Samstag, 24. Oktober 2015
Vor zwölf Jahren, auf unserer allerersten Namibia-Tour, waren wir an der Vingerklip. Seitdem irgendwie nicht mehr – sie liegt dann noch nicht ganz an den Routen, die wir üblicherweise fahren, und ehrlich gesagt ist sie jetzt auch nicht soooo wahnsinnig spektakulär. Aber heute kommen wir fast direkt daran vorbei und haben sowieso ganz viel Zeit, weil die Etappe nach Bambatsi extrem kurz ist. Also werden wir den Abstecher dorthin auf jeden Fall machen und dann zu Hause vergleichen, ob und wenn ja wie sich die Gegend verändert hat.
Erst einmal wird aber gefrühstückt; ohne Frühstück geht hier gar nichts. Dann stocken wir noch einmal Vorräte auf, was in Kamanjab dank Impala Meat Market und sehr ordentlich sortierten Supermarkts überraschend gut funktioniert. Nur einen Geldautomaten finden wir nicht auf Anhieb; macht nichts, fahren wir eben in Khorixas vorbei. Da kennt unser Navi einen ATM und der ist offenbar auch der Touristentreff schlechthin, gleich drei andere Touris ziehen vor Dirk Geld – ich befürchte insgeheim, dass das Geld alle ist, bis Dirk an der Reihe ist. Es reicht aber noch für uns 😉
Also dann: auf zur Vingerklip! Wir zahlen am Gate zur Vingerklip Lodge 10 N$ Eintritt pro Person und fahren zu dem kleinen „Parkplatz“. Damals waren wir in der fiesesten Nachmittagshitze von der Vingerklip Lodge rübergelaufen. Wirklich bescheuert! Diesmal hingegen … ist es kurz vor eins, als wir da sind 🙂 Aber vom Parkplatz aus ist der Weg deutlich kürzer. Trotzdem geraten wir arg ins Schwitzen und können uns gar nicht vorstellen, wie wir das damals überlebt haben.
Die Vingerklip selbst ist tatsächlich ganz witzig, nicht mehr und nicht weniger. Aber der Blick von dort oben über das Tal und auf die Ugab-Terrassen ist einfach toll. Der Abstecher hat sich gelohnt. Und wenn wir wetten sollten, dann würden wir sagen, dass die alten Fotos bei Weitem nicht so viel (grüne) Vegetation zeigen, wie wir sie derzeit hier vorfinden. Mal sehen, ob das eine gewonnene Wette gewesen wäre … Nachtrag von zu Hause: Wette verloren! Die Bilder sehen fast identisch aus.
Es ist nur noch eine gute halbe Stunde Fahrt bis Bambatsi, so dass wir schon sehr früh am Nachmittag dort ankommen. Toll, dann haben wir ja mal richtig viel Zeit auf der Campsite. Von wegen. Inge begrüßt uns mit den Worten: „Ihr könnt da jetzt noch nicht hoch. Da ist kaum Schatten und es ist viel zu heiß!“ Aha. So richtig prickelnd finden wir diese Ansage im ersten Moment nicht. Das dauert allerdings nicht lange, denn auf Bambatsi lässt es sich auch am Haupthaus prima aufhalten.
Der Blick vom Farmhaus ist schlichtweg schön. Und wir lernen gleich noch etwas in Sachen Botanik. Schon auf der Fahrt nach Bambatsi hatten wir uns über das viele frische Grün an den Bäumen gewundert und uns gefragt, ob es hier vielleicht doch geregnet hat. Nein, erklärt uns Inge. Alles, was da schon grünt, sind Mopane-Bäume. Die treiben dank gespeicherten Wassers schon vor dem ersten Regen aus. Mopane. Schon wieder. Langsam faszinieren uns diese Bäume, denn auf Syncro haben wir schon gelernt, dass Mopane auch „Steinholz“ genannt wird, weil es so unglaublich hart ist und splittert. Und dass es ein grandioses Feuerholz ist.
Wir machen uns also einen schönen Nachmittag am Farmhaus, den klassischen Kaffee und Kuchen inklusive. Das bringt uns (mal wieder) auf den Gedanken, dass wir öfter auf Farmen übernachten müssten. Irgendwie ist es da immer so schön heimelig. Wir unterhalten uns eine Weile mit Inge und einem Schweizer und seinem Sohn, machen es uns dann im Schatten in den Liegestühlen bequem – und gegen fünf meint dann auch Inge, dass wir jetzt wohl mal zur Campsite fahren könnten.
Henrik, einer der Arbeiter, fährt in einem genialen uralten Landy voraus und zeigt uns den Weg. Oben angekommen sind wir schlichtweg sprachlos. Vor allem ich war wegen dieser letzten Etappe etwas angespannt. Was, wenn Bambatsi sich als mittelmäßig herausstellen würde? Es sollte doch der wunderbare Abschluss einer grandiosen Tour sein. Und dann eine „ist ganz ok“-Campsite? Das würde mich frustrieren. Meine Bedenken sind jedoch einfach nur überflüssig. Das Camp Biro auf Bambatsi ist ein mehr als würdiger Abschluss dieser Tour.
Noch höher gelegen als das Farmhaus haben wir einen gefühlt endlosen Blick in die Ebene. Die Campsite ist liebevoll angelegt, mit einer von mir so heiß geliebten Freiluftdusche, einer wirklich windgeschützt gemauerten Feuerstelle und einem Campingklo mit Aussicht. Wir staunen erst einmal eine Weile, bevor wir uns ans Grillen machen. Ja, genau so hatte ich mir das vorgestellt!