Kaum waren wir abends ins Zelt gekrabbelt, da fing ganz in der Nähe ein Löwe an zu brüllen. Endlich! Wir hatten diesen Sound nämlich wirklich vermisst. Die beiden Deutschen auf der Campsite nebenan hatten das natürlich auch gehört, ebenso wie die Tatsache, dass sich der Löwe im Lauf der Nacht brüllenderweise Richtung Norden entfernte.
Es war klar: Die beiden wollten den Löwen sehen und waren vom Jagdfieber so gepackt, dass sie schon um kurz nach halb sieben von der Campsite rollten. Dummerweise sehen die Parkregeln vor, dass das Gate (das auf botswanischer Seite nur imaginär vorhanden ist) im April erst um sieben Uhr geöffnet wird. Es kam, wie es kommen musste, die beiden wurden prompt unten im Flussbett von einem Ranger gestellt und dazu verdonnert, bis um sieben Uhr dort stehen zu bleiben.
Also tranken sie eine Tasse Kaffee – beim letzten Schluck trafen wir sie dann und ließen uns die Story erzählen. Ob wir nicht mitkommen wollten auf die Löwensuche, acht Augen sähen schließlich mehr als vier. Kurzes Zögern und dann die Stimme der Vernunft vom Fahrersitz: Nein, wir mussten erst einmal nach Twee Rivieren und offiziell aus Botswana ausreisen. Danach ginge es für uns dann Richtung Mata Mata. Ich hoffe, die beiden haben „ihren“ Löwen gefunden.
Was sitzt denn da im Baum?
Letztlich hatte Dirk ja Recht. Und manchmal ist es sogar gut, wenn er Recht hat, auch wenn ich es hasse, das zuzugeben. Also Bürokratie statt Löwengebrüll. Stempel im Pass, alles problemlos wie immer. Auf nach Mata Mata und unterwegs vielleicht doch noch ein paar Tiere sehen. Wir litten langsam an Mangelerscheinungen. Es war schon später Vormittag, unsere Erwartungen waren nicht allzu groß, die geheimen Hoffnungen natürlich schon.
Und dann entdeckten wir sie, gleich drei auf einmal: Eulen! Das war eine geniale Sichtung, Eulen hatten wir im KTP schon lange gesucht. Dirk hatte mal wieder die Spuren gesehen. Also die der Reifen, nicht die der Eulen. Chaotische Reifenspuren sind immer ein Zeichen, dass man sich mal genauer umschauen sollte. Und während Dirk die Büsche absuchte, schaute ich rein zufällig in den Kameldornbaum …
Prima, mit dieser Sichtung waren wir mehr als zufrieden. Es waren zwar keine Löwen oder Geparden, aber drei Eulen in einem Baum, das war durchaus beachtlich. Dann allerdings winkte uns ein Mann, wir sollten doch mal kurz anhalten: Auf dem Weg nach Mata Mata gäbe es Geparden und Löwen, letztere am 14. Bohrloch. Konnte das wahr sein? KTP-Effekt, sage ich da nur.
Neun auf einen Streich
Um es kurz zu machen: Die Geparden haben wir leider nicht mehr gefunden, aber die Gruppe aus neun Löwen fanden wir schlafend unter einem Baum. Faul, wie Löwen nun mal so sind. Wir beschlossen, am Nachmittag noch einmal vorbeizukommen, hoffend, dass die Katzen dann etwas aktiver sein würden.
In Mata Mata erlebten wir eine weitere ausgesprochen positive Überraschung: Wir hatten eines der neuen River Front Chalets gebucht und waren begeistert. Groß, hell, sehr schön eingerichtet und mit einer großen Terrasse, von der aus man fast hautnah den durchs Flussbett ziehenden Tieren zuschauen konnte. Wirklich tolle Unterkünfte und kein Vergleich zu den dunklen, abgewohnten, irgendwie immer leicht siffigen Hütten in Nossob und in Twee Rivieren.
Wir verbummelten den Nachmittag und machten uns gegen 16 Uhr wieder auf den Weg zum 14. Bohrloch. Sie waren noch da – nur die Sonne war weg. So ein Mist. Dieses Wetter im KTP fing schon wieder an wie im letzten Jahr. Immer dichtere Bewölkung, die das ganze Fotolicht schluckte. Allzu dramatisch war das allerdings nicht, denn die Löwenbande machte erst Anstalten sich zu bewegen, als wir langsam aufbrechen mussten, um die „gate closing time“ um halb sieben zu schaffen.
Wir waren trotzdem mehr als zufrieden mit diesem Tag und ließen den Abend bei einem Delheim Pinotage und Sahne-Cashew-Nudeln mit Kudu Sirloin ausklingen. Menschenskinder, was ging es uns schon wieder schlecht …