unentspannt … Aber alles wird gut, wir kommen rechtzeitig an, ein Taxi bringt uns zum Flughafen und da geht auch alles so schnell, dass wir sogar noch Zeit haben, eine heiße Schokolade zu trinken.

Es regnet immer noch. Und wieder einmal bringen uns die Ecuadorianer, die wir längst ins Herz geschlossen haben, zum Schmunzeln. Statt den Passagieren einfach beim Nass werden zuzuschauen, verteilen sie aufgespannte Regenschirme für den kurzen Fußweg bis zum Flieger. Ist das nicht süß? Und wieder einmal ein Zeichen, dass „Service“ hier ganz selbstverständlich gelebt wird.

Wir kommen pünktlich in Quito an, wo uns Guillermo schon erwartet. Er begrüßt uns herzlich. Und mit dem zweiten Satz teilt er uns mit, dass er bei unserer nächsten Unterkunft angerufen und darum gebeten hat, mit dem Mittagessen auf uns zu warten. Hey, die haben wirklich panische Angst, man könne verhungern. Wir unterdrücken ein Lachen. Denn eigentlich ist auch das wieder einfach nur lieb gemeint.

spaziergang, tambo condor lodge, ecuador im märz 2023

Wir fahren etwa zweieinhalb Stunden ins Hochland. Unsere Unterkunft Tambo Condor liegt auf gut 3.400 Metern und sieht richtig urig nach Berghütte aus. Eines merken wir gleich beim Aussteigen: Es ist hier wirklich kalt. Und zwar nicht nur draußen, sondern auch im Hauptgebäude, wo wir essen. Ich fröstele ein wenig. Die unglaublich leckere Kartoffelsuppe mit Avocado und Käse kommt mir da gerade recht. Allerdings hätte die mir auch als Hauptgang gereicht … Stattdessen bekommen wir noch gebratene Forelle mit Reis und Gemüse (schon wieder lecker – so gutes Essen hatten wir zugegebenermaßen gar nicht erwartet). Und zum Nachtisch spendiert Guillermo eine Runde Carlitos, eine Spezialität, die ein klein wenig an Franzbrötchen erinnert (nur viiiiiel größer und viiiiel süßer 😉).

Wir gehen nach dem Mittagessen ein Stündchen spazieren – und lernen gleich einmal die Auswirkungen der Höhe kennen. Während Dirk schnauft wie eine rostige Dampflok, klinge ich mehr wie das Modell explodierter Wasserkessel.  Holla, die Waldfee, was ist hier jeder Schritt anstrengend. So lange wir uns auf ebenem Weg befinden, ist alles gut. Aber wehe, es geht auch nur ein kleines bisschen bergauf. Trotzdem tut die Bewegung gut. Die Luft ist einfach herrlich und es wird uns auch ausreichend warm.

baum mit flechten, tambo condor lodge, ecuador im märz 2023

Unser Zimmer liegt ein paar hundert Meter vom Hauptgebäude entfernt und ist eigentlich ein eigenes Haus mit mehreren Zimmern, von denen wir eines beziehen. Sehr einfach, sehr rustikal, mit Panoramafenstern, die einen gigantischen Blick auf den Felsen gegenüber freigeben. Wo sich gerade ein paar Kondore in die Höhe schrauben … Wow. Das ist mal ein Blick. Den wir allerdings mit Komfortzverzicht bezahlen: Heizung gibt es nicht, unsere Reisewetterstation zeigt knapp elf Grad (im Zimmer, wohlgemerkt) und warmes Wasser gibt es auch nicht. Das Duschen fällt morgen wohl aus.

Wir ächzen uns abends den Berg hinauf zum Haupthaus, wärmen uns am Holzofen auf und sind froh über den heißen Tee zum Abendessen. Zum Glück sind wir beide vor allem nachts wenig verfroren. Die dicken Bettdecken reichen uns aus, alles bis auf die Nasenspitzen kuschelig warm zu halten … Wir mögen Tambo Condor total gerne. Für eine Nacht 😉

Unsere Route in MyMaps