Samstag, 01. Oktober 2016
Wir haben ein bisschen Angst, dass der dicke Südafrikaner nochmal vorbeikommt. Er ist ja lieb und nett, aber wir möchten keine Freundschaft fürs Leben mit ihm schließen. Zügig bauen wir das Zelt ab und packen zusammen, dann fahren wir fröhlich winkend an ihm vorbei und verlassen die Campsite in Richtung Polentswa.
Es ist ein kühler, wunderschöner Morgen und wir sehen gleich mehrfach Kapfüchse. Das freut uns ganz besonders, weil wir schon lange nach diesen Tieren Ausschau halten, aber jedesmal, wenn wir dachten „Das ist ein Kapfuchs!“, dann entpuppte er sich schnell als Schakal. Ansonsten bleibt es ein eher ruhiger Game Drive und wir sind bereits gegen zehn Uhr in Dikbaardskolk, wo wir unser Frühstück nachholen.
Es bleibt so ruhig bis Nossob. In Cubitjie Quap liegen drei Löwen am Wasserloch, die sogar so nett sind, nicht nur regungslos zu schlafen, sondern sich zumindest kurzzeitig zu bewegen. In Kwang ist das Wasserloch von einer großen Schar Geier bevölkert – keine wirklich schönen Tiere, aber trotzdem ein faszinierender Anblick. Wir sind zufrieden mit den Sichtungen.
Und wir sind zufrieden mit unserer Campsite in Polentswa, wunderschön gelegen mit Blick über eine weite Ebene. Genau so, wie wir das mögen. Wir schlagen das Zelt auf, duschen und verbringen ansonsten die meiste Zeit damit, diesen Blick zu genießen. Und immer mal Ausschau nach „Petronella“ zu halten, einer Puffotter, die gemäß eines Reiseberichts im SANParks-Forum hier wohnt. Aber sie lässt sich nicht blicken. Was uns ganz recht ist.
Als wir gerade anfangen, uns wegen des so ungewohnt planmäßig verlaufenden Tages Sorgen über den Verbleib unseres kleinen Chaos-Trolls zu machen, da schlägt er wieder zu. Völlig unbedarft und ohne jeden Grund frage ich Dirk, ob er eigentlich wisse, wo denn der Wagenheber sei. Sein Blick spricht Bände. Das hatten wir uns bei der Wagenübernahme nicht zeigen lassen, zu genervt waren wir. Und wo soll so ein Wagenheber schließlich schon sein? Irgendwo im Auto.
Nur doof, dass wir ihn nicht finden. Ach, winkt Dirk ab, meist seien die Dinger hinter der Rücksitzbank verstaut. Geht, will nachschauen – und stellt fest, dass die Rücksitzbank zwar Scharniere zum Klappen hat, sich aber standhaft weigert, das auch zu tun. Wir schaffen es tatsächlich nicht, der Rücksitzbank das Geheimnis ihres Klappmechanismus‘ zu entlocken. Fast schon darwinesque, wenn man zwar zwei Ersatzreifen hat, aber kein Werkzeug, um sie aufzuziehen …
Für ein paar Minuten sind wir beide ziemlich genervt. Was soll das denn jetzt schon wieder? Vernünftigerweise können wir so nicht auf die Botswana-Seite des KTP fahren. Wenn wir da einen Platten haben, warten wir im Zweifel mehrere Tage, bis jemand mit dem richtigen Werkzeug vorbeikommt. (Randnotiz: Am 06. Oktober würde der dicke Südafrikaner in den Botswana-Teil fahren. Und der würde uns sicherlich liebend gerne retten.)
Dann aber siegt der uns inzwischen eigene Fatalismus über die Vernunft. Wir fahren. Und wenn wir unterwegs einen Platten haben, dann rufen wir mit dem Satellitentelefon den Manager on Duty bei Savanna an und der muss uns erklären, wo die Gerätschaften sind und wie man drankommt. Vernünftig geht anders, aber seit wann sind wir vernünftig?
Nachdem das geklärt ist, können wir uns endlich wieder dem Sonnenuntergang, unserem Rotwein und vor allem dem Elandfilet zuwenden, das lecker über dem Feuer brutzelt. Ätsch, du Chaos-Troll, uns kriegst du nicht!