Donnerstag, 22. September 2016
Wird er wohl anspringen? Diese Frage treibt uns morgens beide um. Bevor wir die Antwort darauf suchen, frühstücken wir aber erst einmal, so viel Zeit muss sein, schließlich haben wir keine Ahnung, wie lang der Tag wird und wann wir wieder etwas zu essen bekommen. Und ich schalte mein Handy ein, damit wir die SMS von Martin bekommen.
Die PIN war mir nachts wieder eingefallen, vier Ziffern eingegeben, SIM wird entsperrt. Wunderbar. Oder …?! PIN-Eingabe nicht korrekt. PUK zur Entsperrung notwendig. Wären wir nicht mitten in der namibischen Pampa, ich würde an die Versteckte Kamera denken. Wie wahrscheinlich ist es, bitteschön, dass zwei erwachsene Menschen binnen zwei Tagen ihre Handys sperren? Der eine aus Tranfunzeligkeit, die andere aufgrund aussetzender Hirntätigkeit. Wir hätten stattdessen Lotto spielen sollen, dann wären wir jetzt reich.
Ich ärgere mich derart über meine Blödheit, dass ich einen Moment lang heulen könnte. Lamentieren macht die Sache allerdings nicht besser, also Plan B. Dann würden wir eben gleich nochmal Martin anrufen und mit ihm besprechen, wo wir uns treffen. Zuerst muss allerdings der Landy anspringen und darauf hat er heute Morgen schlichtweg keine Lust. Nach schier ungezählten Versuchen lässt er sich dann aber glücklicherweise doch überreden …
Wir erreichen auf Farm Steinfeld zwar nur Ina, die gibt Dirk aber Martins Handynummer und mit dem verabredet sich Dirk dann an der Puma-Tankstelle kurz hinter Keetmanshoop. Wir müssen keine halbe Stunde warten, da kommt ein Pickup auf das große Tankstellen-Gelände gefahren und ein drahtiger, sofort sympathischer Typ kommt auf uns zu. Martin.
Er schaut unter die Motorhaube und beruhigt uns erst einmal. Das sähe alles gar nicht schlimm aus. Natürlich könnten wir mit dem Landy in den Richtersveld fahren, er würde ihn schon wieder in Ordnung bringen. Martin gefällt uns. Nicht nur wegen der guten Nachrichten, die er überbringt, er ist einfach total nett. Wir sollten einfach in Keetmanshoop besorgen, was wir noch brauchen, und dann zu ihm auf die Farm fahren. Er käme nachmittags nach und würde sich um den Landy kümmern.
Also gut. Wir kaufen in Keetmanshoop noch ein paar Lebensmittel ein, ziehen am Geldautomaten nochmal kräftig Bargeld (die Reparatur dürfte einiges kosten) und machen uns auf den Weg zur Farm. Dank Martins Optimismus sind auch wir schon wieder guter Laune und können uns trotz der nicht ganz so schönen Situation über die umso schönere Landschaft freuen. Hey, in dieser Ecke Namibias waren wir noch nicht, da wollten wir schon immer mal hin … Warum nicht hier und jetzt?!
Auf der Farm angekommen begrüßt uns „Tante Ina“, eine Seele von Mensch. Wir sollten uns einfach irgendwo auf der Farm (man bedenke die Größe namibischer Farmen) hinstellen und unser Camp aufschlagen. Martin habe uns schon angekündigt, er käme nachmittags und wenn wir bis dahin etwas brauchen würden, sollten wir einfach zu ihr kommen. Na dann machen wir das doch mal!
Nicht weit vom Farmhaus entfernt finden wir ein Plätzchen mit etwas Schatten und machen es uns bequem. Irgendwie finden wir die ganze Situation mittlerweile fast gut. Ganz schön schräg, aber Dirk bringt es auf den Punkt: „Wir wollten vor allem an einem schönen Fleckchen Erde alleine sein und campen. Das ist hier.“ Dazu kommt, dass rund um das Farmhaus ungezählte alte Landys in allen Variantionen stehen. Dirk zieht erst einmal mit der Kamera los …
Wie versprochen ist Martin nachmittags aus Keetmanshoop zurück, kommt vorbei und kümmert sich an Ort und Stelle mitten auf dem Feld um den Landy. Schon skurril, wenn da an einem Landy gehämmert und geschraubt wird, während man selbst im Campingstuhl daneben sitzt und die Aussicht genießt. Martin tauscht eine Pumpe aus und zumindest dieses sirrende Geräusch ist verschwunden.
Wegen des Anlassers meint Martin, dass läge vermutlich daran, dass nicht genug Druck aufgebaut würde. Wir sollten einfach mehrfach kurz anlassen, dann käme der nötige Druck schon. Mich überzeugt das ehrlich gesagt nicht wirklich, aber Dirk scheint die Erklärung nachvollziehbar zu finden.
Martin verspricht uns, am nächsten Morgen noch den ölverdreckten Motorraum sauber zu machen, dann könnten wir weiter. Wunderbar. Die Sonne ist inzwischen fast hinter dem Hügel verschwunden, es wird schattig und damit schnell kühl. Höchste Zeit für eine kurze Dusche, das Wasser konnte ein paar Stunden in der Sonne aufheizen und ist wunderbar warm.
Zum Abendessen gibt es heute Abend Rösti – sehr lecker! Und dann verziehen wir uns bald ins Zelt, denn es wird doch empfindlich kühl.