Sonntag, 23. Mai 2021 | Montag, 24. Mai 2021
In diesen seltsamen Zeiten ist wirklich alles anders. Normalerweise sind wir kurz vor dem Heimflug immer leicht wehmütig, wollen eigentlich gar nicht nach Hause. Diesmal sind wir fröhlich, finden heim fliegen gar nicht schlimm.
Und das liegt definitiv nicht daran, dass wir die Tour nicht genossen hätten. Im Gegenteil. Auch wenn es nur knapp zwei Wochen waren, kommt es uns viel länger vor, wir sind frisch und erholt wie lange nicht mehr und wir haben bereits angefangen, die nächste Tour zu planen. Aber wir sind einfach so dankbar für diese Reise durch „unser“ Namibia, dass schlechte Gefühle schlichtweg gar keine Chance haben. Vor unserer allerersten Reise hierher haben wir mal den Satz gelesen: „Namibia ist ein Land für die Seele.“ Das unterschreiben wir immer. Selten haben wir das jedoch so sehr gespürt wie diesmal.
Jetzt aber genug davon, das wird ja fast esotherisch 🙂 Wir sind die einzigen Gäste in der Casa Piccolo und teilen uns den Frühstücksraum deshalb auch nur mit den Horns – Thomas‘ Eltern sind zu Besuch und die vier frühstücken (warum auch immer) im Gästeraum. Anschließend packt Dirk unseren Kram zusammen, während ich versuche, online einzuchecken. Geht aber nicht. Diesmal geht nur Check In am Schalter. Bah. Ich mag das nicht. Hilft aber nix. Wer in Corona-Zeiten reist, muss mit sowas leben.
Nächster Versuch: digitale Einreiseanmeldung. Würde ich gerne mit dem Laptop machen, das darf aber nicht ins WiFi. Echt seltsam, denn alle Handys und Tablets loggen sich problemlos ein. Dirk macht dann gleich noch ein bisschen IT-Support bei Claudia, die beiden aktualisieren die Fritz-Box – zunächst ohne Erfolg, so dass ich die digitale Einreiseanmeldung also am Tablet mache. Geht zum Glück ganz gut. Leider ist das Formular nicht mehr ganz auf dem aktuellsten Stand, was es etwas umständlich macht. Aber irgendwie kriege ich es hin, uns beide anzumelden und auch unsere negativen Tests hochzuladen. Erledigt. Gut.
Dritter Punkt auf meiner Admin-Liste: Ausreiseformulare ausfüllen. Das ist Routine und geht schnell 🙂 Und siehe da, mittlerweile darf auch das Laptop ins WiFi. Also poste ich noch schnell zwei Tagesberichte, bevor wir uns von Claudia und Thomas verabschieden. Mit dem festen Versprechen, dass bis zum nächsten Mal nicht wieder fast zwei Jahre vergehen. Oh nein. Im Gegenteil. Wir wollen noch in diesem Jahr wiederkommen.
Auf dem Weg zu Markus halten wir noch kurz beim Spar in Klein Windhoek und besorgen unser Abendessen, dann tuckern wir nach Glücksland. Markus und die beiden Hunde erwarten uns schon. Ob wir mehr oder weniger Wind beim Campen bevorzugen, fragt er … Na die Antwort fällt bei uns eindeutig aus. Auch wenn uns klar ist, dass das zu Lasten des Ausblicks geht. Er fährt mit uns zur Campsite und wir sind mehr als positiv überrascht. Hey, die hat er schon richtig schön angelegt, mit Dusche, einem loo with a view und einem genialen Blick (auch wenn Markus meint, der Ausblick von der windigen Campsite sei noch besser 🙂 ).
Eigentlich behagt es uns ja nicht, die letzte Nacht vor dem Abflug zu campen. Mit dem ganzen Gepäck ist ein Zimmer einfach komfortabler und zudem werden wir morgen wohl ungeduscht in den Flieger steigen. Aber da der Rückflug diesmal früh morgen geht, wäre es aus Windhoek auch nur nervig geworden. Und wie wir dann nachmittags so auf der Campsite sitzen, da sind wir auch irgendwie froh, dass wir diesen letzten Tag nochmal ganz alleine draußen in der Natur verbringen dürfen.
Wir haben beschlossen, uns noch einmal ein opulentes Mahl zu grillen und so wandern erst vier Sirloin Steaks auf den Grill, gefolgt von Schafskäse und einem Knobibaguette. Guess what? Es war viel zu viel und wir sind pappsatt 🙂 Wir spülen danach noch ab, verstauen alles soweit im Landy, dass wir morgen früh möglichst wenig Aufwand haben, und kuscheln uns dann in die Schlafsäcke. Es ist doch ganz schön kühl geworden.
Vier Uhr dreißig. Halb fünf. Morgens. Piep. Piep. Piep. Nein, kein früher Vogel – auch wenn Markus am Nachmittag vorher dazu einen sehenswerten Motivationstanz hingelegt hatte. Der Wecker. Wir sind um halb sechs mit Markus oben bei seinem Camp verabredet, müssen noch das Dachzelt abbauen und die restlichen Sachen in den Taschen verstauen. Zum Glück war die Nacht nicht ganz so eisig, wie wir befürchtet hatten, und auch das Aufstehen fällt uns am Ende des Urlaubs nicht ganz so schwer, wie man angesichts der Uhrzeit vermuten könnte.
Trotzdem ist es ***** früh. Und fast genauso kalt. Wir sind froh, als die Heizung in Markus‘ Land Cruiser nach zehn Minuten endlich anfängt, ihre Arbeit zu tun. Und werden in der mummeligen Wärme sofort schläfrig. Wir müssen noch auf Voigtland (also bei Markus‘ Nachbarn) zwei ältere Damen abholen; eine davon hat auch ein Auto bei Markus stehen. Solche kleinen „Abstecher“ kosten in Namibia schon mal gerne eine halbe Stunde, weil die Farmzufahrten doch etwas länger sind … Gegen zwanzig nach sechs sind wir am Flughafen und reihen uns in die Schlange ein. Erstmal wird der Covid-Test geprüft. Begleitet von der Aufforderung: „Sanitize your hands!“ Namibia bekämpft Corona durch minütliches Aufsprühen von Desinfektionsmitteln auf die Hände.
Es geht recht zügig und durch die manuell-humanoide Vereinzelungsanlage ist es am Check In-Schalter selbst dann leer. Gleiches gilt für Sicherheits- und Passkontrolle, so dass wir ruckizucki in der Wartehalle sind. Wo Dirk uns erst einmal Kaffee besorgt. Den haben wir gerade getrunken, da werden wir von unseren Stühlen gescheucht. Bitte alle in zwei Reihen aufstellen (Männlein links, Dämchen rechts – und die Diversen?), es gibt nochmal einen manuellen Security Check. Das ist typisch afrikanisch. Aber es macht mich trotzdem immer nervös. Suchen die etwas Bestimmtes?
Sie finden jedenfalls offensichtlich nichts und wir dürfen uns alle wieder hinsetzen. Immerhin boarden wir früher als erwartet und mit Rückenwind sind wir eine gute Stunde vor dem Plan in Frankfurt. Knapp zwei Wochen Namibia liegen hinter uns. Wir sind schlichtweg happy, dass wir diese Reise gemacht haben. Und freuen uns schon aufs nächste Mal!
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