Montag, 08. Oktober 2018
Das weiß doch jedes Kind: Bei Gewitter steigt man nicht auf eine Düne, um sich das Schauspiel vom Logenplatz aus anzusehen! Wir tun es trotzdem. Leichtsinnig? Bescheuert? Maybe. Wir sind, wie wir sind.
Und es ist der Versuch, einem erneut wettertechnisch suboptimalen Tag doch noch etwas abzugewinnen. Die Sonne kann sich auch heute einfach nicht gegen die Wolken durchsetzen – für uns ist das eine neue Erfahrung, denn Regen oder gar Gewitter hatten wir in der Namib tatsächlich noch nie. Wie war das mit dem ersten Mal?
Nachts hatte es schon drei Tropfen geregnet und den ganzen Tag können wir um uns herum beobachten, wie Regen aus den Wolken stürzt und es auch immer mal blitzt. Wir beschließen, uns die Laune davon nicht verderben zu lassen, schließlich ist allein die Tatsache, dass wir uns an einem Platz wie diesem aufhalten dürfen, ein Privileg. Luxus. Unbeschreiblich.
Dirk macht uns ein Skottel-Frühstück, wir lesen wieder viel und werden mittags Zeuge eines für uns einmaligen „Kills“. Der Kampf heißt Wespe gegen Heuschrecke. Und es ist ein ungleicher Kampf. Eigentlich will ich Dirk nur auf die Heuschrecke aufmerksam machen, die mir direkt vor die Füße springt. Die ist nämlich ganz schön groß. Aber warum zuckt und zappelt die denn so seltsam?! Antwort: Weil sie gerade von einer sehr viel kleineren Wespe erlegt wird. Wir schauen fasziniert zu.
Irgendwann ist die Heuschrecke tot (oder zumindest soweit gelähmt, dass sie nicht mehr entkommen kann). Die Wespe fängt an, hektisch über den Boden zu laufen, gräbt mal hier, mal da und entscheidet sich nach langen Minuten des Suchens für eine geeignete Stelle. Da buddelt sie ein großes Loch, zieht die Heuschrecke hinein und macht das Loch wieder zu.
Nichts deutet mehr darauf hin, dass da eine Leiche im Boden vergraben ist. Das Ei, das die Wespe in die Heuschrecke gelegt hat, kann sich jetzt entwickeln und die Larve ist mit der Heuschrecke erst einmal versorgt. Puh. Das war National Geographic live und in Farbe.
Pünktlich zum Sonnenuntergang bietet sich um uns herum dann auch ein beeindruckendes Gewitter-Spektakel. Statt zum (wirklich superschönen) Sundowner-Platz zu fahren, nehmen wir deshalb unsere Stühle, schaffen sie die kleine Düne neben unserer Campsite hoch und bewundern ein Naturschauspiel der Extraklasse. Auf Foto bannen können wir diese Lichtsstimmung nicht wirklich, aber sie ist beeindruckend.
An Grillen ist bei diesem Wetter natürlich erneut nicht zu denken – Nudeln mit Pesto müssen es für heute tun. Wir schwanken zwischen „Wow, Gewitter in der Wüste!“ und „Warum erwischen wir das schlechte Wetter denn ausgerechnet hier?“