Alarm, Alarm! Fehlalarm?!

Donnerstag, 15. Oktober 2015

auf dem Weg nach Purros

Seit etwa einer Woche behauptet Dirk, so ein Landy sei ja eigentlich gar nicht dafür gemacht, offroad durchs Gelände zu fahren. Ja, er meint das scherzhaft, seit der Landy mal wieder völlig unmotiviert Öl am Hinterreifen abgesondert hat. Aber an Tagen wie diesem bin ich geneigt, ihm ganz im Ernst zuzustimmen. Dabei war bis kurz vor Purros alles bestens.

Der Wind hatte irgendwann aufgehört und die Nacht war wärmer gewesen, als wir befürchtet hatten. Als wir heute Morgen aufstehen, sind wir bei Weitem nicht so durchgefroren wie an den beiden Tagen zuvor. Zum Frühstücken ist es uns so ungeschützt oben auf dem Blackridge-Plateau aber doch zu kühl, deshalb packen wir wie auch schon vor zwei Jahren fix unseren Kram zusammen und nehmen die Strecke nach Purros in Angriff. Es sind 146 Kilometer reinstes Offroad-Fahren, gut sieben Stunden sind dafür einzuplanen. Trotzdem schreckt uns das nicht, denn wir haben die Route als sehr abwechslungsreich und schön in Erinnerung.

Wir rumpeln durch die Flussbetten, bewundern Landschaft und Tiere im schönsten Morgenlicht und hoffen natürlich insgeheim wieder auf einen Leoparden. Überraschenderweise kommt keiner … Hätten wir wieder einen gesehen, dann wäre das allerdings auch ein deutliches Zeichen gewesen, dass wir intensiver Lotto spielen müssten 😉 Die Strecke ist, wie so oft in Flussbetten, zwar steinig und wellblechig, lässt sich aber gut fahren. Nach gut zwei Stunden kommen wir an den Hoanib mit seinem breiten Flussbett und dem fast schon weißen Sand.

Wir mögen den Hoanib und beschließen, heute in seinem Flussbett zu frühstücken. Der Wind ist zwar noch kühl, aber in der Sonne ist es bereits kuschelig warm. Also Tisch und Stühle raus, Kaffeewasser aufgesetzt, so muss Frühstück sein. Links die Elefantenknödel, rechts die Springbockköttel und dazwischen der gedeckte Frühstückstisch. Glaubt es oder lasst es: Wir lieben das! (Zumindest wenn die Elefantenkacke nicht mehr warm ist und stinkt 😉 )

Die Strecke führt uns aus dem Hoanib hinaus und auf eine fürchterliche, gefühlt einen Kilometer breite Wellblechpiste. Die haben wir vom letzten Mal noch in unglaublich schlechter Erinnerung – und sie ist seither nicht besser geworden. Wir fügen uns in unser rütteliges Schicksal und sind froh, als wir nach gut dreißig Kilometern endlich abbiegen können. Da wird es dann ein bisschen besser …

Trotz Wellblechs und doch langer Strecke genießen wir die Fahrt; schlichtweg weil die Landschaft schön ist und vor allem immer mal wieder wechselt. Da fällt man nicht irgendwann ins Delirium und will nur noch ankommen. Wir freuen uns schon auf die Fahrt durch den Hoarusib und die damit verbundenen (völlig harmlosen) Wasserdurchfahrten. Als wir ankommen ist da – richtig geraten, kein Wasser. Wo beim letzten Mal die ersten kleinen Rinnsale geflossen sind, ist jetzt Sand, Sand, Sand. Staubtrocken.

Wir sind ein klitzeklein wenig enttäuscht, denn wir hätten doch auch so gerne mal mit der GoPro eine Wasserdurchfahrt gefilmt. Na ja, so ist das eben, es lässt sich nicht ändern. Und grundsätzlich ist das grüne Tal des Hoarusib ja auch ohne Wasser sehr schön. Am Ende des Tals gibt es einen ganz charakteristischen Einschnitt zwischen zwei großen Felsen. Dahinter, so erinnern wir uns, wurde es beim letzten Mal trockener, es gab kaum noch Wasser. Diesmal verkehrte Welt. Hinter dem Einschnitt wird es richtig feucht und wir kommen immer wieder durch Wasser.

Yippie, dann können wir das ja doch noch filmen und fotografieren. Die GoPro haben wir ganz MacGyver-mäßig (hallo Tilo 😉 ) in einen Frischhaltebeutel gepackt und können so filmen, wie der Landy durchs Wasser und anschließend über die Kamera saust. Wir sind gespannt, ob das später so spektakulär aussieht, wie wir uns das vorstellen. Dirk gibt alles und vor allem Gas, damit das Wasser auch schön hoch spritzt. Das machen wir einmal (Kamera schief), zweimal (Kamera umgefallen), dreimal (ja, das muss gut gewesen sein.) Dann reicht es, wir sind auch fast schon in Purros.

Und da beschließt der Landy, dass er wieder einmal Diva spielen muss. Mitten im Fahren geht plötzlich die Alarmanlage los. Wir wissen nicht, warum. Und wir wissen auch nicht, wie wir sie zum Schweigen bringen können. Motor an, Motor aus. Zentralverriegelung zu, Zentralverriegelung auf. Nichts hilft. Immer wieder heult sie los. Dirk beschließt, zum letzten Mittel zu greifen und die Sicherung abzuklemmen. Sicherung Nr. 8, sagt das Handbuch. Sicherungsklappe auf, wo ist die Nummer 8? Äh, moment mal. Es herrscht Ruhe … Kein Alarm mehr. Aha. Wir haben gelernt, solche Dinge hinzunehmen. Wer freiwillig Landy fährt, ist selbst schuld 😉

Bevor wir zur Community Campsite in Purros fahren, suchen wir die Tankstelle, die in Tracks4Africa verzeichnet ist. Unser Navi kennt einen „Container Fuel Stop“ und genau so sieht das auch aus. Nein, wir lassen das mit dem Tanken mal. Bis Opuwo reicht unser Sprit sicherlich noch, wir haben ja zum Glück zwei volle Ersatzkanister dabei. Also endlich zur Campsite. Die gefällt uns auch beim zweiten Mal noch richtig gut. Diesmal bekommen wir Platz Nr. 3 und der ist super. Mit einem riesigen Kameldornbaum in der Mitte, schön viel Platz drumherum und die Toilette und Dusche wie beim letzten Mal versteckt unter einem „Nachbarbaum“.

Endlich einmal wird es nicht schon vor Sonnenuntergang erbärmlich kalt. Wir genießen das in vollen Zügen, grillen in aller Ruhe und schaffen es dann sogar noch, Sternenfotos zu machen. Ich beschränke mich auf die Touristen-Variante: Lagerfeuer, Zelt, Sternenhimmel. Dirk versucht sich am Hantelnebel und an der Milchstraße. Irgendwie sehen meine Versuche erfolgreicher aus 🙂 Aber ich halte mich mit Lästereien besser erst einmal zurück, denn das, was Dirk da versucht hat, erfordert zwingend Nacharbeit am Rechner. Und bevor die nicht gelaufen ist, sage ich dazu gar nichts!

 

Frühstück im Hoanib

Frühstück mitten im Hoanib

Wasserdurchfahrt im Hoarusib

Doch noch Wasser im Hoarusib

Sonnenuntergang in Purros

Sonnenuntergang in Purros