Sonntag, 08. Oktober 2017
Als wir so beim Frühstück sitzen und auf das warten, was Bettina uns zaubern möchte, fällt mein Blick durch das Küchenfenster auf einen der Halter für unsere Gasflaschen. Und der ist leer. Hatten wir die Gasflasche in Algeria stehen lassen? Dirk schüttelt vehement mit dem Kopf.
Fragt sich nur, warum der Halter dann leer ist. Dirk geht nachschauen und Nietsie will wissen, was los ist. „It seems as if we have left one of our gas cylinders at the last campsite.“ Nein. Nietsie schüttelt ähnlich bestimmt mit dem Kopf wie Dirk vorhin. Der Gaszylinder stünde neben dem Auto. Hessisches Fragewort mit zwei Buchstaben. Hä?
Schöner Salat. Irgend jemand hat die Gasflasche nachts aus der Halterung gewürgt. Und nicht nur das. Das Auto ist durchwühlt. Auf den ersten Blick, der jedoch den Laderaum noch auslässt, scheint allerdings nichts geklaut worden zu sein. Ein zweites „Hä?“ drängt sich auf. Schräg, sehr schräg. Wir sind jedenfalls mehr als froh, dass wir gestern noch alles halbwegs Wertvolle ins Zimmer geräumt haben.
Kopfschüttelnd widmen wir uns erst einmal wieder dem Frühstück. Windbeutel gefüllt mit Lachscreme, danach Rösti mit pochierten Eiern, getoppt mit Champignonrahm und dazu Boerewors. Alles selbst gekocht von Bettina. Noch Fragen? Das Rätsel um die Alten-WG löst sich beim Frühstück übrigens auch noch. Die beiden wirklich alten Herrschaften sind Jors Eltern 🙂
So. Dann schauen wir uns den Landy nochmal genauer. Dabei wird klar, dass doch einiges fehlt. Unsere Wüstenschuhe. Dirks Werkzeugkoffer. Der Sack mit unserer dreckigen Wäsche. Alles unschön, aber verkraftbar. Die Campingstühle sind allerdings auch weg. Ich fluche spontan, denn ohne Stühle ist Camping kein Spaß!
Als Jors das mitbekommt, beschließt sie sofort, dass wir ihre Campingstühle mitnehmen werden. Wir verweigern, das können wir nicht machen. Aber Widerstand ist zwecklos. Ich will die Stühle wenigstens bezahlen. Auch das wird mir verwehrt. So packen wir also zwei Stühle ein …
Uns passieren hier unten immer wieder Dinge, die keiner braucht. Aber jedesmal erleben wir auch sofort eine solche herzliche und einfach empathische Hilfsbereitschaft, die uns immer aufs Neue verblüfft. Trotzdem sind wir natürlich stinksauer auf die ****, die unseren Kram geklaut haben.
Und entgegen unserer sonstigen Art und trotz des sehr herzlichen Abschieds im @TheBay hängen wir die nächsten Stunden, passend zur dunklen Wolkendecke, eher finsteren Gedanken nach.
Hinweis am Rande, für alle, die das jetzt alles ganz fürchterlich finden: Die Geschichte ist hier noch nicht zu Ende … Sie geht ein paar Tage später weiter. Also erstmal weiterlesen 🙂
Als wir am frühen Nachmittag in Richtung Küste kommen, wird das Wetter besser. Unsere Stimmung auch. Wir haken diesen blöden Klau ab und freuen uns auf Skuinsklip. Jedoch nicht ganz uneingeschränkt … Camping an der südafrikanischen Atlantikküste. Das klingt nach Wind. Nach viel Wind. Und nach Fröstel-Temperaturen. Zumal die letzten Tage ja nicht gerade durch brütende Hitze aufgefallen sind.
Skuinsklip liegt im Namaqua National Park, der zu SANParks gehört. Also folgt am Gate das übliche Prozedere, das auch hier schnell und unkompliziert vonstatten geht. Und so haben wir nach ein paar Minuten unser Permit und dürfen den Schlagbaum passieren. Es geht eine kleine Düne hinauf, dann öffnet sich der Blick aufs Meer. Ist das schön hier!
Inzwischen strahlt die Sonne von einem blauen Himmel, der dunkelblaue Atlantik schickt meterhohe Wellen an die teils felsige, teils sandige Küste und mit all dem kontrastieren die grünen Büsche. Wir sind begeistert und tuckern fröhlich die gut zwanzig Kilometer bis nach Skuinsklip. Die angekündigten Tiefsand-Passagen sind tatsächlich etwas tricky, aber selbst mit normalem, sprich eigentlich zu hohem Reifendruck zu bewältigen.
Skuinsklip liegt herrlich etwas erhöht und wir können uns minutenlang gar nicht satt sehen. Ich muss jedenfalls erst einmal Fotos machen, während Dirk einen geeigneten Stellplatz für den Landy und damit das Zelt sucht (und findet:)). Die Campsites haben allesamt Windwälle und dahinter ist es herrlich warm und geschützt. Ein sehr guter Platz für ein Nachmitttagsbier!
Es ist deutlich weniger windig und auch bei Weitem nicht so kalt, wie wir befürchtet hatten. Kurz gesagt: Es ist herrlich! Wir genießen diesen Platz, die Aussicht auf den Atlantik und das Alleinsein. Und natürlich sind die Kameras hier im Dauereinsatz. Wir hatten zum Abendessen Rösti geplant. Aber Dirk überrascht mich damit, dass er Lieblingsnudeln kocht.
Was für ein Luxus. Allein im Nichts, ein gigantischer Blick und dazu leckerstes Essen mit einem guten Rotwein (wir gönnen uns den La Motte Cabernet Sauvignon). Wir essen etwas früher, um zum Sonnenuntergang in aller Ruhe Fotos und ein Zeitraffer-Video machen zu können. Leider zieht ein Wolkenband auf, das einen schönen Sonnenuntergang verhindert.
Davon lassen wir uns die gute Laune nicht verderben, wir lassen den Abend ausklingen und verziehen uns irgendwann bei mittlerweile zwar usseligen, aber immer noch unerwartet aushaltbaren Temperaturen ins Zelt.
Am Gate zum Namaqua Coastal Park
Ist das schön hier …
Und Pflanzen kann man hier auch fotografieren 🙂