Lachen. Kopfschütteln. Repeat.

Sonntag, 02. Oktober 2022

mit dem landy unterwegs nach sendelingsdrift, namibia im september 2022

You want border crossing? – Yes … – No! Für einen kurzen Moment stehen wir ziemlich verdattert in dem winzigen namibischen Grenzposten in Sendelingsdrift. Dann entfährt mir ein langgezogenes „Whhhhhhyyyy?“

Wir nehmen die Pointe mal vorweg: Am Ende haben wir nicht mit der Fähre über den Oranje übergesetzt, um vier Tage im Richtersveld zu verbringen. Wie auch immer der Landy es diesmal angestellt hat, er hat es wieder geschafft. Unsere Richtersveld-Pläne haben sich erledigt. Dabei geht der Tag eigentlich ganz wunderbar los …

Wir packen morgens in Klein Aus Vista zusammen und fahren ohne Frühstück los. Nein, weder Diät noch sonstige Absurditäten, sondern einfach die Tatsache, dass wir heute endlich mal wieder die Gelegenheit haben, im Bahnhof Hotel in Aus zu frühstücken. Wir mögen dieses Hotel mit seiner großen Terrasse, auf der es sich einfach herrlich frühstücken lässt. Und deshalb bauen wir es, wann immer möglich, in die Tour ein.

Wir genießen also „scrambled eggs deluxe“, will sagen mit Lachs und Pesto, und chatten noch mit Petra und Theo, die wissen wollen, ob wir den Landy schon von seiner Richtersveld-Allergie geheilt haben. Alles ist prima, von der Stimmung über die Straßenverhältnisse bis zum Wetter.

Die Strecke nach Rosh Pinah ganz im Süden lässt sich bestens fahren; dank der Zinn-Mine ist die Straße asphaltiert und bestens in Schuss. Wir tanken in Rosh Pinah noch einmal und biegen dann ab auf die Schotterpad nach Sendelingsdrift. Im Auto herrscht beste Laune und der Landy tuckert brav vor sich hin.

Ein paar Kilometer Berg-und-Tal-Fahrt später stehen wir an der namibischen Grenze. Und die ist zu. Also so richtig zu. Türen verrammelt, kein Mensch da. Auch unter der angegebenen Telefonnummer meldet sich niemand. Kein Wunder, denn das Telefon hören wir in der verwaisten Amtsstube klingeln.

Aha. Hmmhmm. Und jetzt? Wir müssen grinsen. Irgendwas musste ja passieren, das konnte nicht glattgehen. Aber okay, es ist Sonntag, es ist Mittagszeit. Eigentlich ist der Grenzübergang zwar durchgehend geöffnet, aber wir sind hier in Afrika. Oder haben die Witzbolde die Grenze zwischenzeitlich doch wieder zugemacht? Wir fahren ein paar Kilometer zurück auf einen Hügel – wir brauchen Netzempfang, um Tante Google zu befragen.

Das allwissende Internet erweist sich leider als ziemlich unwissend. Wir finden keinerlei aktuelle Informationen zur Grenze oder zur Fähre. Ein Anruf im Richtersveld Park bringt auch nur die Erkenntnis, dass die Trulla keine Ahnung hat. Ja, also … die Grenze in Namibia sei wahrscheinlich noch zu. Aber so genau wisse sie das auch nicht. Dabei muss man wissen: Aus ihrem Fenster sieht die Dame sowohl die Fähre als auch den namibischen Grenzposten auf der anderen Seite des Oranje 😲

Gut. Wir versuchen es ein letztes Mal per Telefon am namibischen Grenzposten – und siehe da, es nimmt jemand ab. Wir verstehen allerdings kein Wort, die Verbindung ist zu schlecht. Aber Dirk kombiniert messerscharf: Da unten muss jemand sein. Klingt ein bisschen, als wären wir auf der Suche nach Aliens. Es gibt Leben dort unten … Wir fahren also wieder zurück und es ist auch jemand da. Nämlich die nette junge Frau, die uns mit einem knappen „No!“ zu verstehen gibt, dass für uns hier Endstation ist. Die Grenze in Südafrika sei noch zu, sie würden auf grünes Licht von der anderen Seite warten. Und die Fähre führe auch nicht.

Ah ja. Wir finden es ziemlich absurd, eine Grenze einseitig zu öffnen, aber da zieht dann wohl mal wieder TIA. This is Africa. Oh mann. Und es weiß wieder einmal niemand, was Sache ist. Wir müssen lachen. Die Story glaubt uns doch keiner. Irgendwie amüsiert es uns mehr, als dass es nervt.

Fakt ist allerdings, dass wir so nicht in den Richtersveld kommen und umplanen müssen. Wir nehmen also heute schon mal die Strecke in Angriff, die wir eigentlich erst am Donnerstag fahren wollten. Sie führt landschaftlich wunderschön am Oranje entlang, immer wieder bieten sich tolle Ausblicke.

booplas campsite am oranje, namibia im oktober 2022

Bis Hobas, wo wir eigentlich hinwollten, ist es jedoch noch arg weit. Fahren wir wirklich durch, sind wir erst am späten Nachmittag, je nach Streckenverhältnissen auch erst am frühen Abend dort. Der Gedanke beschäftigt mich, als wir an Booplas vorbeifahren. Hier kann man campen. Sieht ganz schön aus. Wir fahren erst vorbei – haben aber beide einen ähnlichen Gedanken. Warum nicht?

So kommt es also, dass wir kurzentschlossen wenden und den restlichen Tag auf der NWR-Campsite in Booplas verbringen. Die bräuchte zwar dringend mal ein paar Schönheitsreparaturen, aber wir sind hier ganz alleine. So wie wir das mögen. Und wir schütteln immer noch belustigt den Kopf über die Erlebnisse dieses Tages.

Wir gönnen uns zum Abschluss eines etwas schrägen Tages Lieblingsnudeln mit einem Kleine Zalze Pinotage. Morgen müssen wir überlegen, was wir mit den freigewordenen Tagen anfangen …

kochen auf der booplas campsite, namibia im oktober 2022

Unsere Route in MyMaps

One thought on “Lachen. Kopfschütteln. Repeat.

  • 13. Oktober 2022 at 18:34
    Permalink

    Ok. War ja irgendwie klar, dass der Landy Lunte gerochen hat und noch etwas gedeichselt hat.
    Das gute daran. Ein Ziel für die nächste Tour steht schon fest und ist herrlich mit dem längeren Aufenthalt der vorletzten Campsite zu kombinieren. 😉

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